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Große Einfamilienhaussiedlungen wie hier in Bornim werden in den kommenden Jahren in Potsdam kaum noch neu entstehen.

© Andreas Klaer

Wachsende Landeshauptstadt: Nur noch ein paar hundert Eigenheime in Potsdam möglich

Für das Haus im Grünen gibt es in Potsdam nur noch im Norden Platz – dafür braucht man aber viel Geld. Denn die Preise sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht

Potsdam - Mehr Platz ist derzeit nicht: Den Traum von einem Einfamilienhaus in Potsdam können sich noch genau 680 Familien erfüllen. Das ist laut Rathaus die Zahl der noch zur Verfügung stehenden Potenzialflächen im Einfamilienhausbereich. Die Flächen liegen dabei allesamt in den eingemeindeten Ortsteilen im Norden, bestätigte Stadtsprecherin Christine Homann den PNN jetzt auf Anfrage – konkret in Groß Glienicke, Neu Fahrland, Fahrland, Satzkorn, Marquardt und Uetz-Paaren.

Platz ist noch im Norden

Allerdings könnte man auch nicht sofort losbauen – für nicht jede Potenzialfläche besteht auch schon Baurecht. Insofern ist auch zu erklären, dass die Zahl der Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Doppelhaushälften in den vergangenen Jahren nur vergleichsweise langsam gestiegen ist. Gab es 2015 noch 11.495 Gebäude in dem Segment, waren es Anfang 2020 rund 1000 solcher Bauten mehr – was also rund 200 neuen Eigenheimen pro Jahr entspricht. Insgesamt sind vier Prozent der Potsdamer Wohnbauflächen für Eigenheime vorgesehen.

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Der Fokus liegt auf Geschosswohnungsbau

Denn der Fokus der Stadtverwaltung liegt angesichts des Wachstums der Stadt in den vergangenen Jahren auf dem Bau von Mehrfamilienhäusern, zum Beispiel in schnell wachsenden Wohngebieten wie dem Bornstedter Feld. So seien größere Gebiete mit freistehenden Häusern „neben dem erheblichen Flächenverbrauch im Vergleich zu Geschosswohnungsbau“ auch ungünstig für die Erschließung mit den Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs, sagte die Sprecherin.

In Hamburg-Nord sind Einfamilienhäuser schon unerwünscht

Bundesweit war in den vergangenen Wochen über das Beispiel des Bezirks Hamburg-Nord gestritten worden, wo SPD und Grüne dafür gesorgt haben, dass seit gut einem Jahr keine neuen Einfamilienhäuser mehr entstehen dürfen – dieser Gebäudetyp brauche zu viel Platz und sei bei der Energienutzung ineffizient, so das Argument. Das hatte für heftige Kritik gesorgt, unter anderem von Wirtschaftsvertretern. In Potsdam gebe es keine solche pauschale Begrenzung von Bauplätzen, sagte Homann: „In bestimmten Stadtgebieten kann der Einfamilienhausbau durchaus städtebaulich sinnvoll sein.“

580.000 Euro für ein Haus in Fahrland

Allerdings: Die Preise für neue Einfamilienhäuser sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So werden laut Portalen wie Immobilienscout24 für neue Einfamilienhäuser im Ortsteil Fahrland derzeit bereits Preise von rund 580.000 Euro aufgerufen – und das ist noch eines der vergleichsweise günstigen Wohngebäude. Ein Grund sind stark steigende Bodenpreise, die sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt haben: So war allein der durchschnittliche Kaufwert für Bauland zwischen Anfang 2015 und 2019 von rund 273 auf 683 Euro pro Quadratmeter gestiegen, wie aus den statistischen Jahresberichten für die Stadt hervorgeht. Aktuellere Angaben liegen nicht vor – allerdings hatten zum Beispiel die Geschäftsführer des bekannten Maklerbüros Dahler & Company jüngst im PNN-Interview erklärt, in fünf Jahren werde ein freistehendes Haus in Potsdam „wahrscheinlich mindestens eine Million Euro kosten“. Entsprechend haben Hausbesitzer sich in den letzten Jahren auch über den Wertzuwachs für ihre Immobilien freuen können.

Daran lässt sich wohl auch kaum etwas ändern. So teilte Rathaussprecherin Homann zu der PNN-Frage mit, ob es aus Sicht der Stadtverwaltung auch Möglichkeiten gebe, die Preisentwicklung in dem Bereich zu begrenzen: „Ein wohnungs- oder sozialpolitischer Auftrag, auf Preise für Einfamilienhäuser dämpfend einzuwirken, oder den Preisanstieg durch etwaige Unterstützungen oder eigene Angebote auszugleichen, existiert nicht.“ Vielmehr lässt Potsdam eben vor allem Mehrfamilienhäuser bauen, auch mit geförderten Sozialwohnungen, um etwa den gleichfalls steigenden Mieten zu begegnen.

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