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Götz Friederich

© Henri Kramer

Exklusiv

Turbulenzen in Potsdamer CDU: Friederich gibt CDU-Stadtvorsitz ab

Nach der klaren Niederlage gegen Saskia Ludwig beim Kampf als Bundestags-Direktkandidat hat der Stadtpolitiker Konsequenzen gezogen.

Potsdam - Die deutliche Niederlage von Potsdams CDU-Chef Götz Friederich gegen seine Kontrahentin Saskia Ludwig im Rennen um die Direktkandidatur für den Bundestag hat Folgen: Der 57-Jährige will seinen Posten an der Spitze der Partei aufgeben. Das teilte Friederich den PNN am Sonntag auf Anfrage mit. Es müsse nun Neuwahlen des Kreisvorstands und dazu einen Parteitag geben. „Es gilt, den Kreisverband auf das kommende Wahljahr auszurichten“, so Friederich. Er selbst werde hierbei nicht wieder zur Verfügung stehen und den Kreisvorsitz abgeben. Seiner Partei riet er: „Die CDU Potsdam ist gut beraten, den Kreisvorsitz in profilierte und erfahrene Hände zu geben, um eine programmatische wie organisatorische Schlagkraft sowie Kontinuität in der politischen Arbeit zu gewährleisten.“ Seinen Vorsitz in der CDU-Stadtfraktion will Friederich aber behalten.

Am Samstag hatte Friederich gegen seine Kontrahentin, die Bundes- und Landtagsabgeordnete Ludwig, eine schwere Niederlage erlitten. In der Vulkan-Arena des Filmparks wählten 70 Prozent der anwesenden 200 CDU-Mitglieder die 52-Jährige, für Friederich votierten nur 30 Prozent. Allerdings hatte Friederich danach noch erklärt, er empfinde das Ergebnis „nicht als Niederlage“ – was bereits im Kurznachrichtendienst Twitter für Spott sorgte, zum Beispiel von der Fraktion Die Andere. Zudem erklärte Friederich noch am Samstag, die Wahlen zum Kreisvorsitz könnten coronabedingt erst im nächsten Frühjahr stattfinden – früher finde man keine passende Location für einen Parteitag. Letzteres revidierte er mit der Mitteilung vom Sonntag. 
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Offensichtlich war nach der Niederlage der Druck auf Friederich deutlich gestiegen; wie berichtet rumort es in der Potsdamer CDU schon länger. So war vor der Nominierung ein Brief aus dem Vorstand der Seniorenunion bekannt geworden, in dem Friederich hart angegangen wurde. Intern seien alte Gräben nicht wie erhofft zugeschüttet, sondern vertieft und neue Polarisierungen aufgebaut worden, hieß es daran. Insbesondere erscheine das Verhältnis zwischen dem Vorsitzenden Friederich und dem Vorstand zerrüttet. „Dies hat nicht allein der Kreisvorsitzende verschuldet. Zu viele Vorstandsmitglieder kochen ihr eigenes Süppchen. Er aber schafft es als Vorsitzender leider nicht, die Kräfte zusammenzuführen, gemeinschaftliche Ziele zu setzen und ihre Ausführung zu koordinieren; kurzum: er liefert keine offene, integrative und kooperative Leitung.“ Daher sei ein Neuanfang nötig, so der Potsdamer Kreisvorstand der Senioren-Union.

Nachfolge-Kandidaten stehen in Startlöchern

Den gibt es nun – und es gibt nach PNN-Informationen mindestens zwei Aspiranten für den Kreisvorsitz. So hatte der neue Vorsitzende des Bezirksverbands Nord West, Oliver Nill, seine Kandidatur angekündigt. Auf Anfrage sagte er am Sonntag, diese Aussage gelte weiter. Zur Wahl von Ludwig sagte Nill, der eher im konservativeren Flügel der Union verortet wird: „Die Partei hat sich für die Kandidatin entschieden, die das Vereinende betont hat und nicht das Polarisierende.“ Ludwig hatte die Unionsmitglieder in ihrer Bewerbungsrede beschworen, im Wahlkreis 61 – „dem wichtigsten in Deutschland“ – werde man sich auf keinen Schön-Wetter-Wahlkampf einstellen müssen. Mit Blick auf die Kandidaturen von Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Grünen-Bundeschefin Annalena Baerbock sagte Ludwig: „Wir können nicht akzeptieren, dass unsere Heimat eine Theaterkulisse für die Ambitionen um Spitzenämter in Berlin ist.“ Angesichts der aus ihrer Sicht apokalyptischen Kulisse der Vulkan-Arena sagte Ludwig, so werde es mit einer Kanzlerin Baerbock in Deutschland vielfach aussehen.

Ludwig schließt Zusammenarbeit mit AfD aus

Aus der Niederlage von 2017, als Ludwig gegen den Bundestrend das Direktmandat in Potsdam verpasst hatte, müsse man eine Lehre ziehen: „Ich möchte, dass wir alle an einem Strang ziehen.“ Nur die CDU als letzte verbliebene Volkspartei könne nach links und rechts binden. Während sie im strömenden Regen sprach, fiel mehrfach ihr Mikro aus. So blieben Teile ihrer vorab ausgeteilten Rede ungesagt. Laut Manuskript räumte sie ein, in manchen Debatten nicht immer den richtigen Ton getroffen zu haben. Sie ecke zwar in der Partei auch an, so Ludwig. Aber man müsse eben Probleme auch benennen: „Und wir müssen klar ja sagen und klar nein, sonst verstehen uns die Menschen nicht.“ Auf Nachfrage eines CDU-Manns machte Ludwig zugleich deutlich, dass sie eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließe – vielfach war sie in der Vergangenheit wegen einer aus Sicht ihrer Gegner zu großen AfD-Nähe kritisiert worden.

Auch zu ihrem vielfach kritisierten Doppelmandat als Bundes- und Landtagsabgeordnete äußerte sich Ludwig nur auf Papier: Sie wolle nur in einer Übergangszeit bis zur nächsten Bundestagswahl beide Mandate ausüben. Das sei dank der Unterstützung ihrer Mitarbeiter für diese absehbare Zeit möglich und sichere bestmögliche Kontinuität, so Ludwig. Auf ihre schmerzhafte Niederlage bei der vergangenen Landtagswahl, als sie gegen den SPD-Kandidaten Uwe Adler das Rennen um ein Direktmandat überraschend verlor, ging sie nicht ein.  

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