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Von Jan Kixmüller: Stadt will Institut in Speicherstadt

Exzellenzinstitut für Klimaforschung soll noch in diesem Jahr in Potsdam seine Arbeit aufnehmen

Das in Potsdam geplante Exzellenzinstitut für Klimaforschung und Nachhaltigkeitsstudien IASS (Institute for Advanced Studies in Climate, Earth System and Sustainability Sciences) wird womöglich in der Speicherstadt entstehen. Aus dem Büro von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) war gestern zu erfahren, dass die Stadt „eine großes Interesse“ daran hat, das Institut auf dem Areal am Fuße des Brauhausbergs unterzubringen. Bis dort Räumlichkeiten fertig seien, werde eine repräsentative Übergangslösung in Potsdam gesucht. Das Institut soll im Umfeld des Wissenschaftsparks auf dem Telegrafenberg oder am Luftschiffhafen entstehen (PNN berichteten).

Noch im Februar sollen weitere Details zu dem Exzellenzinstitut bekannt gegeben werden, sagte ein Sprecher des Bundesforschungsministerium gegenüber den PNN. Der Standort Potsdam sei bereits sicher, über die weiteren Fragen würden zurzeit noch in der Verhandlung geführt. Im Vorfeld war bekannt geworden, dass der frühere Umweltminister und ehemalige Umweltdirektor der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, als möglicher Direktor gehandelt wird.Töpfer war bislang nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Potsdam hatte sich bei der Wahl des Standortes für das Exzellenzinstitut gegen München, Hamburg und Düsseldorf durchgesetzt.

Das Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) hatten sich für den Standort Potsdam stark gemacht, nachdem auch die Idee für das Institut aus Potsdam kam. Sowohl GFZ als auch PIK wünschen sich eine räumliche Nähe zu ihren Einrichtungen auf dem Telegrafenberg. Erstmals war die Idee für das Institut bei dem Nobelpreisträgertreffen „Nobel Cause“ des PIK im Oktober 2007 ins Gespräch gebracht worden. 15 Nobelpreisträger hatten damals zusammen mit weiteren Wissenschaftlern und der Bundeskanzlerin über Strategien gegen den Klimawandel beraten, ein „Potsdam-Memorandum“ wurde verfasst. Zu den Teilnehmern gehörte auch Klaus Töpfer.

Das Spitzen-Institut soll „sich nicht nur der klassischen Klimaforschung widmen, die langfristige Veränderungen des Wetters untersuchen, sondern auch die Prozesse auf dem Planeten Erde erforschen, die Einflüsse auf das Klima haben“, hatte GFZ-Chef Reiner Hüttl unlängst angekündigt. So würden beispielsweise bei Vulkanausbrüchen enorme Mengen Treibhausgas ausgestoßen. Weiterhin sollen sich die Wissenschaftler am IASS mit einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen beschäftigen. Bis zu 30 Stellen für renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland sollen geschaffen werden.

Das Brandenburger Forschungsministerium bestätigte, dass die Ansiedlung noch in diesem Jahr erfolgen soll. Eine mögliche finanzielle Beteiligung sei in einer Vorlage für das Brandenburger Regierungskabinett formuliert worden. Nach unbestätigten Quellen will das Land Brandenburg rund eine Million Euro und damit rund ein Sechstel des Institutsbudgets der nächsten sieben Jahre tragen. Der größte Anteil soll demnach aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums kommen. Laut Presseberichten sind 6,6 Millionen Euro Projektförderung für sieben Jahre im Gespräch.

Das neue Institut soll keine Konkurrenz zu den bestehenden Forschungseinrichtungen werden. „Es wird kein Forschungsinstitut im engeren Sinne sein. Die Wissenschaftler sollen bereits vorhandene Erkenntnisse zusammenfassen und aufbereiten für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, erklärte GFZ-Chef Hüttl. Als Beispiel nennt er die Abtrennung und Speicherung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken. Das IASS könnte umfassende Empfehlungen für Entscheidungsträger erarbeiten.

PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber hatte dazu erklärt, dass an dem Institut die Fragen angegangen werden sollen, „die für die große Transformation beantwortet werden müssen und die Umgestaltung der Gesellschaft zur Nachhaltigkeit“. Schellnhuber: „Um exzellente Wissenschaftler aus aller Welt zu Gastaufenthalten nach Potsdam einladen zu können, sollte in Potsdam eine Art Research-Hotel entstehen.“ Es gelte, die klügsten Köpfe und begabte junge Forscherinnen und Forscher für das neue Spitzeninstitut zu gewinnen, um „die Wissensbasis für das Wohlergehen kommender Generation“ zu schaffen. Durch das Exzellenzinstitut soll zudem die Expertise der Potsdamer Forschungseinrichtungen auf dem Telegrafenberg gebündelt werden, so GFZ-Chef Hüttl.

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