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Übernachten mit Potsdam-Bezug: Der Hotelplan für die Speicherstadt

Als erstes Projekt der nördlichen Speicherstadt soll ein Hotel errichtet werden. Die Novum-Gruppe plant ein Haus mit 190 Betten auf einer der letzten großen Brachen der Innenstadt.

Von Peer Straube

Potsdam - Mit einem neuen Hotel soll im Sommer 2019 die Bebauung der nördlichen Speicherstadt beginnen. Der Entwurf für das Drei-Sterne-Haus mit 190 Zimmern unter dem Label niu-Hotel stammt vom Berliner Büro Wolff Architekten, das sich in einem Architekturwettbewerb unter fünf Bewerbern durchgesetzt hat. Das Büro hat Erfahrung mit Hotelbauten: Derzeit verantwortet es die Sanierung des seit 20 Jahren leerstehenden denkmalgeschützten Grand Hotels Astoria in Leipzig.

Der Entwurf von Wolff Architekten sieht einen im weitesten Sinne U-förmigen, mit Ziegeln verblendeten Baukörper vor, dessen offene Schenkel parallel zur Havel und zur Leipziger Straße verlaufen. An der Langen Brücke ist die Fassade geschlossen, knickt aber zum Leipziger Dreieck hin ab. Das Erdgeschoss ist umlaufend komplett verglast, allerdings gibt es an der Langen Brücke eine Passage, durch die man auf den Innenhof und über eine Treppe schließlich zu einem kleinen, von Cafés gesäumten Platz gelangt, von dem aus man durch die weitere Bebauung spazieren kann. „Dieser Piazzacharakter war uns wichtig“, sagte Projektentwickler Klaas Vollbrecht von der Asenticon AG am Freitag den PNN. Gerade der Durchgang von der Langen Brücke sollte „kein dunkler Gang“ werden, den man eiligst hinter sich lassen wolle, sondern „mit Leben erfüllt“ sein, erklärte Vollbrecht. Die Fassade des Hotels werde „einen tollen neuen Akzent an diesem städtebaulich wichtigen Punkt in der Stadt setzen“, sagte er. Die Eröffnung ist für Ende 2021 geplant.

Hotels zugeschnitten auf verschiedene Regionen

Asenticon hatte wie berichtet gemeinsam mit Reggeborgh, der privaten Investmentgesellschaft des niederländischen Bauriesen Kondor Wessels, von der Pro Potsdam den Zuschlag für die 24 000 Quadratmeter große nördliche Speicherstadt zwischen Leipziger Straße und Havelufer erhalten. Die Brache gilt neben dem benachbarten Brauhausberg als letzte innerstädtische Filetfläche und soll zu einem speziell auf die Bedürfnisse von Wissenschaftlern ausgerichteten Wohn- und Gewerbequartier entwickelt werden. Vorgesehen sind unter anderem rund 270 Wohnungen, breite Grünzüge und ein Casino. Beide Firmen sind in Potsdam keine Unbekannten: Asenticon vermarktet im Auftrag von Hasso Plattner dessen Grundstücke am Jungfernsee, Kondor Wessels hat unter anderem in den Ruinenbergkasernen und an der Alten Fahrt gebaut.

In der Speicherstadt soll das Hotel nun die erste Landmarke setzen. Geplant ist laut Vollbrecht ein Drei-Sterne-Hotel mit 190 Zimmern. Hinzu kommen rund 80 Hotel-Apartments in einem sogenannten Boarding-Haus, die für Gastwissenschaftler gedacht sind, die beispielsweise für die renommierten Institute auf dem nahe gelegenen Telegrafenberg arbeiten. Beide firmieren unter dem niu-Logo, eine Marke der familiengeführten Hotel-Gruppe Novum Hospitality, die die Räume von den Investoren gepachtet hat. Niu-Hotels sind mittlerweile deutschland- und europaweit in vielen touristisch attraktiven Städten in Planung, mehr als 40 Projekte sind es derzeit insgesamt. Die Kette setzt auf einen lokalen Bezug: Jedes Hotel ist auf die jeweilige Stadt zugeschnitten, die Zimmer, die Lobby und andere Räume werden von Künstlerteams entsprechend gestaltet, Speisen und Getränke kommen zum Teil ebenfalls aus der Region. Zum Konzept gehören auch regelmäßige Veranstaltungen, etwa mit regionalen Künstlern.

180 Millionen Euro für die Speicherstadt 

2018 wollen Asenticon und Reggeborgh mit der Erschließung der Speicherstadt beginnen. Insgesamt sind auf dem Gelände sechs Baukörper geplant, drei davon dem Wasser zugewandt. In Letzteren sollen vorrangig Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss sind jeweils Gewerbeflächen geplant. Welche Branchen sich dort konkret ansiedeln, sei noch offen, sagte Vollbrecht. Man denke aber über einen Nahversorger nach, zudem soll viel Gastronomie entstehen. Die Bebauung des gesamten Quartiers soll bis 2022 abgeschlossen sein. Insgesamt schätzt Vollbrecht die Höhe der Investitionen auf rund 180 Millionen Euro.

Eigentlich hatte die kommunale Bauholding Pro Potsdam die Brache der nördlichen Speicherstadt nicht im Paket verkaufen wollen, um eine ähnlich massive Bebauung wie in der angrenzenden mittleren Speicherstadt zu verhindern. Allerdings hatte Asenticon gemeinsam mit den renommierten Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht sowie Tchoban Voss ein Entwicklungskonzept für das Gebiet vorgelegt, der bei der Pro Potsdam, der Bauverwaltung und den Stadtverordneten so gut ankam, dass man von der ursprünglichen Intention abging und das Areal doch im Ganzen veräußerte. Zunächst hatte noch eine Firma der Familie von SAP-Mitbegründer und Potsdam-Mäzen Hasso Plattner mit einsteigen wollen, aber dann abgesagt. Stattdessen stieg Reggeborgh in das Investment ein. Die 17 Millionen Euro Erlös will die Pro Potsdam in andere Bauprojekte investieren.

Anspruchsvoll dürfte bei der Bebauung der Speicherstadt vor allem die Baulogistik werden, weil das ganze Umfeld der Speicherstadt auf Jahre hinaus zur Großbaustelle wird. So will die Stadt in den nächsten Jahren den Verkehrsknoten am Leipziger Dreieck komplett umbauen und entzerren, unter anderem durch den Bau einer neuen Tram-Wendeschleife am Hauptbahnhof.

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