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So könnte in Potsdam das Straßenschild für Sehbehinderte aussehen.

© Sebastian Rost

Prüfung bis Dezember: Vorerst keine Schilder für Sehbehinderte in Potsdam

Eine Vielzahl von Gründen wurde im Bauausschuss gegen die Einrichtung von Straßenschilder für Sehbehinderte angeführt.

Potsdam - Blinde und Sehbehinderte bekommen in Potsdam wohl vorerst keine weitere Hilfe bei der Orientierung in der Stadt. Ein Antrag von Linken und Grünen für Schilder in der sogenannten Brailleschrift fand am Dienstagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen keine Mehrheit. Stattdessen soll die Verwaltung nun bis Dezember die rechtlichen Voraussetzungen prüfen und Erfahrungen anderer Kommunen recherchieren.

In der Debatte hatte die Stadtverwaltung angemerkt, dass es weder in der Straßenverkehrsordnung noch in Bauvorschriften eine Rechtsgrundlage für die Schilder gebe. Man befürchte Unfälle und Vandalismus. Außerdem seien die Pfosten, an denen die Schilder angebracht sein sollen, für Blinde und Sehbehinderte sehr schwer zu finden. Das Thema könne der Behindertenbeauftragte untersuchen, wenn die Stelle wieder besetzt sei. Die Stelle ist seit August unbesetzt.

Gutes Beispiel in Wedel

Der Vorschlag von Linken und Grünen geht auf ein entsprechendes Beispiel aus der schleswig-holsteinische Stadt Wedel zurück. Dort werden die Schilder nach einem mehrjährigen Test seit dem vergangenen Jahr flächendeckend installiert. Die Oberlin-Metallwerkstatt hat bereits einen Potsdamer Prototypen angefertigt. Dabei handelt es sich um zwei aneinanderliegende schmale Bauklötze, an deren Stirnseiten die entsprechenden Straßennamen in erhabener Schrift zu lesen sind. Die Schilder sollen in einer Höhe von rund 1,40 Meter an wichtigen Straßenkreuzungen angebracht werden und somit sehbehinderten und blinden Menschen die Orientierung erleichtern.

Heike Thiel vom Behindertenbeirat sprach sich im Ausschuss für die neuen Schilder aus. Sie sei selbst blind und von dem Prototypen begeistert. „Endlich etwas, das uns entgegenkommt.“ Potsdam sei bei der Barrierefreiheit nicht gerade Vorreiter, aber das könne man ja ändern. Sehbehinderte könnten Masten an Kreuzungen oft finden, widersprach sie der Verwaltung. „Ich vermag da keine Unfallgefahr zu erkennen.“

Noch viele offene Fragen

Thiels Statement konnte die Mehrheit nicht überzeugen. Der AfD-Stadtverordnete Chaled-Uwe Said befürchtete, die Schilder könnten mit Zigaretten und Kaugummis verunstaltet werden. „An unseren Schinkelleuchten will ich so etwas nicht sehen.“ Ken Gericke, als Sachkundiger Einwohner für die Grünen im Ausschuss, erkannte noch viele offene Fragen. Die Linken-Stadtverordnete Tina Lange plädierte als Kompromiss dafür, die Schilder wenigstens an 20 Stellen auszuprobieren und die Erfahrungen auszuwerten. Bei der Verwaltung stieß auch der Kompromissvorschlag auf wenig Gegenliebe. Man brauche ein Jahr, um das Thema angemessen zu prüfen. Es handele sich um keine Pflichtaufgabe. Abschließend muss noch die Stadtverordnetenversammlung über den Antrag entscheiden.

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