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Modern. So soll der Forschungsbau einmal aussehen.

© Heinle, Wischer & Partner

Wissenschaft in Potsdam: Ein Haus für die mikrobielle Forschung

Das Geoforschungszentrum in Potsdam feiert die Grundsteinlegung für das neue GeoBioLab. Die Fertigstellung ist für 2020 geplant.

Von Birte Förster

Potsdam - Dass tief unter der Erdoberfläche, bis zu drei Kilometer ins Erdinnere hinein, reges Leben herrscht, ist eine noch relativ neue Erkenntnis. Seit dem Jahr 2012 widmet sich der Bedeutung der dort lebenden Bakterien die Sektion Geomikrobiologie des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) auf dem Potsdamer Telegrafenberg. Um diesem noch jungen Forschungszweig den nötigen Raum für die Untersuchung mikrobieller Prozesse zu geben, starteten 2014 die Planungen für ein sogenanntes GeoBioLab, dem „Helmholtz-Labor für integrierte geowissenschaftlich-biologische Forschung“. Nach einigen Verzögerungen wurde auf dem Telegrafenberg am Donnerstag der Grundstein für den 1626 Quadratmeter großen Neubau gelegt. „Das GeoBioLab ist eine wichtige Weiterentwicklung am GFZ“, sagte Professor Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstandvorsitzender des GFZ, in seiner Ansprache.

Der Neubau biete eine Erweiterung der wissenschaftlichen Methoden im Bereich der Geomikrobiologie, sagte Professor Dirk Wagner, Leiter der GFZ-Sektion Geomikrobiologie. Das Bauvorhaben sei eine wichtige Ergänzung zu den anderen Forschungsfeldern am GFZ. „Manche Phänomene in der Natur lassen sich nicht verstehen, wenn man sie nicht mit anderen Disziplinen verknüpft“, betonte Wagner. Geplant sei daher, die Zusammenarbeit mit den anderen geowissenschaftlichen Disziplinen weiter auszubauen.

Der Neubau soll über 15 moderne Labore verfügen

Der Neubau soll über 30 Büroräume mit insgesamt 50 Arbeitsplätzen verfügen sowie etwa 15 Labore, sagte Architektin Katja Döpke vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner. Dabei sollen die Labore auf mehreren Etagen den Kern des GeoBioLabs bilden, während die Büroräume außen herum verlaufen. Dazu kämen ein Serverraum sowie ein Seminarraum. Vorgesehen sind laut Döpke außerdem Fassadenelemente aus Keramik sowie raumhohe Fenster.

„Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Aspekt der Nachhaltigkeit“, erklärte die Architektin. So werde zum Beispiel die Abwärme vom Serverraum für die Lüftung der Labore genutzt. Außerdem werde das Gebäude energieeffizient gestaltet. Eine Besonderheit sei auch die Veränderbarkeit und Flexibilität des Gebäudes. Man könne schnell nachinstallieren, so Döpke, „ohne, dass die Mitarbeiter dadurch gestört werden“. Auch bei den verwendeten Rohstoffen – auf lösemittelhaltige Materialien wird verzichtet – werde nachhaltig gedacht, aber genauso auch in puncto Mobilität. Denn neben dem Gebäude sollen laut Döpke künftig auch Fahrradstellplätze für die Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Das geplante Gebäude sei nach den Kriterien der Silber-Zertifikation nach dem Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude“ konstruiert worden, so die Architektin. Die Fertigstellung sei für 2020 geplant.

13 Millionen Euro stellen Bund und Land zur Verfügung

Die Inbetriebnahme des Gebäudes, für das Bund und Land 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben, beginnt somit später als ursprünglich geplant. Die Genehmigungsverfahren im Denkmalschutz und im Landschaftsschutz hätten die Grundsteinlegung verzögert, erklärte GFZ-Vorstandsvorsitzender Hüttl. Bestimmte Vögel- und Pflanzenarten müssten auf dem Telegrafenberg berücksichtigt werden. Außerdem befinde sich dort das Königlich Preußische Observatorium, so Hüttl. Laut Vorschrift dürfe kein neues Gebäude größer sein. „Das braucht bestimmte Genehmigungsverfahren.“

Nach der Fertigstellung des Neubaus sollen die Forschungen zur tiefen Biosphäre sowie zu den Wechselwirkungen mit der Geosphäre und dem Klima weiter vorangetrieben werden. Wissenschaftler könnten in den modernen Laboren mikrobielle Methoden anwenden, etwa entsprechende Bakterien-Kulturen anlegen, erklärte Hüttl. Lebende Organismen würden dort entstehen, sodass Proben entnommen werden könnten, um verschiedene Prozesse zu untersuchen. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hätten Experten die Bedeutung für die Geoforschung erkannt. Bis zu drei Kilometer tief in der Erde seien Mikroorganismen und eine Biomasse ähnlich wie an der Erdoberfläche vorhanden, so der Wissenschaftler. „All diese Aspekte kann man nicht nur chemisch und physikalisch untersuchen.“

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