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Wo man in Klubs mit dem Telefon zahlt: Ex-Linke-Chef Krämer lebt nun in Südafrika

Viele Autos, hohes Sicherheitsbedürfnis und viel Müll: Einiges findet Ex-Linke-Chef Sascha Krämer durchaus gewöhnungsbedürftig an seiner neuen Heimat. Aber Johannesburg hat für ihn durchaus seine Vorzüge.

Potsdam - Einige Tage war der frühere Linke-Kreischef Sascha Krämer wieder in Potsdam – zu Weihnachten waren seine Frau, sein jetzt fast zwei Jahre alter Sohn Philip und er zu Besuch. Aus beruflichen Gründen, seine Frau hatte einen Job bei der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Johannesburg erhalten, leben die beiden nun für zwei Jahre in der südafrikanischen Metropole.

Krämers erstes Fazit fällt gemischt aus – so ganz anders als in Potsdam sei das Leben in der mehr als 13 000 Kilometer entfernten Vier-Millionen-Einwohner-Stadt, wie er den PNN sagte: „Johannesburg ist fast eine reine Autofahrerstadt.“ Es gebe zwar einen öffentlichen Nahverkehr, „der ist aber so teuer, dass er ungenutzt bleibt“. Fahrräder würde eher als Sportgeräte und nicht als normales Fortbewegungsmittel wie in Potsdam wahrgenommen. Dazu werde viel mehr Müll produziert. Gewöhnungsbedürftig sei auch das hohe Bedürfnis nach Sicherheit. „Hohe Mauern schützen die Häuser, ständig patrouillieren private Sicherheitsdienste in den Vierteln.“ Auch das Gefälle zwischen Armen und Reichen sei riesig, deutlich größer jedenfalls als in Potsdam.

„Die Ferne relativiert so manche in Potsdam hart geführte Debatten“

Toll sei dagegen die allgemeine Kinderfreundlichkeit. „Überall gibt es Spielplätze oder Familienrestaurants.“ In Sachen Digitalisierung sei die Metropole einer Stadt wie Potsdam um Lichtjahre voraus. Mit Bargeld werde kaum noch gezahlt, stattdessen vielfach, selbst abends in Klubs, mit dem Smartphone. Auch das friedliche Nebeneinander der verschiedenen Religionen im öffentlichen Leben sei bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert aus Sicht von Krämer: Es gebe erstaunlich viele Freiräume für Kreative, Gastronomen und Kulturschaffende – und innovative preiswerte Wohnungen aus zum Beispiel übereinander gestapelten Schiffscontainern.

Und Potsdam? Die Regionalpresse liest Sascha Krämer auch in der Ferne, der 40-Jährige hatte auch einen beträchtlichen Anteil an der Aufstellung der Linken-Oberbürgermeisterkandidatin Martina Trauth. Und bei seiner eigenen Partei vermisst der frühere Kreisvorsitzende, dass dort einige Themen wie die Zukunft des Seesportclubs, für die er gekämpft hatte, nicht konsequent weiterverfolgt würden: „Aber ich komme ja wieder.“ Und noch eine Lehre hat Krämer aus dem Auslandsaufenthalt gezogen: „Die Ferne relativiert so manche in Potsdam hart geführte Debatten.“ Am heutigen Mittwoch geht es per Flugzeug zurück in das neue Zuhause.

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