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An der Universität Potsdam gibt es Unmut mit dem Corona-Kurs der Hochschule.

© Ottmar Winter

Streit um Präsenz an der Universität Potsdam: Studierende wollen Prüfungen ohne Infektionsrisiken

An der Universität Potsdam gibt es weiter Kritik am Corona-Kurs. Studierende fordern Abkehr von Präsenzprüfungen, Mitarbeiter beklagen fehlenden Willen zu Homeoffice-Lösungen.

Potsdam - Am Corona-Kurs der Universität Potsdam mit ihren mehr als 22.000 Studenten gibt es weiter viel Kritik. Aus Sicht der Grünen-Hochschulgruppe ist es "völlig unverständlich", jetzt Präsenzklausuren mit bis zu 50 Personen in einem Raum schreiben zu wollen. Das teilten die Studentenvertreter in einer Erklärung mit.

Mehr als 500 Beschwerden von Studierenden

Mehr als 500 Studierende hätten sich darüber schon beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) beschwert, so die Hochschulgruppe. Dass die Uni-Leitung anbiete, Prüfungen im nächsten Semester nachzuschreiben, könne keine Lösung sein. Denn so würden die Studierenden indirekt zur Teilnahme gedrängt, wenn sie "verständlicherweise die Dauer ihres Studiums nicht verlängern wollen". Die Uni müsse alternative Prüfungsformate ohne Infektionsrisiken schaffen, fordert die Grünen-Gruppe. "Viele Studierende leben mit Menschen aus Risikogruppen in einem Haushalt", so ein Argument. Und: "Nur weil Studierende jung sind, bedeutet das nicht, dass sie keine schweren Krankheitsverläufe haben können."

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Die Hochschule hatte ihren Kurs bereits gegen Kritik verteidigt. Uni-Präsident Oliver Günther erklärte in einer Videobotschaft vor wenigen Tagen, man wolle auch "soweit wie möglich auf digitale Prüfungsformate ausweichen". Das werde aber nicht in allen Fällen möglich sein. Die Teilnahme an den Präsenzprüfungen sei aber freigestellt, ohne Nachteile - außer einem "ein wenig verzögertem Studienverlauf". Als Grundlage für die Präsenzprüfungen hatte die Uni auf die Corona-Regeln des Landes verwiesen, die dies erlauben. Die Prüfungszeit beginnt im Februar.

In einer Mitteilung vom Mittwoch billigte auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) das Vorgehen. Allerdings dürften Präsenzprüfungen „unter Beachtung strenger Hygiene-Bedingungen“ nur stattfinden, wenn aus rechtlichen oder fachlichen Gründen keine Alternativen möglich sind, schränkte sie ein. Günther wiederum sagte: „Dies ist auch im bundesweiten Vergleich ein gelungener Kompromiss – so viele digitale Prüfungen wie möglich, gleichwohl aber ein Zugeständnis an die Realität, dass eine komplette Umstellung des Prüfungsbetriebs auf digitale Prüfungsmodi nicht kurzfristig möglich ist.“

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Vorgesetzte bestehen auf Präsenz von Mitarbeitern

Die strittigen Prüfungen sind nicht der einzige Punkt, an dem es innerhalb der Wissenschaftseinrichtung Irritationen gibt. Mitarbeitende am Uni-Standort in Golm berichteten den PNN, ihre Vorgesetzten würden angesichts der Öffnung der Kitas in Potsdam ab kommenden Montag auch die Präsenz vor Ort verlangen – statt Homeoffice, das angeblich weniger produktiv sei. Aus Angst vor Ärger wollten die Mitarbeiter ihre Namen nicht in der Zeitung stehen sehen.

Uni-Sprecherin Silke Engel sagte auf PNN-Anfrage, man habe zentrale Regelungen für Homeoffice erlassen, "die von den jeweiligen Bereichen eigenverantwortlich umgesetzt werden", je nach Arbeitsaufgabe. So könnten zum Beispiel akademische Beschäftigte viel von zu Hause aus arbeiten. "Dies gilt allerdings nicht, wenn dem zwingende betriebsbedingte Gründe entgegenstehen", so Engel. Dies müsse aber schriftlich begründet werden. Die Sprecherin sagte, in Konfliktfällen könnten sich Angestellte auch an die nächsthöheren Vorgesetzten oder zum Beispiel den Personalrat wenden – was allerdings aus Sicht von Betroffenen nicht unbedingt eine Option ist, wenn man Konflikte mit Vorgesetzten doch vermeiden will.

Sprecherin Engel sagte, wenn die zwingenden Präsenzarbeiten nicht personengebunden seien, sondern durch verschiedene Beschäftigte erledigt werden können, sollten insbesondere Angestellte, die zum Beispiel auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind oder Kinder betreuen müssen, bevorzugt die Homeoffice-Option erhalten. Auch Uni-Präsident Günther hatte in seiner besagten Videobotschaft angekündigt, man wolle die Homeoffice-Möglichkeiten ausweiten: "Als Arbeitgeber sind wir dazu verpflichtet und das tun wir auch gerne."

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