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Eine der Varianten: Die Vereinssportflächen sollten links unten angelegt werden. Daraus wird nun nichts

© Visualisierung: Stadt Potsdam

Schulcampus am Bahnhof Rehbrücke: Neue Schulen ohne Sportplätze

Eigentlich sollten am Bahnhof Rehbrücke zwei dringend benötigte Sportplätze entstehen. Doch nun stoppt das Rathaus die Planung für die Waldstadt wegen drohender Klagen. 

Potsdam - Die Stadt verzichtet auf den Bau von zwei wettkampffähigen Sportplätzen im Landschaftsschutzgebiet am künftigen Schulcampus Waldstadt. So sollen Verzögerungen beim Schulbau wegen befürchteter Klagen von Anwohnern und Naturschützern vermieden werden. Den Rückzieher verkündete das Rathaus am Donnerstagabend in einer Mitteilung. Am Dienstag sollen die Stadtverordneten im Bauausschuss über das weitere Verfahren diskutieren.

Formell geht es um den Bebauungsplan Nr. 142, der von Juli bis August 2021 öffentlich ausgelegen hatte. Wie die PNN im Januar berichteten, zog sich die Bearbeitung anschließend ungewöhnlich hin. Schon damals räumte die Stadtverwaltung ein, dass die Pläne wegen vieler Änderungen möglicherweise erneut ausgelegt werden müssen. Nun wird klar, dass die wesentliche Änderung wohl der komplette Verzicht auf die wettkampftauglichen Sportplätze ist. 

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Schon bei Beginn der Planung hatte es Kritik daran gegeben, dass für den Campus zahlreiche Bäume gefällt werden müssen. Das setzte sich bei der Auslegung fort. „Insgesamt gingen über 100 Hinweise der Träger öffentlicher Belange und der Bürgerinnen und Bürger bei der Stadtverwaltung ein“, teilte das Rathaus mit. Kritik an den Planungen habe es vor allem zur Nutzung des Waldes gegeben, dessen Klimaschutzbelang zu wenig beachtet sei. Außerdem wurde die Überplanung des Landschaftsschutzgebiets für die wettkampffähigen Sportplätze kritisiert und eine angeblich fehlende Alternativprüfung für die Sportplätze. 

Klagerisiko könnte Schulbau gefährden

„Die vorgebrachten Einwendungen gegen die Planung sind in Teilen nachvollziehbar“, heißt es nun. „Vor allem die Überplanung von neun Hektar Wald und die Inanspruchnahme von Flächen des Landschaftsschutzgebietes stellen nach Auffassung der Verwaltung für den weiteren Planungs- und Umsetzungsprozess des Standortes ein erhebliches rechtliches Risiko dar.“ Das könne zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen, die zu einer deutlichen Verzögerung beim Bau der dringend benötigten Gesamtschule und der Förderschule führen. Der brandenburgische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte schon im Jahr 2019 erklärt, gegen den Bebauungsplan zu klagen, wenn er beschlossen werde.

Protest gegen die Pläne für Schulcampus im August 2020.
Protest gegen die Pläne für Schulcampus im August 2020.

© Ottmar Winter PNN

Der Stadtverwaltung zieht nun die Notbremse: Im weiteren Bebauungsplanverfahren solle auf die wettkampftauglichen Sportplätze verzichtet und die Bauleitplanung auf die Schulen und die Kita begrenzt werden, heißt es in der Mitteilung. Es sei weiterhin erforderlich, dafür auch Waldflächen in Anspruch zu nehmen. In einem kleinen Umfang von rund einem Hektar statt bisher knapp fünf Hektar betreffe das auch das Landschaftsschutzgebiet. „Damit kann der auch in der bisherigen Planung vorgesehene Abstand des Schulstandortes von der Wohnbebauung eingehalten werden.“

2026 sollen die Schulen eröffnen

Laut Integriertem Schulentwicklungsplan sollen an dem Standort am Bahnhof Rehbrücke zum Schuljahr 2026/2027 die Gesamtschule sowie der Ersatzneubau für die Schule am Nuthetal errichtet werden. Außerdem ist eine Kita vorgesehen. Aus Sicht der Stadtverwaltung wird die Gesamtschule wegen der steigenden Schülerzahlen – besonders in der Waldstadt und der Teltower Vorstadt – dringend benötigt. Außerdem soll die Förderschule am Nuthetal langfristig an den Standort Waldstadt umziehen, damit das Schulgebäude am Schlaatz als Gymnasium genutzt werden kann. Der Standort soll möglichst ab Sommer 2026 zur Verfügung stehen. Ursprünglich war das Jahr 2024 vorgesehen. Der Komplex soll rund 43 Millionen Euro kosten.

Auch wenn die Stadt das Risiko für den Schulbau nun wahrscheinlich ausräumen kann, bleibt das Problem der fehlenden Sportplätze ungelöst. „Im Bereich der Sportfreianlagen besteht stadtweit noch immer ein Bedarf von zehn Großspielfeldern“, räumt das Rathaus selbst ein. Zwar ist mit dem Erhalt des Sportplatzes an der Sandscholle in Babelsberg ein Argument für einen wettkampffähigen Fußballplatz in der Waldstadt – also in der Nähe von Babelsberg –weggefallen, doch mehr Sportflächen gibt es trotzdem nicht.

Stefan Wollenberg (Linke), der den Ausschuss für Bildung und Sport leitet, zeigte sich am Freitag überrascht. „Es ist richtig, die Priorität beim Schulbau zu setzen, denn die Kinder sind schon da“, sagte er den PNN. Obwohl die Kombination aus Schul- und Sportflächen eigentlich sinnvoll sei, müsse man das Klagerisiko vermindern. Allerdings erhöhe das den Druck auf die ohnehin knappen Sportflächen. Es müssten schleunigst Alternative Flächen gesucht werden. Er brachte erneut die sogenannte Kulturbodendeponie zwischen der Straße Am Stadtrand und der Bahnlinie ins Spiel.

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