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Das GeoBioLab des Geoforschungszentrums ist bereits im Bau.

© Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten

Wissenschaft in Potsdam: Neue Räume fürs Geoforschungszentrum

Das Geoforschungszentrum ist das größte Institut auf dem Telegrafenberg - und platzt aus allen Nähten. Schritt für Schritt bekommen die Forscher nun mehr Platz.

Von Peer Straube

Potsdam - Erdbebenforschung, Untersuchung vulkanischer Aktivitäten, Tsunami-Früherkennung – die wissenschaftliche Bandbreite des Geoforschungszentrums (GFZ) auf dem Telegrafenberg ist vielfältig. Mit rund 1300 Mitarbeitern ist das GFZ nicht nur die größte außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtung des Landes Brandenburg, es ist auch einer der größten Arbeitgeber in Potsdam.

Im Februar kann ein sanierter Gebäudekomplex bezogen werden

Dass das GFZ, das seine Tätigkeit vor 26 Jahren mit etwas mehr als 300 Mitarbeitern begann, längst aus allen Nähten platzt, ist bekannt. In den nächsten Jahren soll dieses Problem nun Schritt für Schritt gelöst werden. Bereits im Februar könne das Institut einen Gebäudekomplex außerhalb des Wissenschaftsparks, in der Albert-Einstein-Straße, beziehen, erklärte Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstand des GFZ, am Montag auf der traditionellen Bilanzpressekonferenz. 

Reinhard Hüttl leitet das Geoforschungszentrum Potsdam.
Reinhard Hüttl leitet das Geoforschungszentrum Potsdam.

© GFZ Potsdam

Die Immobilie wurde früher vom Brandenburger Umweltministerium genutzt und in den letzten drei Jahren für 3,25 Millionen Euro saniert und umgebaut. 2,5 Millionen Euro davon hat das Land zur Verfügung gestellt. Auf den knapp 3000 Quadratmetern Nutzfläche sollen künftig rund 120 Wissenschaftler der Abteilung Geophysik arbeiten. 
Ebenfalls im Bau ist wie berichtet das GeoBioLab, dessen Grundstein im November gelegt wurde. In dem 13 Millionen Euro teuren Gebäude sollen sich nach der Fertigstellung im Dezember 2020 rund 50 Wissenschaftler mit der Erforschung mikrobiellen Lebens tief unter der Erdkruste beschäftigen. 

Das GFZ errichtet den letzten Neubau auf dem Telegrafenberg

Leicht geändert haben sich die Pläne für das sogenannte Haus A43 am südwestlichen Rand des Wissenschaftsparks. Das Gebäude, das noch bis vor Kurzem vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) genutzt wurde, sollte nach dessen Auszug eigentlich abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Nun habe man sich jedoch entschieden, das Bestandsgebäude fünf Jahre lang interimsweise zu nutzen, sagte GFZ-Sprecher Josef Zens den PNN. In diesem Jahr sollen entsprechende Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden, danach biete das Haus Platz für 60 Mitarbeiter. Bereits dort untergebracht sind Teile der Verwaltung, das Baubüro für das GeoBioLab und verschiedene Dienstleister. 

Erst nach Ablauf der fünf Jahre soll das Gebäude abgerissen und an seiner Stelle ein Neubau errichtet werden, über dessen Architektur ein Wettbewerb entscheiden soll. Kostengründe hätten zu der Verschiebung geführt, sagte Zens. Auch wenn man für Bauprojekte Zuschüsse bekomme, müsse das GFZ doch stets einen erheblichen Teil selbst aufbringen. „Wir müssen uns das zusammensparen“, so der Sprecher.

Der Abriss des aus den 1960er-Jahren stammenden AWI-Gebäudes und der anschließenden Neubau bilden den Schlusspunkt der Bautätigkeit auf dem Telegrafenberg. Weitere Neubauten dürfen auf dem denkmalgeschützten Gelände nicht mehr errichtet werden. 

Der Brauhausberg wird später bebaut

Für das GFZ, das als größte Forschungseinrichtung vor Ort auch den größten Raumbedarf hat, gibt es aber standortnah noch eine weitere Bauoption. Ein rund 16 000 Quadratmeter großes Grundstück hat das Land dem Institut wie berichtet auf dem Brauhausberg zur Verfügung gestellt. Das Areal – ehemalige Garagenflächen neben dem „Kreml“, dem alten Landtag – werde erst entwickelt, wenn alle Baumaßnahmen auf dem Telegrafenberg abgeschlossen sind, erklärte Zens. „Frühestens in sieben bis neun Jahren“ werde sich dort etwas tun. 

2018 war für das GFZ ein Rekordjahr: Mit der Ausgründung von drei Unternehmen brachte das Institut so viele Start-ups hervor wie noch nie binnen zwölf Monaten. Das Unternehmen DynaFrax biete seismische Gefährdungsanalysen auf Basis von 3D-Computersimulationen an, die Firma GeoBM habe ein Programm entwickelt, um die Position von Navigationssatelliten hochpräzise zu bestimmen und QuakeSaver schließlich produziere Hard- und Software für die Erdbebensicherheit von Gebäuden und Menschen. 

Ein Schwerpunkt liegt auf der Erdbebenforschung

Einer der Forschungsschwerpunkte in diesem Jahr liegt im Bereich der Seismologie. Nachdem 2018 bereits erste, sehr erfolgreiche Tests gezeigt haben, dass sich Glasfaserkabel, die eigentlich für die Telekommunikation gedacht sind, auch für die Erdbebenforschung nutzen lassen, soll es dazu nun weitere Untersuchungen geben. Eine spezielle Technik ermöglicht dabei Messungen von Erschütterungen an den Kabeln, die auf Erdbeben- oder Vulkantätigkeit schließen lassen. Aktuell fänden Messungen am Ätna statt, Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) würdigte beim anschließenden Neujahrsempfang die Leistung des Instituts, das zur Forschungsgemeinschaft der Helmholtz-Zentren zählt. Mit seinen Forschungsgebieten und -erfolgen genieße das Haus einen exzellenten Ruf in der Geo-, Bio- und Klimaforschung, so Münch.

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