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Auch auf nicht dafür freigegebenen Wegen nahm der Radverkehr in den Parks und Gärten der Schlösserstiftung zu. 

© Andreas Klaer

Schlösserstiftung will in Potsdam durchgreifen: Mehr Bußgelder gegen Regelbrecher in den Parks

Die Schlösserstiftung will in ihren Potsdamer Parks die Regeln konsequenter durchsetzen. Ein aktuelles Urteil stützt ihre Position. Sorge bereitet die anhaltende Trockenheit.

Potsdam - Gegen unerlaubte Grillfeste, Vermüllung, freilaufende Hunde und rücksichtslose Mountainbiker auf unbefestigten Parkwegen: Zum Schutz ihrer Welterbeparks in Potsdam wird die Schlösserstiftung in dieser Saison vermehrt Bußgelder verhängen. 

Die Zeit der bloßen Verwarnungen sei vorbei, machte Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr am Montag vor Journalisten deutlich. Angesichts von 1,4 Millionen Euro Schäden pro Jahr durch Vandalismus und Fehlnutzungen – Tendenz steigend – müsse man gegensteuern.

Klettern unerwünscht

Was verboten ist, regelt seit 2006 die Parkordnung. Demnach ist das Klettern auf Bäume nicht erlaubt, aber auch das Zelten im Park oder im Winter das Rodeln. Wer dabei erwischt wird, kann aufgrund einer Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld belangt werden, in den Parkregeln ist von bis zu 10 000 Euro Strafe die Rede. Vogtherr sagte, man wolle sich an der Praxis in der Stadt Potsdam orientieren. 

Bekanntlich werden Verstöße gegen die Potsdamer Stadtordnung – auch hier gilt zum Beispiel für Hunde eine Leinenpflicht oder ein Vermüllungsverbot – mit Strafen ab fünf Euro sanktioniert, je nach Einzelfall. Vogtherr sagte, Richtschnur für die Höhe der Bußgelder werde auch der Grad der Schäden sein – und ob es sich zum Beispiel um Wiederholungstäter handele. 

Geahndet werde künftig auch das Schwimmen an nicht ausgewiesenen Badestellen, etwa an sensiblen Uferbereichen in Babelsberg. Bereits 2019 hatte Vogtherr angekündigt, man wolle zum Beispiel das Baden und die Nutzung der Wiesen am Westufer des Neuen Gartens zwischen Gotischer Bibliothek und Marmorpalais unterbinden.

Mehr Müll, mehr Arbeit: Unrat im Sommer im Neuen Garten. 
Mehr Müll, mehr Arbeit: Unrat im Sommer im Neuen Garten. 

© Andreas Klaer

Wachpersonal verdoppelt

Und schon vergangenes Jahr hatte die Stiftung ihr Wachpersonal dafür verdoppelt, mittlerweile hat ihr Ordnungsdienst sieben Parkwächter. Diese Zahl wolle man noch auf bis zu 12 erhöhen, sagte Vogtherr. Diese Wächter dürfen auch Personalien von Parkbesuchern feststellen und Bußgelder verhängen, ähnlich wie es das Ordnungsamt in der Stadt kann. 

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So könnten diese Mitarbeiter auch Personen, die fliehen wollen, bis zum Eintreffen der Polizei festhalten, stellte die Stiftung klar. Für ihre Aufgaben seien die Mitarbeiter angemessen qualifiziert, teils hätten sie schon in Ordnungsämtern gearbeitet, hieß es weiter. Ferner streifen durch die Anlagen auch rund zehn Sicherheitsmitarbeiter der ausgelagerten Fridericus-Servicegesellschaft – die bei Verstößen allerdings nur mündlich verwarnen können, im Zweifelsfall also ihre Kollegen vom Ordnungsdienst rufen müssten.

Seit Jahren schon klagt die Stiftung, dass ihre als Unesco-Welterbe ausgewiesenen Anlagen besser gegen den zunehmenden Nutzungsdruck in der wachsenden Stadt geschützt werden müssten. Es gebe eine „toxische Mischung“ aus Klimawandel und Übernutzung, hatte Vogtherr im vergangenen November gesagt: „Wir wissen nicht, wie viel von den Gärten das nächste Jahrzehnt überlebt.“

Auch Radfahren in den Parks verursacht Schäden

Vogtherr berichtete, gerade die Zahl der liegen gelassenen Pizzakartons habe sich drastisch erhöht. Es gebe auch mehr Radverkehr auf dafür nicht freigegebenen Strecken – solche meist nicht gebundenen Wegedecken seien gerade bei Trockenheit empfindlicher. Wenn dann Dutzende Radfahrer dort fahren würden, seien Schäden kaum vermeidlich. 

Die Schwerpunkte der vergangenen Jahre seien der Neue Garten am Heiligen See, der Park Babelsberg und Flächen südlich des Charlottenhofs. Mit dem nun konsequenteren Verfolgen von Verstößen hoffe man auf eine Trendumkehr und darauf, dass sich das Vorgehen herumspreche, sagte der Generaldirektor. Gegen Parkregelverstöße von kleineren Kindern wolle man aber nicht vorgehen, schränkte er ein.

Ein Urteil für die Sicht der Stiftung

Bei ihren Bemühungen kann sich die Stiftung auf ein aktuelles Urteil des Landgerichts Potsdam stützen. Demnach hatte ein Radfahrer auf Schadenersatz klagen wollen, weil ihn der Ordnungsdienst am Weiterfahren auf einer nicht für Räder freigegeben Strecke hinderte und er deswegen stürzte. 

Die Durchsetzung dieses Verbots stehe der Stiftung im Rahmen ihres Hausrechts zu, schmetterte das Landgericht die Klage ab. So dürfe sie Vollstreckungsmaßnahmen „zur Abwehr von Gefahren“ für ihre Anlagen selbst wahrnehmen. 

Konflikte um die Nutzung der Welterbeparks und ihrer Ufer gibt es seit Jahrzehnten. So hatte die Stiftung schon unter den Generaldirektoren Hans-Joachim Giersberg und Hartmut Dorgerloh schärfere Maßnahmen angekündigt. Das Ergebnis blieb allerdings meist überschaubar.

Christoph Martin Vogtherr ist seit dem 7. Februar 2019 Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Christoph Martin Vogtherr ist seit dem 7. Februar 2019 Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

© Soeren Stache/dpa

Kampf gegen aktuelle Rekord-Trockenheit

Seit Jahren kämpft die Schlösserstiftung auch mit den Auswirkungen des Klimawandels. So mache die seit Wochen in Potsdam anhaltende Trockenheit stark zu schaffen, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee – gerade mit Blick auf die beginnende Wachstumsphase. Solche trockenen Phasen im Frühjahr habe man schon in den Dürrejahren zwischen 2018 und 2020 erlebt. 

Das Problem: Bei Bäumen würde dabei erlittene Schäden erst nach und nach sichtbar, etwa durch fehlende Vitalität. Aktuell erlebt Potsdam nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) den bisher trockensten März seit Anfang der Wetteraufzeichnungen 1893. Demnach sind im März erst 1,3 Liter Wasser pro Quadratmeter registriert worden, teilte ein DWD-Sprecher auf Anfrage mit. 

Auch für die nächsten Tage werden nur geringe Niederschläge prognostiziert. Zum Vergleich: Zwischen 1961 und 1990 regnete es im März im Schnitt stets 38 Liter pro Quadratmeter. Der bisher trockenste März in Potsdam war 1932 mit damals 5,7 Litern Niederschlag aufgezeichnet worden. 

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