zum Hauptinhalt

Prozess in Potsdam: Angeklagter erklärte, warum er eine Apotheke überfiel

Der Fall ist schon sechs Jahre her. Jetzt kommt der brutale Überfall auf eine Potsdamer Apotheke vor Gericht. Gelohnt habe sich die Tat nicht, sagte der Angeklagte.

Potsdam - Prozessbeginn mit Geständnis: Am Potsdamer Landgericht hat am Montagmorgen ein Strafverfahren gegen einen 33-jährigen Räuber begonnen, der vor knapp sechs Jahren eine Apotheke am Erlenhof überfallen hat. „Das war wie in einem Film“, sagte der gebürtige Türke vor Gericht. Auf Nachfrage seines Anwalts zeigte er sich auch reuig: Die Tat habe sich nicht gelohnt. „Ich habe nun Angst, dass ich wieder alles verliere.“

Es ging um eine Tat vom 19. April 2013 – und ihre Vorgeschichte, die der Mann schilderte. Eigentlich habe er 2011 noch ein eigenes Geschäft in der sächsischen Stadt Riesa besessen – allerdings ließ er sich dann auf falsche Freunde und ein Drogengeschäft ein, das auch noch fehlschlug. Zur Strafe sei er brutal zusammengeschlagen und misshandelt worden: „Das hat mich aus der Bahn geworfen.“

Der Drogendealer wollte endlich Geld haben

Er sei in der Folge nach Potsdam gekommen, hier wohnt und betreibt sein Vater eine Baufirma. Doch viel öfter war er in der Zeit in Berlin gewesen, lebte und arbeitete in einer Shisha-Bar, auch um seine Drogensucht zu finanzieren. Dort habe er auch einen Mann namens Hussein kennengelernt, der bei einem gemeinsamen Besuch in Potsdam den Überfall auf die Apotheke spontan vorgeschlagen habe, schilderte der Angeklagte. Anlass sei an dem Tag der Anruf ihres Drogendealers gewesen, der die Begleichung ihrer Schulden anmahnte. Ausgerüstet mit Masken, einer defekten Schreckschusspistole sowie einem kaputten Teleskopschlagstock betraten sie die Apotheke kurz vor Ladenschluss – mit den Worten „Überfall! Geld her!“. In der Folge soll der bisher von der Polizei noch nicht ermittelte Haupttäter unter anderem die Pistole an die Schläfe der Inhaberin gehalten haben. 

Sein nun angeklagter Komplize soll hingegen mit dem Stock gleich mehrere Angestellte in den Bauch geschlagen haben. Sie erbeuteten rund 800 Euro. „Am Ende sagte noch einer der beiden: Sorry, wir brauchen das Geld“, schilderte die Inhaberin dem Gericht. Das sei er gewesen, sagte der Angeklagte. Er habe schon gleich nach dem Überfall Angst vor Entdeckung gehabt.

Der Angeklagte tauchte zunächst unter

Die Tat selbst blieb lange folgenlos, der Angeklagte tauchte in Berlin unter, war zwischenzeitlich auch monatelang bei seiner erkrankten Mutter in der Türkei. Erst Jahre später sei der Mann wieder konkret ins Visier der Justiz geraten, wurde beim Fahren ohne Fahrerlaubnis aufgegriffen – ein dabei durchgeführter DNA-Test brachte die Ermittler auf die Spur des früheren Überfalls, wie es hieß. Seit September vergangenen Jahres sitzt der Angeklagte nun in Untersuchungshaft. Ihm drohen mehrere Jahre Gefängnis. Der Prozess wird fortgesetzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false