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Weniger Baugenehmigungen erteilt: Potsdamer Wohnungsmarkt wird wohl noch angespannter

Im vergangenen Jahr wurden in Potsdam deutlich weniger Neubauten genehmigt. Der Markt könnte künftig deshalb noch knapper werden.

Potsdam - Es hatte sich bereits angedeutet, nun ist es Gewissheit: Der Mangel auf Potsdams Wohnungsmarkt dürfte sich in den nächsten Jahren verschärfen. Grund ist nicht, dass die Nachfrage weiter steigt, sondern dass das Angebot sich weiter verknappen wird. Darauf deuten neue Zahlen des Statistischen Landesamtes für die Baugenehmigungen im Land Brandenburg im Jahr 2018 hin. Demnach ist die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen im vergangenen Jahr deutlich eingebrochen.

Etwa 1600 Wohnungen weniger

Von Januar bis Dezember wurde in Potsdam der Bau von gerade einmal 858 Wohnungen genehmigt. Im Vorjahr waren es noch 2504 – also etwa dreimal so viele. Brandenburgweit fiel die Landeshauptstadt damit vom zweiten auf den siebten Platz zurück. Der Einbruch hatte sich wie berichtet bereits in den quartalsweisen Zwischenmeldungen des Landesamtes angedeutet – nun scheint sich der Abwärtstrend verfestigt zu haben.

Aus den Daten geht auch hervor, dass vor allem der Geschosswohnungsbau gelitten hat. Erkennen kann man das am Verhältnis der Zahl der Baugenehmigungen zu der Zahl der genehmigten Wohnungen. Denn egal, ob es sich um ein Einfamilienhaus oder einen Wohnblock handelt, immer wird nur eine einzige Baugenehmigung erteilt. Im Jahr 2018 kamen in Potsdam im Durchschnitt auf jede Baugenehmigung genau 2,44 Wohnungen. Ein Jahr zuvor lag das Verhältnis noch bei 4,87.

Auch im ganzen Land gab es weniger Genehmigungen

Potsdam ist im Land Brandenburg keine Ausnahme. Im ganzen Jahr wurden landesweit 9542 Genehmigungen für 12 736 Wohnungen erteilt. Das waren 21,9 Prozent weniger als im Vorjahr. „Dieser erste Rückgang seit acht Jahren lässt die Zahl der genehmigten Wohnungen auf das Niveau von 2015 sinken“, teilte das Landesamt mit. Die meisten Brandenburger Wohnungen sind in den Landkreisen Dahme-Spreewald und Oberhavel genehmigt worden, die wenigsten in Frankfurt (Oder).

Potsdams Wohnungsmarkt gilt ohnehin als angespannt. Es gibt kaum Leerstand. Statistisch gesehen wohnen in jeder Potsdamer Wohnung zwei Personen. Um diesen Schnitt trotz des Einwohnerzuwachses zu halten, der in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 3000 und 4000 Menschen lag, müssten jährlich zwischen 1500 und 2000 Wohnungen gebaut werden.

Gründe kann das Rathaus noch keine nennen

Die Statistik zu den fertiggestellten Wohnungen liegt für 2018 noch nicht vor. Im Jahr 2017 war die Menge der fertiggestellten Wohnungen zurückgegangen – wenn auch auf hohem Niveau. 1581 Wohnungen waren in Potsdam auf den Markt gekommen. Im Jahr zuvor waren insgesamt 1613 Wohnungen fertiggestellt worden. Doch damit Wohnungen gebaut werden können, muss der Bau zunächst erstmal genehmigt werden. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. Werden nun weniger Wohnungsneubauten genehmigt, dürfte es auf dem Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren noch knapper werden.

Im Rathaus tappt man bei der Suche nach den Gründen noch im Dunkeln. „Wir können keine Auswirkungen oder mögliche Ursachen nennen, da uns hierzu keine Informationen vorliegen“, heißt es auf PNN-Anfrage. Die Stadt versuche auf verschiedenen Wegen, Bautätigkeit anzuregen – beispielsweise durch die prioritäre Bearbeitung von Bebauungsplänen für Wohngebiete.

CDU fordert mehr Personal für die Verwaltung

An der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam scheint es nicht zu liegen. Die hat nach eigenen Angaben im Jahr 2018 Bauanträge für 270 Wohnungen gestellt. Begrenzende Faktoren seien der Zugang zu Grundstücken und die Kapazitäten in der Bauwirtschaft, so Sprecherin Anna Winkler.

Ein Faktor könnte auch sein, dass zuletzt das Personal im Bauamt ausgedünnt war. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will wie berichtet viele neue Stellen im Rathaus schaffen – auch vier im Bauamt. Dort hatte es einen „sehr erheblichen Rückstand“ bei der Antragsbearbeitung gegeben, hieß es im Januar in der Begründung.

Dem CDU-Stadtverordneten Lars Eichert geht das nicht weit genug. Er ist auch Landesvorsitzender des Verbands Haus und Grund, der die privaten Kleinvermieter vertritt. Die Verwaltung brauche auch mehr Personal, um Bebauungspläne aufzustellen, die nicht als „vorhabenbezogene Bebauungspläne“ von Großinvestoren bezahlt werden. Außerdem fordert er eine aktive Liegenschaftspolitik der Stadt. „Die Stadt sollte mehr Grundstücke auf den Markt bringen“, so Eichert. Das würde auch Spekulanten das Geschäft erschweren.

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