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Strom- und Gaspreise: Potsdamer können viel Geld sparen

In Brandenburg ist Strom 230 Euro teurer als noch vor zehn Jahren, dazu kommt die steigende EEG-Umlage. Ein Wechsel des Anbieters lohnt sich.

Potsdam - Wer an kalten Herbstabenden beim Schein der Deckenlampe gemütlich zuhause sitzen will, muss in Potsdam tief in die Tasche greifen: Durchschnittlich 1206 Euro im Jahr zahlen Haushalte hier aktuell für 4000 Kilowattstunden Strom. Laut einer aktuellen Studie des Vergleichsportals Verivox ist Brandenburg das vierttteuerste Bundesland für Stromkunden nach Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin.

Im Vergleich zum Jahr 2009, in dem der Preis noch bei 976 Euro lag, bezahlen Verbraucher nun also 230 Euro mehr – ganze 23,6 Prozent. Gleichzeitig sind die Preise für Erdgas mit 1207 Euro pro 20. 000 Kilowattstunden im Jahr immer noch recht hoch und sinken nur langsam. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung und die dazugehörige Umlage zur Förderung von Ökostrom werden sich die Strompreise im nächsten Jahr wie berichtet sogar noch stärker erhöhen. Ab 2020 steigen die Abgaben pro Kilowattstunde auf 6,756 Cent. Insgesamt macht die EEG-Umlage etwa ein Viertel des Strompreises aus.

Verivox bescheinigt den Potsdamern bei Wechsel des Strom- und Gasanbieters aber auch ein hohes Sparpotenzial. So könnte eine vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 4250 Kilowattstunden beim Wechsel vom Grundtarif „EWP Ström flex“ der Stadtwerke auf den Ökostromanbieter Q-CELLS laut Verivox 287,24 Euro einsparen und statt 1349,42 nur 1062,18 Euro zahlen. Beim Gas entspricht dieses Einsparpotenzial für 150 Quadratmeter Wohnfläche, also 18.000 Kilowattstunden, sogar 402 Euro bei einem Wechsel zu Vattenfall mit 857, 40 Euro. Das Vergleichsportal empfiehlt, auf den Vertrag zu achten.

Ebenso sieht es Katarzyna Guzenda von der Verbraucherzentrale Brandenburg: „Man muss sich die Bedingungen anschauen. Wie lange läuft der Vertrag, wann ist die Kündigungsfrist, welche Boni gibt es?“ Gerade die seien im Grundpreis des ersten Jahres schon enthalten, sodass sich viele im zweiten Jahr plötzlich über einen deutlich höheren Preis wunderten. Wenn Energieanbieter Insolvenz anmelden müssten, sei sogar die korrekte Abrechnung der Boni nicht immer einwandfrei gewährleistet.

Der neue Anbieter übernimmt beim Wechsel die Kündigung von Altverträgen

Die Verbraucherzentrale und auch Vergleichsportale können zeigen, worauf man beim Wechsel des Anbieters achten muss. Auch die Qualitätskontrolle durch den TÜV und die Vergabe von Zertifikaten spielt dabei eine Rolle. Eines aber sei sicher, so Verivox: Die Grundversorgung hat meist den teuersten Tarif. Der neue Anbieter übernehme jedoch bei einem Wechsel die Kündigung dieser alten Verträge. Die Versorgung mit Strom und Erdgas werde dabei nicht unterbrochen und sei in Deutschland gesetzlich garantiert.

Warum insbesondere Strom in Brandenburg so teuer ist, erklärt sich Verivox-Mitarbeiter Lundquist Neubauer mit den zu zahlenden Entgelten für die Netzbetreiber. Diese entsprächen nämlich rund einem Viertel des eigentlichen Strom- und auch Gaspreises und seien in Brandenburg besonders hoch: „Die Region ist sehr dünn besiedelt und weniger Anwohner tragen den Preis für den Erhalt und die Instandsetzung der Netze.“

Großer Unterschied zu Berlin

Im Vergleich zu den alten Bundesländern seien die Netzentgelte hier aber immer weniger gestiegen, sodass sich die Preise in Ost und West langsam angleichen würden. 1178 Euro kosten 4000 Kilowattstunden Strom im Jahr aktuell im Bundesdurchschnitt – im Vergleich zu 2009 ist die Differenz zu Brandenburg damit deutlich kleiner geworden. Im Jahr 2017 landete Brandenburg im Vergleich der Strompreise in den Bundesländer sogar noch auf dem ersten Platz. Nun zeigt sich ein immer größerer Unterschied zu Berlin, wo die Preise für Strom nicht nur um 24, sondern um rund 55 Prozent in die Höhe kletterten.

Beim Gas hingegen werden Verbraucher in Zukunft weniger blechen müssen. Hier sei laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) der Importpreis seit Jahresanfang um mehr als ein Drittel gesunken. „Unserer Erfahrung nach dauert es über ein Jahr, bis sich die gesunkenen Großhandelspreise deutlich auf das Preisniveau für private Verbraucher auswirken“, gibt Valerian Vogel von Verivox zu bedenken.

Greta Thunberg sei Dank gibt es auch wieder ein gestiegenes Interesse an Ökostrom. Von den Verivox-Kunden entschieden sich im September 62 Prozent für einen Wechsel zu den erneuerbaren Energien, in Brandenburg beziehen 52 Prozent der Einwohner einen solchen Tarif. Ein ähnliches Interesse habe es zuletzt nach dem Atomreaktorunfall in Fukushima gegeben.

Sophie Laass

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