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Trockenheit in Potsdam.

© Ottmar Winter

Wasserversorgung in Potsdam: Den Durst der Stadt stillen

Potsdam steht vor dem vierten Dürresommer in Folge. Was heißt das für die Trinkwasserversorgung der Stadt - und was für die Gewässer?

Potsdam - Dem jüngsten Dauerregen zum Trotz erwartet Potsdam seinen vierten Dürresommer in Folge. Auch wenn die Regenfälle das verfügbare Bodenwasser in einem Meter Tiefe zwischenzeitlich wieder auf überdurchschnittliche Werte gebracht haben, liegt die Gesamtregenmenge laut Auswertung der Wetterdaten der Säkularstation auf dem Telegrafenberg durch das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) immer noch leicht unter dem langjährigen Mittel.

Auch die Wasserbilanz, für die Niederschlag, Verdunstung und Abfluss betrachtet werden, ist derzeit im Minusbereich, was zwar den Durchschnittswerten der vergangenen 30 Jahre entspricht, aber den Durchschnitt der 30 Jahre davor deutlich unterschreitet.

Wie berichtet hat die Stadt wegen der seit Jahresbeginn fast durchgehend zu trockenen Witterung Ende Juni den vierten Sommer in Folge ein sogenanntes Wasserentnahmeverbot aus Flüssen und Seen verfügt. Gärtner dürfen also beispielsweise kein Wasser zur Bewässerung ihrer Gärten abpumpen.

Am Sacrower See wird mit Regenwasser gegossen. Die Entnahme von Wasser aus dem See ist wegen Trockenheit in Potsdam untersagt.
Am Sacrower See wird mit Regenwasser gegossen. Die Entnahme von Wasser aus dem See ist wegen Trockenheit in Potsdam untersagt.

© Sebastian Gabsch

Was bedeuten die vom Klimawandel begünstigten Extremwetterlagen für die Potsdamer Trinkwasserversorgung? Der Trinkwasserverbrauch steigt in der wachsenden Stadt schon seit Jahren. Am 18. Juni 2021, als in Potsdam mehr als 35 Grad Hitze gemessen wurden, ist mit 50.306 Kubikmetern Trinkwasser ein neuer Tagesrekord erreicht worden, wie Stefan Klotz, Sprecher des städtischen Wasserversorgers Energie und Wasser Potsdam (EWP), auf PNN-Anfrage sagte. Damit wurde erstmals die Marke von 50.000 Kubikmetern überschritten – der Jahresdurchschnitt des täglichen Wasserbedarfs im EWP-Versorgungsgebiet liegt bei 29.900 Kubikmetern.

Sorgen um das Trinkwasser für die Alltagsnutzung, also zum Trinken, Waschen, Duschen oder Gießen der Balkonpflanzen, müssten sich Potsdamer*innen nicht machen, sagt EWP-Sprecher Klotz. Das Unternehmen appelliert aber insbesondere an Gärtner, Wasser zu sparen. „Die hohen Verbräuche im Sommer entstehen in erster Linie durch die Bewässerung von Gärten.“

Grüne Oase samt Pool in einer Kleingartenanlage in Babelsberg.
Grüne Oase samt Pool in einer Kleingartenanlage in Babelsberg.

© Sebastian Gabsch

Insgesamt würden die bestehenden Trinkwasserkapazitäten „in hohem Maße ausgelastet“. Grundwasser bilde sich zwar über Jahrzehnte, so dass die Trockenheit eines heißen Sommers zunächst nicht problematisch sei. „Aber wir merken alle, dass sich heiße Sommer häufen“, betont der EWP-Sprecher: „Wassersparen ist also nachhaltig und zukunftsorientiert.“

Wasserstrategie 2050 in Arbeit

Das städtische Unternehmen arbeitet im Rahmen der sogenannten „Wasserstrategie 2050“ an Kapazitätserweiterungen – das bedeute aber auch langfristig höhere Kosten, so Sprecher Klotz. Das Programm umfasse viele größere und kleinere Maßnahmen, darunter die in den vergangenen Jahren erfolgte Sicherung der Trinkwasserschutzgebiete, geplante Erweiterungen in den Wasserwerken Leipziger Straße und Rehbrücke, die bereits erfolgte Erweiterung im Wasserwerk Nedlitz und ein umfangreiches Brunnenbauprogramm. Zur Wasserstrategie gehöre auch die Umgestaltung des Waldes am Wasserwerk Ferch zu einem Mischwald, um die Grundwasserbildung zu intensivieren.

Tröpfchen-Bewässerung und Zisternen als Alternative

Menschen mit Garten empfiehlt die EWP als wassersparende Alternative die sogenannte Tröpfchen-Bewässerung im Wurzelbereich. Die Bewässerung von Pflanzen und Rasen sollte zudem „erst nach Sonnenuntergang und dann gezielt auf die Pflanzen bezogen entsprechend des Wasserbedarfs durchgeführt werden“, rät das städtische Unternehmen weiter. Und: „Wer Regenwasser in Tonne oder Zisterne gesammelt hat, spart Geld und Wasser, das nicht aus der Trinkwasserversorgung entnommen werden muss.“

Zum Gießen lässt sich auch das Wasser nutzen, das sich in der Regentonne sammelt. 
Zum Gießen lässt sich auch das Wasser nutzen, das sich in der Regentonne sammelt. 

© Jens Schierenbeck/dpa

Für die öffentlichen Grünflächen kommt letzteres jedoch nicht in Frage, wie Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage mitteilte. „Es müssten Zisternen größeren Ausmaßes errichtet werden, für die oberirdisch kein Platz vorhanden sind.“ Die Kosten dafür stünden nicht mehr im Verhältnis zur Aufgabe. Auch auf Brauchwasser können die städtischen Gärtner aus rechtlichen Gründen nicht zurückgreifen – es könnte sich um schädlich verunreinigtes Wasser handeln. Eine solche Wiederverwendung von Brauchwasser nach einer entsprechenden Aufbereitung sei durch die EU auch künftig nur für den landwirtschaftlichen Bereich vorgesehen.

Ausnahmen vom Wasserentnahmeverbot

Die städtischen Gärtner wollen den Wasserverbrauch stattdessen durch den Einsatz von Wassersäcken um Bäume und die Tröpfchenbewässerung senken, heißt es. Anders als Privatpersonen können die städtischen Gärtner - etwa auf der Freundschaftsinsel - außerdem auch weiterhin auf Wasser aus Oberflächengewässern zurückgreifen: Für die Bewässerung von öffentlichen Grünflächen und den Schlösserparks gilt eine Ausnahme vom Wasserentnahmeverbot – in den Nacht- und Morgenstunden von 21 bis 10 Uhr.

Hier darf mit Seewasser gegossen werden: Römische Bäder im Park Sanssouci.
Hier darf mit Seewasser gegossen werden: Römische Bäder im Park Sanssouci.

© Sebastian Gabsch

Das Verbot soll in diesem Jahr erstmals auch vom Schiff aus kontrolliert werden, wie die Stadt ankündigte. In den vergangenen drei Jahren, in denen ebenfalls ein Verbot verfügt wurde, gab es lediglich „vereinzelte Kontrollen und Anzeigen aus der Bürgerschaft, denen entsprechend nachgegangen wurde“, sagte die Stadtsprecherin.

Sinkende Pegel begünstigen den "Wasserstress"

Auch im Rathaus beobachtet man die Entwicklung aufmerksam. Trockenheit und hohe Temperaturen führten zu sinkenden Pegeln in allen Gewässern mit negativen Folgen insbesondere die Natur, erklärte Stadtsprecherin Homann. Denn dadurch werde der sogenannte Wasserstress begünstigt: Das Wasser verliere bei hohen Temperaturen und durch Algenwachstum an Sauerstoff, schädliche Stoffe kommen in höheren Konzentrationen vor. Hinzu kommt, dass Schilf und Muscheln bei sinkenden Wasserständen auf dem trockenen Ufer stehen und dann ihre Funktion als Filtrierer nicht mehr wahrnehmen können.

Der Pegel des Sacrower Sees sinkt jedes Jahr.
Der Pegel des Sacrower Sees sinkt jedes Jahr.

© Sebastian Gabsch

Besonders gefährdet seien flache Seen, da sie sich auch in den unteren Schichten erwärmen, was insgesamt zu einer höheren Verdunstung führt, so die Stadtsprecherin. Während die Havel-Seen durch die Stauregulierung des Flusses weniger stark betroffen seien, litten insbesondere die grundwassergespeisten Seen unter sinkendem Niederschlag und Grundwasser. Als prominentes Beispiel in Potsdam nennt sie die Düsteren Teiche, ein Feuchtbiotop unweit vom Schloss Lindstedt, das in den vergangenen Jahren mehrfach ausgetrocknet war. „Hier zeigt sich der Mangel an natürlichem Niederschlag und dass es keine Gewässer in der Nähe gibt.“

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