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Vermittlerin. Café-Leiterin Martina Kruse (M.) mit Gästen.

© Andreas Klaer

Treffpunkt für Flüchtlinge und Potsdamer im Babelsberger „Café der Begegnungen“: Kommunikation mit Plättchen und Stäbchen

Potsdam - Vorsichtig hebt die achtjährige Carolina ein Stäbchen ab, dann noch eins, bis es schließlich wackelt. Jetzt ist Robila an der Reihe.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Vorsichtig hebt die achtjährige Carolina ein Stäbchen ab, dann noch eins, bis es schließlich wackelt. Jetzt ist Robila an der Reihe. Ganz vorsichtig macht sie es ihrer Mitspielerin nach, hebt Stäbchen für Stäbchen ab – Mikado ist neu für sie. Die Zehnjährige stammt aus Afghanistan und lebt mit ihrer Familie seit einem Monat in Potsdam. Sie ist eine von vielen Flüchtlingsgästen, die am gestrigen Sonntagnachmittag zur Eröffnung des „Cafés der Begegnungen“ der Evangelischen Kirchengemeinde Babelsberg in der Karl-Liebknecht-Straße erschienen sind.

„Bei uns sollen Potsdamer und Flüchtlinge zusammenkommen, sich in entspannter Atmosphäre austauschen und gegenseitig unterstützen“, erklärt Martina Kruse, Leiterin des Cafés. „Uns geht es hier wirklich um das Zusammenkommen, Kaffee und Kuchen sind eher Beiwerk.“ Gemeinsam mit ihrem Mann und insgesamt 25 Helfern hat sie das Café, das von nun an jeden Sonntag öffnen soll, organisiert. Bereits im Vorhinein trommelte sie Freiwillige zusammen, die bereit waren, Patenschaften zu übernehmen, mit den Flüchtlingen vor Ort Spiele zu spielen, sie beim Ausfüllen von Formularen zu beraten und sie beim Sprachtraining zu unterstützen. Carolinas Mutter, Beate Sieg, ist eine von ihnen. Die 44-jährige Babelsbergerin freut sich, endlich helfen zu können. Über ihre Tochter kam sie auch gleich mit der Familie von Robila in Kontakt und kommuniziert nun vor allem über das Mikado-Spiel.

Auch an anderen Tischen werden spielerisch erste Kontakte geknüpft. Eine Potsdamerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, nimmt Kontakt zu einer afghanischen Familie auf, die noch gar kein Deutsch spricht. Der jüngste Sohn Ashir lässt sich davon nicht einschüchtern und sortiert gemeinsam mit der Helferin bunte Farbplättchen auf dem Tisch. Am Nebentisch unterhält sich hingegen ein Pärchen aus Fahrland sehr rege mit Khaled aus Syrien. Sie kennen den 31-Jährigen, der im Wohnheim in der Pirschheide wohnt, schon seit November letzten Jahres und unternehmen gemeinsam mit sechs anderen Flüchtlingen oft Ausflüge. „Der Kontakt ist sehr hilfreich, weil ich so viel mehr alltägliche Dinge und vor allem das Sprechen lerne“, sagt Khaled, der seit drei Monaten Deutsch lernt und gerade eine Wohnung in Potsdam sucht. Von dem Begegnungscafé und der Situation in Potsdam ist er begeistert. Er fühle sich wohl hier.

Auch Kruse, die immer wieder einströmende Gäste einander vorstellt und sie gemeinsam an Tische bugsiert, ist zufrieden. „Mir ist es wichtig, dass sich Berührungsängste abbauen und das scheint zu funktionieren“, sagt sie. Ziel sei es, dass das Café nach und nach Sache der Flüchtlinge werde, dass diese eigene Ideen mit einbringen. Da in Zukunft immer wieder musiziert werden soll, hofft sie gerade dabei auf rege Beteiligung. 

„Café der Begegnungen“ wieder am 14. Februar von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der Karl-Liebknecht-Straße 28.

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