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15 000 Quadratmeter für Sport und Spiel. Das neue Freizeitgelände auf der Plantage mit Blick auf Rechenzentrum und Garnisonkirchturm ist am Donnerstag eröffnet worden.

© Ottmar Winter

Weiterer Baustein für die Potsdamer Mitte: Neuer Stadtplatz, alte Debatten

Das modernisierte Freizeitareal Plantage ist fertig. Bei der Einweihung am Donnerstag ging es auch um Rechenzentrum und Garnisonkirche - wie schon am Abend zuvor im Hauptausschuss.

Innenstadt - Spiel und Sport statt Exerzieren: Mit der Plantage ist einer der ältesten Stadtplätze in der Potsdamer Mitte nun wieder vollständig und in neuer Erscheinungsform für die Öffentlichkeit nutzbar. Das kombinierte Spiel-, Sport- und Parkgelände ist am Donnerstag offiziell eröffnet worden – ein weiterer Schritt bei der seit Jahren kontrovers diskutierten Wiedergewinnung der Stadtmitte.

Allerdings gehörte die 2018 begonnene Wiedergewinnung des Areals, wofür unter anderem die frühere Computerhalle des benachbarten Rechenzentrums weichen musste, zu den eher weniger umstrittenen Projekten in der Innenstadt. Insgesamt 2,8 Millionen Euro wurden für das 15.000 Quadratmeter große Gelände investiert: Für den Sportunterricht der benachbarten Dortu-Grundschule oder die einfache Freizeitgestaltung stehen nun unter anderem eine 400 Meter lange Rundlaufbahn, ein Kleinspielfeld mit Toren sowie Basketballkörben und ein bereits seit 2019 nutzbarer Spielplatz zur Verfügung. 

Ferner seien 55 Jung-Bäume und knapp 2400 Sträucher gepflanzt worden – vor allem mit Blick auf das Stadtklima, hieß es vom kommunalen Sanierungsträger für die Mitte. Auch seien möglichst versickerungsfähige Materialien verwendet worden. Einzig ein verwittert aussehender Parkplatz zwischen Dortuschule und Plantage erinnert nun noch an den einst dürftigen Gesamtzustands des Areals.

Das neue Gelände bietet unter anderem eine Rundlaufbahn. Bei der Gestaltung der Fläche waren auch Kinder einbezogen worden.
Das neue Gelände bietet unter anderem eine Rundlaufbahn. Bei der Gestaltung der Fläche waren auch Kinder einbezogen worden.

© Ottmar Winter

Doch bei aller Freude über die Eröffnung, die von Dutzenden spielenden Kindern lautstark begleitet wurde, waren in der kurzen Ansprache von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auch grundsätzliche Bemerkungen zum Stand der Mitte-Debatte enthalten, die sich bekanntermaßen aktuell auf die Zukunft von Rechenzentrum und Garnisonkirchturm konzentriert – und auf das nähere Umfeld, wozu auch die Plantage und das dort stehende Glockenspiel gehören. 

So sei es nicht immer hilfreich, sich mitten in einem Prozess mit Kritik zu melden, machte der Rathauschef am Beispiel der Plantage deutlich. Anfang Juni hatte ein Foto von den noch laufenden Bauarbeiten in den sozialen Netzwerken für Wirbel gesorgt: Eine große schwarze Asphaltfläche war zu sehen, diese sei hässlich und unökologisch, so der Tenor. 

Nunmehr ist ein sandfarbener Kunststoffbelag aufgetragen worden. „Manches Projekt muss eben auch erst fertig werden.“ So müsse man manchem Prozess Zeit geben, lautete Schuberts seine Forderung – auch mit Blick auf den Dauerstreit, ob das Rechenzentrum tatsächlich auf Geheiß der Stiftung Garnisonkirche abgerissen werden muss.

Auch ein Fuß- und Basketballplatz gehört zum Gelände.
Auch ein Fuß- und Basketballplatz gehört zum Gelände.

© Ottmar Winter

Eine angeregte Debatte im Hauptausschuss

Dazu hatte sich der Rathauschef bereits am Vorabend im Hauptausschuss geäußert – angesprochen von Linke-Urgestein Hans-Jürgen Scharfenberg. Dieser hatte wissen wollen, wie sich der von Schubert angestoßene Prozess eines ergebnisoffenen Dialogs zu dem Dauerstreit mit dem Beschluss des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche vertrage, dass die vertraglich bis Ende 2023 vereinbarte Duldung und befristete Nutzung des Rechenzentrums zu beachten sei. Dieser Mitte Juni auch von Schubert mitgetragene Beschluss sei als Vorfestlegung zum Umgang mit dem Rechenzentrum verstanden worden, sagte Scharfenberg: So etwas sorge für Verunsicherung.

Schubert wiederum betonte, das besagte Votum habe erstmals die Möglichkeit eines Teilerhalts eröffnet. Allerdings seien unterschiedliche Deutungen möglich, räumte er ein. In Richtung der Gegner des Wiederaufbaus gerichtet sagte Schubert, er bitte „weiter Öl ins Feuer gießende Interpretationen von öffentlichen Äußerungen“ zugunsten des positiv laufenden Dialogprozesses zurückzustellen. Immer wieder gäbe es solche nicht hilfreichen Äußerungen, bemängelte Schubert – und erwähnte als Beispiel ein neues Rechtsgutachten von Klimaschützern, wonach der ab Ende 2023 angedrohte Abriss des Rechenzentrums derzeit brandschutz-, bau- oder eigentumsrechtlich eben nicht zwingend notwendig sei. Als weiteres Negativ-Beispiel nannte Schubert den aktuell erteilten Denkmalschutz für das Glockenspiel auf der Plantage.

Kein Wort verlor der Oberbürgermeister allerdings zu seiner eigenen Rolle, dass er zuletzt auch eine Debatte begonnen hatte – nämlich den gesamten Stadtraum rund um die Plantage, also auch das Rechenzentrum, unter Denkmalschutz zu stellen. Daraufhin hatten wiederum Gegner des DDR-Baus Schubert vorgeworfen, nicht ergebnisoffen zu diskutieren. Zur Schubert-Kritik an nicht hilfreichen Äußerungen merkte im Ausschuss die Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke an: „Es ist doch normal, dass Positionen mitgeteilt werden.“ Vielleicht hatte Schubert auch das im Kopf, als er bei der Einweihung der Plantage sagte: Man müsse sich eben Zeit lassen mit manchen Debatten.

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