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Mehr als 400 Menschen sind in den verschiedenen Werkstätten beschäftigt.

© Andreas Klaer

Spritze und Schokoherz: Erleichterung in den Oberlin-Werkstätten

Fast alle Beschäftigten und Mitarbeiter der Einrichtung auf Hermannswerder sind vollständig geimpft. Tausende Tests hatten schon vorher Wirkung gezeigt.

Potsdam - Endlich etwas befreiter: In die Oberlin-Werkstätten auf Hermannswerder kehrt nach mehr als einem Jahr Corona-Ausnahmezustand aufgrund wieder Normalität ein: Fast alle Beschäftigten und Mitarbeiter sind nun vollständig geimpft. Das bedeutet, dass nur noch im Beschäftigungsbereich Masken getragen werden müssen. In vielen anderen Bereichen und vor allem draußen geht es jetzt ohne Maske. „Man spürt, dass alle jetzt viel gelöster sind“, sagt Werkstatt-Geschäftsführer Daniel Klappenbach auf Anfrage.

411 Menschen mit einer Behinderung oder sozial schwierigem Hintergrund sind in den verschiedenen Werkstätten beschäftigt, dazu kommen 80 Oberlin-Mitarbeiter. Behinderte galten seit Beginn der Pandemie als Risikogruppe. Um jetzt möglichst schnell an Impfungen zu kommen, gab es Hilfe von der Diakonie Deutschland. „Die Diakonie sorgte dafür, dass wir in die Priorisierungsgruppe eins gelangten.“

Die Impfquote beträgt 93 Prozent

Zum Impfen brauchte es mehr als Impfstoff. „Wir brauchten Aufklärungsmaterial in einfacher Sprache und Zeit und Geduld, den Menschen alles zu erklären“. Die Zustimmung sei aber von Anfang an groß gewesen. Die Impfquote beträgt jetzt 93 Prozent, aus gesundheitlichen Gründen können manche nicht geimpft werden. Dennoch: „Das ist eine sehr gute Zahl“, sagt Klappenbach.

Geimpft wurde vor Ort, die Beschäftigten mussten dafür also nicht umherfahren und blieben in den vertrauten Räumlichkeiten. „Wir hatten uns beim DRK als offiziellen Impfort beworben. Nicht nur Beschäftigte und Mitarbeiter, auch Eltern und Betreuer waren sehr dankbar für das Angebot“, sagt Oberlin-Referentin Silvana Bothe-Mittag.

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Betreuter begleiteten die Impflinge während des ganzen Impfvorgangs, das half gegen letzte Ängste und Nervosität. Zur Belohnung gab es Schokoherzen für jeden. Und die Aussicht auf ein stückweit Normalität. „Wir können wieder Sport machen, unser Theaterstück konnte aufgeführt werden, und das Sommerfest, das im vergangenen Jahr ausfallen musste, ist geplant“, sagt Klappenbach. „Solche gemeinsamen Aktivitäten sind sehr wichtig.“

Eine schwierige Zeit

Das vergangene Jahr sei eine große Herausforderung gewesen: Zunächst die Gewöhnung an die Masken, von denen lediglich Menschen mit schwersten Behinderungen befreit waren. Dazu kam, dass im ersten Lockdown die Werkstätten komplett schließen mussten. Die Beschäftigten mussten in ihren Wohneinrichtungen, WGs oder eigenen Wohnungen bleiben. „Das war sehr schwierig zu vermitteln und durchzuhalten, viele der Menschen definieren sich über ihre Arbeit“, sagt Klappenbach. Für einige kam zwar Heimarbeit in Frage. Aber die Gemeinschaft der Kollegen fehlte. War die psychische Belastung besonders hoch, konnten einzelne weiterhin in der Werkstatt arbeiten.

Mit einem strengen Hygienekonzept gelang es, die Pandemie während der ganzen Corona-Zeit draußen zu lassen. „Wir hatten einen einzigen Fall, der niemanden weiter ansteckte“. Tausende Tests wurden durchgeführt, allein von Januar bis März 2021 etwa 5000 Tests in den Werkstätten, so Bothe-Mittag. Für Menschen mit Mehrfachbehinderungen und Spastiken sei das Testen besonders schwierig. Hierbei half ein zusätzlicher Begleitender Dienst. Nun fallen, zwei Wochen nach der letzten Impfung, auch die ständigen Tests weg – für viele in den Oberlin-Werkstätten eine große Erleichterung. 

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