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Restaurierung: Das Babelsberger Ärztehaus ist bald fertig

Im Babelsberger Ärztehaus sind die Fassadenarbeiten nun abgeschlossen. Im Frühjahr soll das Projekt endlich fertig sein.

Von Birte Förster

Potsdam - Ein seltener Stein war es, der allen Beteiligten zu schaffen machte. Als Restauratoren und Bauarbeiter vor einigen Monaten begannen, die Außenfassade des denkmalgeschützen Gebäudes in der Babelsberger Rudolf-Breitscheid-Straße 25 zu bearbeiten, stellte sich das Ganze als schwieriges Unterfangen heraus. Genau genommen war es die Farbe, die Probleme bereitete. Bei der ursprünglichen Fassadenfarbe habe es sich um einen historischen Edelputz aus der Gründerzeit gehandelt, erklärt Hartmut Kulka. 2017 hat der Apotheker die beiden Gebäudeteile an der Babelsberger Kreuzung, in dem sich die Linden-Apotheke, ein Ärztehaus und Wohnungen befinden, gekauft und seitdem umfassend saniert. Dabei hatte der Eigentümer mit einigen unerwarteten Schwierigkeiten zu kämpfen, die die Bauarbeiten in die Länge zogen. Immerhin: Nach mehreren Monaten sind die Arbeiten an der historischen Außenfassade nun abgeschlossen und das Gerüst wird derzeit abgebaut. Der Blick auf das Gebäude wird in den nächsten Tagen wieder frei sein.

Damit ist ein kompliziertes Kapitel der umfangreichen Bauarbeiten nun abgeschlossen: die Suche nach der richtigen Farbe. Bei der Fassadenerneuerung sollte der besondere Grünton wiederhergestellt werden. Um welchen es sich dabei genau handelte, war allerdings nicht so einfach herauszufinden. Erst als Restauratoren Proben des besonderen Putzes entnahmen und diesen im Labor analysierten, kamen sie auf das Ergebnis: Bei dem Fassadenputz habe es sich um Serpentenit gehandelt, einen Stein, auf den die grünliche Färbung der Fassade zurückzuführen sei, erklärt Kulka. Zwar seien etwa zwei Drittel des besonderen Putzes – zur großen Freude der Restauratoren – am vorderen Gebäudeteil erhalten geblieben. An einigen Stellen sei eine Erneuerung jedoch nötig gewesen, so Kulka. „Das Haus sah ein bisschen scheckig aus“, sagt er. Mit der Beschaffung des ursprünglichen Materials war es aber nicht getan, wie sich herausstellte. „Niemand hat einen Serpentenit-Lieferanten gefunden“, erklärt der Apotheker. 

Das Material sei in Europa nicht zu beschaffen, schon gar nicht in den benötigten Mengen. Also mussten die Restauratoren der Denkmalpflege experimentieren, um den richtigen Ton zu treffen. Verschiedene Steine seien mit unterschiedlicher Körnung gemahlen und auf die Fassade aufgetragen worden, erklärt Kulka. Mehrere Versuche seien nötig gewesen, bis sich der Ton der bearbeiteten Stellen gut in die ursprüngliche Fassade einfügte. Mehrmals musste laut Kulka eine neue Schicht aufgetragen werden. Erst nach vier Wochen Wartezeit, wenn die Farbe getrocknet war, sei das Ergebnis erst richtig sichtbar gewesen. Bis der richtige Ton schließlich gefunden war. „Die Thematik hat uns viel Geld gekostet“, sagt der Apotheker.

Von Frust ist bei dem 58-Jährigen aber keine Spur. Und das, obwohl auch an anderen Stellen vieles nicht nach Plan lief. Schon die Anfänge des riesigen Bauvorhabens gestalteten sich äußerst schwierig. Seit 2004 betreibt Kulka in dem Gebäude seine Apotheke. Als er irgendwann abgebröckelten Putz auf der Straße fand und sich auch das Dach des Gebäudes als marode erwies, sah er sich gezwungen zu handeln. Teile des Daches drohten auf die Straße zu fallen.

Über die Berliner Hausverwaltung erfuhr er von den komplexen Eigentumsverhältnissen: Das Gebäude gehörte einer jüdischen Erbengemeinschaft. Die weitverzweigte Familie lebt in unterschiedlichen Ländern wie den USA und Australien. Das machte größere Investitionen in das Babelsberger Gebäude unmöglich. So beschloss Kulka, den Komplex zu erwerben. Es dauerte Jahre bis Kulka alle Erben ausfindig gemacht hatte und der Kaufvertrag 2017 unterzeichnet werden konnte. Es sei nie seine Absicht gewesen, das Haus zu kaufen, so Kulka. „Aber einer musste es ja machen“, sagt er nüchtern.

Seitdem hat sich einiges getan. Zusätzlich zu den zwei vorhandenen hat Kulka Räume für zwei weitere Arztpraxen geschaffen. Im April hat der Urologe Holger Dietrich im dritten Stock seine Praxis eröffnet. Fest steht nun auch, wie es mit dem Dachgeschoss weiter geht. Im vergangenen Jahr hatten drei Ärzte, die dort eine Gemeinschaftspraxis einrichten wollten, ihren Umzug wieder abgesagt und den Mietvertrag für die Räumlichkeiten gekündigt. Sie befürchteten, dass die Praxis im Dachgeschoss nicht rechtzeitig fertig werden könnte. Nun steht der Abschluss der dortigen Arbeiten kurz bevor. Die Räume sind hell und freundlich, Holzbalken weiß angestrichen. Vor der Sanierung sei dort alles dunkel gewesen. Vielen hätten nicht gedacht, dass man aus dem Dachgeschoss etwas machen könne, sagt Kulka. In wenigen Wochen wird dort die Allgemeinärztin Beate Schiller ihre Praxis eröffnen. Ein Fahrstuhl führt bis ganz nach oben. Durch das Fenster des Wartezimmers hat man einen weiten Blick über die Dächer. Von dort aus sieht man auch die Solarzellen auf dem Dach des anderen Gebäudeteils. In der Form klassischer Dachziegeln sind sie kaum als solche erkennbar und seien nur so vom Denkmalschutz genehmigt worden, erzählt Kulka.

Im zweiten Gebäudeteil, in dem sich sieben Wohnungen befinden, müsse noch einiges saniert sowie die Stränge erneuert werden. Für die Sanierung der Balkone sowie die Modernisierung der Apotheke reiche das Geld momentan nicht mehr. Mehrere Baufehler seien passiert, die andere Firmen wieder beheben mussten. Ein paar Betriebe seien in der Zeit sogar pleite gegangen, sagt Kulka. „Dadurch gab es erhebliche Verzögerungen.“ Das Geld sei dann immer weg gewesen.

Voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres soll das Gesamtvorhaben endlich fertig werden. Über die nächsten Mieteinnahmen will Kulka die weiteren Arbeiten finanzieren. Derzeit läuft noch die Vorbereitung für einen wichtigen Teil des Projekts: Im Hinterhof des Gebäudes befindet sich derzeit noch eine große Baustelle, mehrere Bauarbeiter sind dort zugange, um einen Technikkeller herzustellen. Wenn der fertig ist, folgt der nächste Clou: In etwa zwei Monaten soll mit einem Kran ein zwei Tonnen schweres Blockheizkraftwerk über die Häuserfront in den Innenhof befördert werden.

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