zum Hauptinhalt
Der Garnisonkirchturm wächst, die Streitigkeiten bleiben. 

© Ottmar Winter

Update

Streit um Potsdamer Garnisonkirche: Innerkirchlicher Zwist um den Wiederaufbau

Die Initiative "Christen brauchen keine Garnisonkirche" erhebt harsche Vorwürfe gegen die Wiederaufbaustiftung. Landesbischof Stäblein hingegen verteidigt die finanzielle Förderung durch die Kirche.

Potsdam - Die auch von überregional bekannten Persönlichkeiten gegründete Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ hat heftige Kritik an der Stiftung für den Wiederaufbau geübt. Die Landeskirche hingegen verteidigt das Großprojekt. 

Angesichts der aktuellen Debatten um die ungewisse Finanzierung des Vorhabens sehe man dieses als „gescheitert“ an, hieß es in einem am Freitag verbreiteten Schreiben der Initiative "Christen brauchen keine Garnisonkirche", die 2014 gegründet worden war. Den Gründungsaufruf hatten unter anderem der Theologe und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und der Politologe Hajo Funke unterzeichnet. 

Schwere Vorwürfe gegen die Stiftung

Das Vorgehen der Stiftung habe „dem Ansehen unserer Kirche in der Potsdamer Stadtgesellschaft und weit darüber hinaus schweren Schaden zugefügt“, heißt es in dem Schreiben der Initiative. Nach dem Scheitern habe die Leitung der Stiftung das gesamte Projekt der Landeskirche „vor die Tür“ gelegt und erwarte nun, dass diese oder auch der Kirchenkreis Potsdam „für das Projekt und seinen künftigen Betrieb finanziell einstehen“, lautete die Kritik – die kurz vor der am Freitag begonnenen Synode des Landeskirche öffentlich wurde. 

Bischof verteidigt das Vorhaben - und beruft sich auf Schubert

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, hat dort die neuerliche Unterstützung der Stiftung Garnisonkirche durch die Landeskirche verteidigt. Vor der in Berlin tagenden Landessynode sagte Stäblein, die jeweils 490.000 Euro, die in den Jahren 2022 und 2023 fließen sollen, seien nötig geworden, weil „die Stiftung pandemiebedingt unter erheblichen Einnahmeausfällen und massivem Spendenrückgang zu leiden hat“. Es sei „schlicht die Frage zu entscheiden gewesen, ob die Kirchenleitung zu diesem Projekt und Erbe steht oder nicht.“

Diese Frage könne verschieden beantwortet werden. „Die Diskussionen darüber sind weitaus älter als ich in dieser Kirche Dienst tun darf“, sagte Stäblein. „Auch die Kirchenleitung hat darüber intensiv debattiert, zugleich allerdings einmütig beschlossen, zu dem Erbe dieses über ein Jahrzehnt gewachsenen Projekts eindeutig zu stehen.“ Dies gelte besonders in einem Moment, „in dem sich in Potsdam auch die Bürgergesellschaft, allen voran Oberbürgermeister Mike Schubert, dem ich dafür sehr danke, mit dem Projekt Haus der Demokratie zu dem Standort am Turm der Garnisonkirche bekennt und positioniert hat.“

Nach langen Auseinandersetzungen zeichne sich nun ein Miteinander von Stadt und Stiftung ab, so der Bischof. Dies könne er nur begrüßen. Aus Sicht von Stäblein ist es zudem „gerade heute mehr als angezeigt, ein Versöhnungs- und Friedenszentrum an jenem Ort zu haben, an dem das Einsatzführungskommando der Bundeswehr seinen Sitz hat“. Dort wolle die evangelische Kirche sichtbar sein mit Nagelkreuzgemeinschaft, Versöhnungszentrum und Friedensarbeit. „Das ist unsere Verpflichtung und Potsdam genau der richtige Ort dafür.“ 

Aus dem Kreis der Synodalen kam aber auch Kritik. Präsidiumsmitglied Jürgen Israel sagte, es sei befremdlich, dass die Kirchenleitung eine so hohe Summe für ein „so umstrittenes Projekt“ noch vor der Synodentagung bewilligt habe, statt die Synode um Zustimmung zu bitten. 

Thema weiter bei der Landessynode

Bei der Sitzung des Kirchenparlament am Samstag kommt das Thema noch einmal zur Sprache: In der Fragestunde kommt aus dem Kirchenkreis Cottbus die Frage: „Wie kam es zu der Entscheidung, dem Projekt Garnisonkirche Potsdam weiteres Geld zur Verfügung zu stellen – ohne Synodenbeschluss?“ Bekanntlich hat die Landeskirche die coronabedingte Einmalhilfen von knapp einer Million Euro in Aussicht gestellt - der Ekbo-Haushaltsausschuss hatte das nach Kirchenangaben genehmigt. Die evangelische Kirche hatte bisher fünf Millionen Euro Kredite beigesteuert. 

Stiftung lädt Kritiker zu Gespräch ein

Auch die attackierte Stiftung meldete sich zu Wort. Man lade die Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ zu einem Gespräch ein, teilte Kommunikationsvorstand Wieland Eschenburg mit. Diese Einladung schließt an mehrfache Gespräche mit der Initiative an. "Kritikpunkte und Informationen können so am besten ausgetauscht werden", hieß es. Die von der Initiative artikulierte Kritik sei jedoch "in großen Teilen nicht sachgerecht": "Sie geht von falschen Tatsachen aus." So werde das Wirken von Gemeinde, Fördergesellschaft und Stiftung ausgeblendet, etwa die Friedens- und Bildungsarbeit vor Ort. (mit KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false