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SV Babelsberg 03 - Haftbefehl gegen Koc erlassen: Fußballprofi soll brutaler Räuber sein und mit seiner Bande Spielhallen überfallen haben

Potsdam / Berlin - Der Fußballprofi Süleyman Koc vom Drittliga-Verein Babelsberg 03 wird wohl so bald auf keinem Platz mehr trainieren. Der 21-Jährige soll der Kopf einer brutalen Räuberbande sein, die seit Mitte Februar acht Automatencasinos in Berlin ausgeraubt hat.

Potsdam / Berlin - Der Fußballprofi Süleyman Koc vom Drittliga-Verein Babelsberg 03 wird wohl so bald auf keinem Platz mehr trainieren. Der 21-Jährige soll der Kopf einer brutalen Räuberbande sein, die seit Mitte Februar acht Automatencasinos in Berlin ausgeraubt hat. Koc und fünf mutmaßliche Komplizen waren am Montag festgenommen worden und wurden am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser habe am Abend Haftbefehl wegen schweren Raubes erlassen, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Der Berliner Anwalt des Fußballers, Alexander Pabst, wollte sich noch nicht zu den Vorwürfen äußern.

Am Montagmorgen hatte ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) der Polizei die Wohnung eines Verdächtigen in Berlin- Gesundbrunnen gestürmt. Wie ein Ermittler bestätigte, soll Süleyman Koc als Anführer der kriminellen Gruppe agiert haben. Die sechs Tatverdächtigen im Alter von 17 bis 22 Jahren hätten nach den bisherigen Ermittlungen mindestens achtmal Spielhallen in Moabit, Gesundbrunnen und Wedding ausgeraubt, hieß es bei der Polizei. Dabei hätten sie Angestellte mit äußerster Brutalität verprügelt und mit Schwertern, Säbeln und Macheten bedroht. Auch Pfefferspray sei eingesetzt worden. Spielgeräte brachen sie laut Polizei mit einem „Kuhfuß“ auf – einem Werkzeug, mit dem sonst Nägel aus Brettern oder Wänden gezogen werden. Die Gruppe um den 21-jährigen mutmaßlichen Haupttäter Koc habe in den vergangenen Monaten einen fünfstelligen Gesamtbetrag erbeutet. Kurz vor der Festnahme habe die Bande noch eine Automatenspielhalle ausgeraubt – am Treffpunkt nach der Tat – der gestürmten Wohnung – hätten die Fahnder dann zugeschlagen.

Süleyman Koc hatte seine Karriere beim Kreuzberger Klub Türkiyemspor gestartet. Dort kickte der offensive Mittelfeldspieler von 2008 an in der Regionalliga, bevor er im Juli 2010 zum Drittligisten Babelsberg wechselte. Bei Transfermarkt.de wird Kocs „Marktwert“ auf 150 000 Euro taxiert.

Die Spieler des SV Babelsberg 03 erfuhren von der Festnahme Kocs vor dem Training am Montagnachmittag. „Als ich das über Süleyman hörte, war ich platt“, sagte Chefcoach Dietmar Demuth am Rande des gestrigen Trainings vor dem späteren Ligaspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena (4:1). „Es ist unfassbar, er war immer nett und höflich“, der Junge sei ein „Typ netter Schwiegersohn“ gewesen. Sportlich sei Koc ein Verlust. Eine Vertragsverlängerung sei geplant gewesen, so Demuth. Auch Kocs Spielerkollegen sind bestürzt. „Natürlich waren wir alle betroffen“, sagte SVB-Mannschaftskapitän Marian Unger. „Aber wir sind derzeit absolut auf die Punkte für unseren Klassenerhalt fokussiert. Selbst ein Erdbeben könnte uns jetzt wohl nicht wirklich erschüttern.“ Zudem gelte „die Unschuldsvermutung, auch für Süleyman Koc“. Zu dem Gerücht, wonach Koc in seiner Tasche mehrmals eine Waffe mit in die Mannschaftskabine getragen habe, sagte Trainer Demuth, dies sei „an den Haaren herbeigezogen“. Von der Vereinsführung mochte sich niemand zu den Ermittlungen gegen Koc äußern.

In dieser Saison machte der SVB mehrfach Schlagzeilen – oft abseits des Rasens: Enthüllt wurden die Spitzel-Dienste mehrerer Vorstände für die DDR-Staatssicherheit. Mit Frank Marczinek und Thilo Steinbach sind zwei Vorstände in die Immobilienaffäre um die Krampnitz-Kasernen verwickelt. Verantwortlich für die dubiosen Geschäfte mit Landeseigentum war als früherer SPD-Finanzminister SVB- 03-Vereinschef Rainer Speer. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, im Landtag ist ein Untersuchungsausschuss damit befasst.

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