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An der Kreuzung von Yorckstraße und Friedrich-Ebert-Straße stand bis 1958 die durch den Bombenangriff 1945 beschädigte Alte Post.

© Andreas Klaer

Streit um Fassade der Alten Post: Grau statt ocker

Der Streit um die Fassadenfarbe der Alten Post könnte vor Gericht landen: Anders als im Architektenentwurf vorgesehen, will der Bauherr - die Berliner Volksbank - grauen, und nicht ockerfarbenen Sandstein.

Potsdam - An Transparenz mangelt es nicht: „Geschichte neu interpretieren“, so steht es auf einem Werbebanner, das am Baugerüst der Alten Post hängt. Dort, an der Kreuzung von Yorckstraße und Friedrich-Ebert-Straße, errichtet die Berliner Volksbank derzeit ein Gebäude für ihre neue Potsdamer Niederlassung. Neu interpretieren will die Volksbank nun einen Stadtverordnetenbeschluss aus dem Jahre 2013, der den Wiederaufbau nach einem Entwurf des Architekten Bernd Redlich vorsieht – inklusive einer Sandsteinfassade in einem warmen, ockerfarbenen Ton.

Die Volksbank will stattdessen grauen Sandstein verwenden. Um die Frage des richtigen Tons hat nun eine juristische Auseinandersetzung begonnen. Wie den Stadtverordneten am Dienstagabend im Bauausschuss mitgeteilt wurde, hat die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam Ende Januar bereits eine einstweilige Verfügung beantragt, um die graue Fassadenverkleidung zu verhindern. Die Pro Potsdam hatte das Grundstück 2013 im Auftrag der Stadt an die Volksbank verkauft – unter der Auflage, dass das Gebäude nach dem Redlich-Entwurf errichtet wird.

In der Sache ist noch nichts entschieden

Allerdings konnte die Pro Potsdam ihr Anliegen bei Gericht bisher nicht durchsetzen. Wie Pro Potsdam-Justiziar Sven Klosa erläuterte, wollte das Gericht eine Entscheidung in der Hauptsache nicht vorwegnehmen. Der Beschluss sei am 2. Februar gefasst worden. „Das müssen wir erstmal akzeptieren“, so Klosa. Praktisch bedeutet der Gerichtsbeschluss nur, dass die Pro Potsdam nicht die Unterlassung von etwas fordern kann, das noch gar nicht begonnen hat. In der Sache selbst ist noch nichts entschieden.

Ob die Pro Potsdam nun tatsächlich klagt, ist einstweilen offen. Möglich ist das erst, wenn die Volksbank tatsächlich beginnt, die Fassade zu verkleiden. Lange wird das wohl nicht mehr auf sich warten lassen: Der Rohbau des Gebäudes steht. Derzeit wird der Dachstuhl errichtet. Am Mittwoch wurden Fenster im ersten Obergeschoss eingebaut. Die Fassade kann also kommen.

Im Falle eines Rechtsstreits rechnet sich die Pro Potsdam gute Chancen aus. „Die Ausführungsplanung muss von uns freigegeben werden“, so Klosa. Der Redlich-Entwurf einschließlich einer Visualisierung sei Bestandteil der Vereinbarungen mit der Volksbank gewesen.

Signal an Investoren

Mit seinen Ausführungen bremste Klosa die Debatte. Zuvor hatten de Grünen einen Antrag eingebracht, der Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dazu auffordern sollte, als Gesellschafter der Pro Potsdam dafür Sorge zu tragen, dass der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung für den Neubau der Volksbank anstelle der Alten Post eingehalten wird. „Das erschüttert das städtische Leben nicht in seinen Grundfesten“, so die Stadtverordnete Saskia Hüneke (Grüne), aber sei eine Frage der Glaubwürdigkeit und des Selbstverständnisses der Stadtverordnetenversammlung, dass ihre Beschlüsse auch umgesetzt werden. Gerade im Vorfeld der Ausschreibungen für die Baufelder auf dem Areal des jetzigen Fachhochschulgebäudes sei es wichtig, ein klares Signal zu setzen, hieß es im Antrag der Grünen. Da die Pro Potsdam ja bereits tätig geworden ist, sahen mehrere Ausschussmitglieder nun keinen Handlungsbedarf mehr. Der Antrag verfehlte die Mehrheit knapp.

Die Berliner Volksbank wollte sich auf PNN-Anfrage nicht zum Thema Alte Post äußern. Auch die Frage, warum die Fassade eigentlich eine andere als die ursprünglich gedachte Farbe bekommen soll, wollte das Geldinstitut nicht beantworten. Ganz überrascht dürfte man von dem Gegenwind allerdings nicht sein: Die Pläne für eine graue Fassade ernteten bereits bei der Grundsteinlegung im August 2015 Kritik. Die Bürgerinitiative Mitteschön protestierte und forderte die Stadtpolitik zum Eingreifen auf. „Unger dreht sich im Grabe um“, stand auf einem der Plakate – in Anspielung an den Architekten des Originalbaus aus dem 18. Jahrhundert, Georg Christian Unger.

Denkmalrechtlich nicht umstritten

Der Wiederaufbau war schon im Vorfeld umstritten. Ein originalgetreuer Aufbau scheiterte, weil kein Investor gefunden wurde. Schließlich einigte sich die Pro Potsdam mit der Stadtpolitik und der Stadtverwaltung auf den Redlich-Entwurf als Kompromiss.

Von der Stadtverwaltung droht der Volksbank jedenfalls kein Ungemach. Sie ist nicht Vertragspartner, sondern Genehmigungsbehörde. Und das Material – auch wenn es grau sein sollte – beeinträchtige nicht die Denkmale in der Umgebung, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Einer Genehmigung stehe deshalb nichts im Wege. 

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