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In weiblicher Aktion. Als Zeichen gegen Gewalt an Frauen versammelte sich vor dem Rathaus eine Gruppe von Frauen, um gemeinsam eine Fahne des Vereins Terre des Femmes zu hissen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Schläge daheim: 349 Übergriffe auf Frauen

Zum Aktionstag gegen geschlechtsspezifische Gewalt wird in Potsdam Flagge gezeigt – für null Toleranz

Von Eva Schmid

Innenstadt - Ein Zeichen der Mahnung und Erinnerung: „Dies ist ein symbolischer Aufruf aus Potsdam, dass Gewalt an Frauen nicht toleriert werden darf“, verkündete gestern Elona Müller, die Beigeordnete für Soziales, vor dem Potsdamer Rathaus. Zusammen mit der Beauftragten für Chancengleichheit und Vielfalt, Martina Traut-Koschnick, hisste sie am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen eine Fahne mit der Aufschrift „Nein zur Gewalt an Frauen – Frei leben ohne Gewalt“. Auch am Regine-Hildebrandt-Haus und vor dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie wurde ein deutliches Zeichen gesetzt. Bereits zum zehnten Mal rief die Organisation Terre des Femmes e.V zum Flagge hissen auf.

Im vergangenen Jahr, so berichtete die Sozialbeigeordnete, haben in Potsdam und Potsdam-Mittelmark 51 Frauen und 37 Kinder Zuflucht in Frauenhäusern gesucht. Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet im Raum Potsdam bereits in diesem Jahr 349 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Davon bezieht sich der Großteil der Anzeigen auf Körperverletzung, gefolgt von Bedrohungen und sexuellem Missbrauch.

Einziger Ausweg für viele Frauen, die aus Scham oder zum Schutze der Familie gar nicht erst eine Anzeige bei der Polizei erstatten, ist die Frauenberatungsstelle in Potsdam. „Von den etwa 65 000 Frauen in Potsdam, haben bis zu 26 000 einmal in ihrem Leben Gewalt erfahren“, erklärte Lydia Sandrock, Psychologin der Beratungsstelle. Jedoch sind die Beratungskapazitäten begrenzt; lediglich zweitausend Frauen könne dort Hilfe angeboten werden. Nach einer Studie des Bundesfrauenministeriums ist auch in Deutschland Gewalt an Frauen und Mädchen alltäglich. Elona Müller verweist auf die Zahlen aus der Studie: „Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits männliche Gewalt erfahren oder wurde bedroht; jede siebte ist sogar Opfer sexueller Gewalt“. Die Bandbreite der psychischen und physischen Gewalttaten ist groß: Von Diskriminierung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz über Nachstellen (Stalking) bis hin zu sexueller und häuslicher Gewalt.

Der internationale Aktionstag geht auf die Ermordung von drei politisch aktiven Frauen am 25. Oktober 1960 in der Dominikanischen Republik zurück. Seit 1981 veranstalten Menschenrechtsorganisationen daher an diesem Tag weltweit Aktionen gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Eva Schmid

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