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Wie es im Streit um die Garnisonkirche weitergeht: Geldsegen für den Wiederaufbau?

Starthilfe für die Garnisonkirche: Die Garnisonkirchen-Stiftung hofft auf fünf Millionen Euro von der Landeskirche. Außerdem rückt der Vorschlag, dass 25 Potsdamer über die Zukunft der umstrittenen Garnisonkirche mitentscheiden sollen, wieder in den Fokus.

Potsdam - Die Stiftung für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Garnisonkirche hofft auf fünf Millionen Euro von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo). „Die Gespräche laufen, der Kirchenleitung haben wir unser Projekt vorgestellt“, sagte der Kommunikationsvorstand der Garnisonkirchenstiftung, Wieland Eschenburg, am Sonntag auf PNN-Anfrage. Die Form der „Starthilfe“, wie er es nannte, sei noch unklar – denkbar sind also eine Bürgschaft, ein Kredit oder eine direkte Hilfe. Eschenburg sagte, er sei „guten Mutes“, dass in den ersten Monaten des Jahres „positive Signale“ von der Kirchenleitung kommen könnten.

Baustart für den Kirchturm könnte näher rücken

Damit könnte der von der Stiftung erhoffte Baustart für den 88 Meter hohen Turm im Jahr 2017 – dem Reformationsjubiläum – näher rücken. Für das Bauwerk werden insgesamt 40 Millionen Euro veranschlagt, allein zwölf Millionen sind im Bundeskulturhaushalt für das „Projekt nationaler Bedeutung“ bereitgestellt. Mit den möglichen fünf Millionen Euro der Landeskirche würden für den Turm noch rund 12 Millionen Euro benötigt, wie Eschenburg vorrechnete. Die Ekbo-Hilfe wäre aus seiner Sicht auch ein Zeichen für potenzielle Spender: Die machten ihr Engagement auch von einem erkennbaren Beitrag der Kirche abhängig. Zudem wachse die Spendenbereitschaft, je wahrscheinlicher ein Baustart werde.

Wie berichtet hatte der Bischof der Landeskirche, Markus Dröge, bei der Landessynode im November als Bedingung für finanzielle Hilfe einen Verzicht „auf eine vollständige historisierende Wiedererrichtung“ der Kirche gefordert. Das Gesamtkonzept müsse neben der historischen Kontinuität durch den Wiederaufbau des Turms den Bruch mit der Tradition zum Ausdruck bringen, so der Bischof. Bei der Synode wurden auch die fünf Millionen Euro angesprochen, so Eschenburg. Er betonte, der Bruch werde bereits mit dem Turm und dessen Nutzungskonzept als Versöhnungszentrum vollzogen – etwa mit einer deutlich größeren Kapelle und weiteren Räumen. Sollte das Kirchenschiff noch gebaut werden, müsste es sich an diese neuen Vorgaben anpassen. Doch zunächst stehe der erste Bauabschnitt des Turms im Fokus, „über alles Weitere muss man danach reden.“

Einen Widerspruch zum einstigen Anspruch des Wiederaufbauprojekts, dieses vornehmlich aus privaten Mitteln zu finanzieren, sieht Eschenburg auch mit den möglichen Ekbo-Millionen nicht. Fakt sei zwar, „dass bis heute nicht die erforderliche Summe zusammengekommen ist“. Damit dürfe aber nicht der Bau an sich infrage gestellt werden. Bei Projekten dieser Größe sei es üblich, über größere Zeiträume hinweg mit allen potenziellen Partnern zu sprechen, so Eschenburg.

25 Potsdamer sollen doch über Garnisonkirche mitentscheiden

Unterdessen könnte im Bürgerdialog zur Garnisonkirche nun doch der von der Stadtspitze unterbreitete Vorschlag zum Tragen kommen, wonach 25 zufällig ausgewählte Potsdamer über das seit Jahren umstrittene Projekt wesentlich mitentscheiden. Diese Idee, ein sogenanntes Bürgergutachten, müsse man ernsthaft prüfen, wie Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg jetzt den PNN sagte. Damit verbinde sich „die Chance, nach einer intensiven Diskussion einen tragfähigen Lösungsansatz für das weitere Vorgehen zu finden“.

Wie berichtet sollen die Ausgewählten auf Kosten der Stadt zunächst das Pro und Contra des Wiederaufbaus erläutert bekommen, dann sollen sie einen Kompromiss-Vorschlag machen. Vor drei Wochen noch hatte Linke-Kreischef Sascha Krämer diese Idee abgelehnt und eine unverbindliche Bürgerbefragung gefordert. Scharfenberg sagte nun, das Bürgergutachten könne Grundlage für eine solche Befragung sein. Da die SPD bereits ihre Zustimmung für ein Bürgergutachten signalisiert hat, könnte der von Befürwortern und Gegnern eines Wiederaufbaus bisher unisono kritisierte Vorschlag nun doch eine Mehrheit in der Stadtpolitik finden. Im Hauptausschuss am Mittwoch steht das Thema auf der Tagesordnung.

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