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Die Babys der Stockente

© Carsten Holm

Tierrettung in Potsdamer Hinterhof: Sechs kleine Küken sind gerettet

Der frischgeschlüpfte Nachwuchs einer Stockente ist in der Gutenbergstraße aus etwa drei Metern Höhe in einen Hinterhof gefallen. Die Mutter interessierte sich nicht mehr für sie. Doch für die geretteten Küken gibt es Hoffnung. 

Von Carsten Holm

Potsdam - Es war ein anrührendes Bild: Fiepsend, mit flauschigen, gelben Federn und schwarzen Knopfaugen tapsten am Donnerstag morgen (9. Juli) sechs Entenküken unbeholfen in einer Ecke des Innenhofes der Gutenbergstraße 16. Carola Lindner, Mitarbeiterin der Atlas-Haustechnik, war kurz vor 8 Uhr auf dem Weg in ihr Büro und hatte den Stockentennachwuchs entdeckt. Marcus Gude, der nebenan im „Gude´s” regionales Fleisch und Wein anbietet, holte einen Karton und gab den gerademal 30 Gramm leichten Tieren eine Notunterkunft.

Wahrscheinlich hatten die ursprünglich sieben Küken am frühen Morgen mit ihren kurzen Stupsschnäbeln die Schale ihrer Eier von innen aufgebrochen und waren, wohl 30 Gramm leicht, ins Freie geschlüpft. Etwa vier Wochen saß die Entenmutter auf den sieben Eiern und brütete sie, wahrscheinlich auf der Dachterrasse über dem Innenhof oder dem nächsten Dach. 

Küken müssen jetzt ohne Mutter schwimmen lernen

Dann fielen die Küken durch eine unglückliche Fügung hinab in den Hof, und es galt ein Todesopfer zu beklagen. Sechs fielen weich. Eines überlebte den Sturz aus einer Höhe  von mindestens drei Metern nicht. Es starb, so der Geltower Tierarzt Gordon Ebeling, vermutlich an inneren Blutungen. „Die können sogar etwas segeln und überleben solche Stürze zumeist”, sagt der Veterinär.

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Marcus Gude beobachtete eine Ente beim Tiefflug über das Haus, „es wird wohl die Mutter gewesen sein”, meint er. Er stellte den Karton mit den Entenkindern so in den Hof, dass die Mutter hätte hineinsehen können. Aber vergeblich: sie setzte nicht zur Landung an.

Gude alarmierte die Potsdamer Tierrettung. Ihr Helfer Jörg Seidel hatte
Bereitschaftsdienst, rückte aus und brachte die Küken zunächst in
Ebelings Praxis. „Sie sind in einem guten Zustand”, sagte er den PNN am
Nachmittag. Dann wurden die kleinen Wasservögel nach Paaren im Potsdamer Nordwesten gebracht, ein Mitglied der Tierrettung hat dort auf seinem Grundstück einen Teich angelegt, in dem die Entenküken eine Art
autodidaktischen Schwimmkurs absolvieren und sich in der
selbstbestimmten Nahrungsaufnahme üben können. „Nach etwa acht Wochen werden sie in Potsdam ausgewildert”, erzählt Ebeling, „oft am Heiligen See oder in einer Havelbucht”.

Entenmütter suchen sich zunehmend ruhige Hinterhöfe für ihre Brut

Der Tierarzt und die 130 aktiven Mitglieder der Tierrettung haben beobachtet, dass Entenmütter sich zunehmend einen Platz in den ruhigen Potsdamer Hinterhöfen für ihre Brut suchen. Manche Mütter, sagt er, „kennen uns schon”. Sie schnattern, wenn die Küken geschlüpft sind „und warten auf uns”. Sie scheinen das Prozedere zu kennen. Die Tierretter fangen die Küken ein, bringen sie in einem Transportkäfig unter und machen sich mit ihnen auf den Weg zum Wasser. „Die Mütter watscheln dann hinter uns her, im Abstand zwischen zwei und zehn Meter.” So habe ein Pulk von Tierrettern, Küken und Entenmutter „auch schon die Breite Straße überquert”.

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