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Breitere Wege. Naturschützer kritisieren den Ausbau der Wege im Wildpark und befürchten negative Folgen für Flora und Fauna. Das Land verteidigt die Maßnahmen.

© J. Bergmann

Landeshauptstadt: Schotterwege im Wald erzürnen Naturschützer

Umweltministerium verteidigt Streckenausbau über drei Kilometer im Wildpark. Nabu befürchtet Zerstörung von Lebensraum

Wildpark - Umweltschützer fürchten um den Potsdamer Wildpark als Ausflugsziel und Erholungsort. Grund sind bereits laufende Bauarbeiten, bei denen einstige Waldwege des Landschaftsschutzgebietes derzeit auf 4,50 Meter verbreitert und mit Schotter für Forstfahrzeuge und -Maschinen ausgebaut werden. Betroffen ist eine rund drei Kilometer lange Wegstrecke. Christiane Hönicke, Geschäftsführerin des Naturschutzbunds (Nabu) in Potsdam, ist darüber verärgert. „Diese Schotterpisten machen den Spaziergang und das Wandern im Wald unattraktiv, sind für Radfahrer eine Zumutung und schließen allmählich die Allgemeinheit von der Waldnutzung aus“, erklärte sie in einer Mitteilung.

Auch die Flora und Fauna des Waldes, der ab etwa 1840 nach den Plänen von Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné gestaltet wurde, sei betroffen, so Nabu-Chefin Hönicke. Einige Trockenrasenarten seien ebenso gefährdet wie Bienen, Schnecken oder Schmetterlinge. „Für uns ist es unvorstellbar, dass der Landesforstbetrieb im Naherholungsgebiet einen derart massiven Forststraßenbau betreibt“, so Hönicke. Und das nur, so ihre Kritik, damit ganzjährig Fahrzeuge mit bis zu 40 Tonnen Gewicht durch den Wald fahren könnten.

Der Forstbetrieb gehört zum Landesumweltministerium von Minister Jörg Vogelsänger (SPD). Dort verteidigt man das Vorgehen, das bei der unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt bereits Mitte April ordnungsgemäß angezeigt worden sei, wie ein Sprecher des Ministeriums sagte. Die Maßnahme entspreche dem „üblichen Standard“ in solchen Fällen und sei zwingend erforderlich, um die Bewirtschaftung, den Brand- und Katastrophenschutz und die Erholungsnutzung dieses Waldgebiets auch weiterhin gewährleisten zu können. „Dazu gehört auch die Befahrbarkeit mit entsprechendem Gerät“, so der Sprecher – beispielsweise zum Transport von gefällten Baumstämmen. Diese Waldwege müssten regelmäßig von angrenzenden Bäumen befreit und durch eine Trag- und Deckschicht aus Naturstein-Schotter befahrbar gehalten werden. „Wege, die nicht gepflegt werden, werden unbrauchbar und verschwinden mit der Zeit.“ Die Wege im Wildpark seien in den vergangenen Jahren stark zugewachsen und hätten daher ausgelichtet werden müssen – damit würde die Strecken auf 4,50 Meter verbreitert werde, bestätigte der Sprecher. Eine vom Nabu auch kritisierte Zerstörung von Biotopen oder dem Lebensraum von Eidechsen sei nicht erkennbar, so der Sprecher – zumal die Arbeiten nur Abschnitte in der Nähe der Bundesstraße betreffen würden, nicht den eigentlichen Erholungswald.

In den kommenden Tagen würden die Maßnahmen abgeschlossen. Neue Wege würden nicht angelegt. „Eine Nutzung durch Erholungssuchende, Wanderer, oder Radfahrer ist gerade nach der Instandsetzung wieder uneingeschränkt möglich“, so der Sprecher. Im Übrigen seien im nördlichen Teil des Wildparks in den vergangenen Jahren bereits solche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt worden.

Das 875 Hektar große Waldgebiet zieht sich durch die Pirschheide bis an den Templiner See. Der Wald ist nach Angaben der Stadt an drei Haupteingängen zugänglich, in ihm befindet sich die Waldschule Potsdam, die Revierförsterei Wildpark und das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Henri Kramer

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