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Mit dem Anschluss von Golm an das Glasfasernetz wird eine der letzten großen Lücken in Potsdam geschlossen.

© A. Klaer

Schnelles Internet bald überall in Potsdam: Verbindung hergestellt

In immer mehr Potsdamer Ortsteilen gibt es schnelles Internet – nun auch in Golm. Doch einige Probleme bleiben.

Potsdam - Schnelle Downloads, Streamingdienste, Videos aus Mediatheken – für viele Potsdamer ist das im Internet längst alltäglich. Jedenfalls, wenn sie in Innenstadtnähe, in Babelsberg oder in den Plattenbaugebieten südlich der Havel wohnen. Hingegen waren die nördlichen und westlichen Ortsteile lange Zeit eine digitale Ödnis. Schnelle Internetverbindungen waren dort nicht zu haben, die Leitungen gaben das einfach nicht her. Doch nun tut sich etwas. Potsdam ist auf dem Weg zur Vollversorgung mit schnellem Internet.

Am Donnerstag drückte Golms Ortsvorsteher Marcus Krause gemeinsam mit einem Vertreter des Telekommunikationsunternehmens DNSnet symbolisch auf einen Knopf. Über 1700 Haushalte in Golm können nun vom schnellen Internet profitieren. Noch in diesem Monat können die ersten Einwohner der Potsdamer Ortsteile Golm und Eiche ihre Leitungen auf schnelles Internet umstellen und mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Megabit pro Sekunde surfen, teilte das Unternehmen mit. 19 Verteilerknoten und 20 Kilometer Kabel wurden seit 2014 verlegt. DNSnet investierte nach eigenen Angaben knapp 500 000 Euro. Fördermittel gab es dafür nicht.

Beste Bedingungen für den Wissenschaftsstandort Golm, aber nicht für die Anwohner

Ortsvorsteher Krause ist angesichts der neuen Möglichkeiten sehr erfreut. „Das ist ein Quantensprung.“ Auch er selbst habe bisher nur eine 1000 Kilobit-Leitung. 50 Megabit wären dann fünfzigmal so schnell. „Dann gibt es zu Hause auch keinen Streit mehr, wer das WLAN nutzen darf“, sagte er. Aber die neue Internetverbindung sei neben dem Zugewinn an Lebensqualität auch ein Standortfaktor für Golm. „Viele Mitarbeiter des Wissenschaftsstandorts haben gefragt, ob es in Golm eine schnelle Internetanbindung gibt.“ Bisher seien sie dann häufig in benachbarte Orte gezogen, die besser versorgt waren. Überhaupt sei es schon seltsam gewesen, dass es am Wissenschaftsstandort beste Bedingungen gab, in der gegenüberliegenden Ortslage aber nicht.

Mit dem Anschluss von Golm an das Glasfasernetz wird eine der letzten großen Lücken in Potsdam geschlossen. „Bereiche mit geringerer Breitbandverfügbarkeit gab es bisher vornehmlich in den nördlichen Ortsteilen und in Golm“, so Stadtsprecher Markus Klier. Laut dem Breitbandatlas des Bundesministeriums für digitale Infrastruktur dominierten dort bisher Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 6 und 16 Megabit. Nun würden auch diese Ortsteile sehr gut versorgt.

Besonders hoher Versorgungsgrad in der Innenstadt

Bereits zum Ende vergangenen Jahres hatte die Telekom rund 4000 Haushalte in den Ortsteilen Fahrland, Marquardt, Neu-Fahrland, Satzkorn und Uetz-Paaren angeschlossen. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung einen Bericht „Ausbau der Breitbandinfrastruktur“ vorgelegt. Demnach bestehe bei Breitbandanbindungen zwischen 30 und 50 Megabit pro Sekunde „ein hoher Versorgungsgrad“ mit einem Anteil von bis zu 95 Prozent in der Innenstadt und dem südlichen Stadtgebiet.

Dennoch werden wohl auch künftig nicht alle gleich schnell im Netz unterwegs sein können. Denn oft liegen zwischen Verteilerknoten und Hausanschluss keine Glasfasern sondern Kupferkabel. Mit deren Länge nimmt der Leitungswiderstand zu. Wer also am weitesten entfernt wohnt, kann gegebenenfalls nicht die volle Bandbreite ausschöpfen.

Standortfaktor Internet

Schnelles Internet ist indes nicht nur für Privatleute wichtig, sondern auch für Unternehmen. Mindestens 30 Megabit fordert die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) deshalb flächendeckend. „Das ist ein knallharter Standortfaktor“, sagt der IHK-Breitbandbeauftragter Marco Albrecht. „Für manche Unternehmen ist das wichtiger als die Verkehrsanbindung.“ Die Anforderungen der Unternehmen sind dabei unterschiedlich. Manche benötigen lediglich reine Bürokommunikation, andere verschicken große Datenmengen – und brauchen dafür vor allem beim Upload eine schnelle Verbindung. Besonders wichtig ist das in Potsdams wachsender Kreativbranche und der Film- und TV-Produktion.

Angesichts des technischen Fortschritts dürfe beim Ausbau nicht nachgelassen werden, so Albrecht.  Optimistisch stimme, dass die Stadt ein vergleichsweise attraktiver Markt für die Telekommunkationsunternehmen sei. Fünf Anbieter stünden aktuell im Wettbewerb. Im ländlichen Raum müsse man hingegen manchmal froh sein, wenn es einen einzigen gebe. Bei der Versorgung mit schnellem Internet gebe es in Potsdam jedoch zusehends Verbesserungen. IHK-Chefin Beate Fernengel hatte jüngst noch die „mangelhafte digitale Daseinvorsorge“ in einem Gastbeitrag in den PNN kritisiert. Aus Golm, Fahrland, Eiche oder Nedlitz erreichen die IHK Beschwerden von Unternehmen über die Internetverbindungen, so Fernengel.

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