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Der Rutschturm auf dem Spielplatz Westkurve ist beliebt und wird entsprechend stark genutzt. Nun soll er bald ersetzt werden. 

© Ottmar Winter

Spielplätze in Potsdam: Aufwärtstrend am Klettergerüst

Potsdam investiert mehr in öffentliche Spielflächen. Von denen gibt es zu wenige – doch Geld allein löst die Probleme nicht.

Potsdam - Die Sitzbank aus rustikalen Holzbrettern mit dem ebenso rustikalen Tisch im Schatten der Bäume sieht gemütlich aus. Doch das Sitzmöbel am Spielplatz in der Westkurve in der Hans-Sachs-Straße hat eine Schwachstelle: Die Lehne wackelt. Lena Haack greift noch einmal zu und rüttelt. „Noch verkehrssicher“, sagt sie. Doch die wackelige Lehne sei nach ihrem Urteil ein Detail, das zeige, dass der Spielplatz sanierungsbedürftig ist. Bei den regelmäßigen Inspektionen habe man so etwas im Blick: Sichtkontrollen gibt es wöchentlich, gründlichere Inspektionen monatlich oder jährlich.

Haack ist in der Stadtverwaltung für die öffentlichen Spielflächen verantwortlich. Davon gibt es in Potsdam gut 140 Stück. Das klingt nach viel, ist aber zu wenig. Um dem laut DIN-Norm empfohlenen Standard näherzukommen, müssten es etwa 115 mehr werden. Gleichzeitig müssen die vorhandenen Spielplätze unterhalten und instandgesetzt werden. Es gibt also viel zu tun.

Rutschturm wurde von Bürgerinitiative aufgestellt

Der Spielplatz an der Westkurve soll im nächsten Jahr saniert werden, seit 2003 gibt es ihn. Der Rutschturm ist 2009 von einer Bürgerinitiative aufgestellt worden. Rund drei Meter hoch und etwa acht Meter lang ist die hölzerne Konstruktion. Inzwischen aber sei einer der Stützpfeiler morsch, so Haack. „Der Nutzugsdruck ist hoch.“ Es muss Ersatz her.

Lena Haack von der Potsdamer Stadtverwaltung.
Lena Haack von der Potsdamer Stadtverwaltung.

© Ottmar Winter

Bei der Neugestaltung sollen die Anwohner beteiligt werden. Eine erste Runde hat im vergangenen Jahr stattgefunden. Zwei weitere Veranstaltungen sollen im September und November folgen. Auf Wünsche der Kinder soll eingegangen werden: „Die wollen mehr klettern.“ Und auch eine zweite Tischtennisplatte soll es geben. Geschätzt 200.000 Euro könnte so eine Erneuerung kosten. Allerdings ist das nur eine Überschlagsrechnung anhand der Fläche und Erfahrungswerten. Die in der jüngeren Zeit erheblich gestiegenen Baupreise könnten die Summe höher treiben.

Es fehlen rund 180.000 Quadratmeter an Spielfläche

Einen Überblick über den Zustand der Spielflächen in der Stadt und die nötigen Maßnahmen verschafft das Stadtentwicklungskonzept Spielflächen. Demnach kommen auf jeden Einwohner 1,26 Quadratmeter Spielfläche, empfohlen sind aber 2,25 Quadratmeter. Allein um das Defizit auszugleichen, müssten also rund 180.000 Quadratmeter Spielflächen dazu kommen. Um die empfohlene Ausstattung optimal zu finanzieren wären durchschnittlich 20 Euro pro Einwohner und Jahr nötig, bis zum Ende der Laufzeit des Konzepts im Jahr 2031 rund 40 Millionen Euro. Außerdem kommen laut Prognosen des Rathauses bis zum Jahr 2035 noch rund 40.000 weitere Einwohner dazu – darunter auch viele Familien.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind im Sommer 2019 umfassend an der Erarbeitung des Konzeptes beteiligt worden. In sechs Maßnahmenplänen sind seither insgesamt 285 Einzelmaßnahmen erfasst. Dabei geht es nicht nur um Kinderspielplätze, sondern auch um Bewegungsangebote für Jugendliche und Erwachsene.

Geld allein löst die Probleme nicht

Im vergangenen Jahr beschlossen die Stadtverordneten das Konzept. „Das war ein wichtiges Signal“, sagt Lars Schmäh, der in der Stadtverwaltung den Fachbereich für Klima, Umwelt und Grünflächen leitet. In diesem Jahr stehen für entsprechende Investitionen rund 700.000 Euro im Haushalt zur Verfügung. Nächstes Jahr sollen es 1,1 Millionen Euro sein. Und auch für den Unterhalt gibt es im Jahr 700.000 Euro, mit denen kleinere Reparaturen oder neuer Sand bezahlt werden können. Für die Haushaltsverhandlungen im Herbst für die nächsten Jahre hofft Schmäh auf einen Zuwachs.

Lars Schmäh.
Lars Schmäh.

© Ottmar Winter

Geld allein macht allerdings noch keinen Spielplatz. In der Vorbereitung stecke viel Arbeit, sagt Schmäh. Seit Jahresbeginn arbeitet Haack in dem Bereich allein. Die zweite Stelle wird gerade zum dritten Mal ausgeschrieben. Bisher habe es nur wenige Bewerber:innen gegeben. In Kürze solle es neue Bewerbungsgespräche geben. Mit mehr Personal könnten auch mehr Maßnahmen gleichzeitig geplant werden. Ein weiteres Problem: der Flächenmangel in dicht bebauten Stadtteilen.

Tatsächlich macht Potsdam Fortschritte beim Angebot von öffentlichen Spielflächen. So wurde in diesem Jahr der Spielplatz am Reiterweg grundsaniert, ebenso der Bolzplatz am Schlänitzsee. Im Juni wurde in Drewitz die neue Skatebowl eröffnet.

So soll es weitergehen: Im Herbst soll mit der Planung der Sanierung des Spielplatzes in der Grünstraße begonnen werden. Außerdem beginnt die Planung für die Sanierung des Spielplatzes in der Scheffelstraße. In Klein Glienicke soll im Winter ein neuer Spielplatz gebaut werden. Ebenfalls im Winter soll der Untergrund im Skatepark in der Friedrich-List-Straße bis 3,50 Meter tief ausgetauscht werden, weil dort noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen sein könnte. Je nachdem, wie viel vom Budget noch übrig ist, sollen danach gleich noch neue Spielgeräte als Ersatz ausgeschrieben werden.

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