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Einfach mal abkühlen. Das sollte auch in den Kitas passieren.

© Jens Büttner/dpa

Projekt zum Klimawandel: Altbekanntes gegen die Hitze

Neue Leitfäden sollen Potsdams Kitas und Seniorenheime im Umgang mit Hitze und Starkregen schulen. Die Adressaten sehen das Ergebnis kritisch.

Von Peer Straube

Potsdam - Am gestrigen Freitag hat Potsdam einen neuen Hitzerekord für August aufgestellt - an 15 Tagen des Monats war es heißer als 30 Grad und damit an so vielen wie in keinem anderen August seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor allem älteren Menschen, aber auch kleinen Kindern machen die Temperaturen zu schaffen, sie können sogar zur Gesundheitsgefahr werden. 

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Um Letzteres zu verhindern, sind jetzt mehrere Leitfäden mit Handlungsempfehlungen erschienen, die die Universität Potsdam gemeinsam mit der Johanniter-Unfallhilfe und der Stadt Potsdam erarbeitet und herausgegeben hat. Sie entstanden im Rahmen des Projektes "ExTrass", das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird und sich zum Ziel gesetzt hat, deutsche Groß- und Mittelstädte besser auf extreme Wetterereignisse wie Hitze oder Starkregen einzustellen. Neben Potsdam sind auch Remscheid und Würzburg als weitere "Fallstudienstädte" an dem seit 2018 laufenden Projekt beteiligt. 

Leitfäden sollen als Anregung dienen

Bei einer Befragung unter den Einrichtungen habe sich gezeigt, dass weniger als zehn Prozent über einen konkreten Notfallplan für Hitzewellen oder Starkregen hätten, sagte Projektkoordinatorin Susann Ullrich den PNN. Die Leitfäden seien als Anregung zu verstehen, als Grundlage, womöglich eigene Notfallpläne zu entwickeln. 

Senioren sollten bei Hitze viel trinken. Generell gilt das natürlich für alle Menschen.
Senioren sollten bei Hitze viel trinken. Generell gilt das natürlich für alle Menschen.

© Patrick Pleul/dpa

Anfang August seien die Leitfäden per Post an knapp 100 Kitas und rund 65 Pflegeeinrichtungen der Stadt verschickt worden, sagte Ullrich. 

Die enthaltenen Empfehlungen sind für beide Zielgruppen zum Teil identisch. Zur Vorbereitung auf eine Hitzewelle wird etwa geraten, schon vorab für ausreichend Schatten zu sorgen, Bäume zu pflanzen, Sonnensegel und Jalousien zu beschaffen. Wenn es dann heiß geworden ist, sollten die Kinder oder Senioren luftig gekleidet sein, sich im Schatten aufhalten und viel trinken. Zudem, so die Leitfäden, sollte für leichte, auch kühle Speisen und für Luftzirkulation gesorgt werden. 

Wenig Begeisterung bei den Trägern

Bei den Trägern der Einrichtungen hält sich die Begeisterung über die Ratschläge indes in Grenzen. Einiges davon liege ja praktisch auf der Hand, sagte etwa Lisa Lorenz, die für die acht Potsdamer Kitas des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks zuständig ist. Dennoch sei der Leitfaden hilfreich, um auf dieser Basis eigene Hitzepläne zu erarbeiten. Generell setzten die Kitamitarbeiter aber vieles von dem um, was in der Broschüre enthalten sei. 

Bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Potsdams größtem Kitaträger, ist man noch reservierter. Die Broschüre sehe nach "sehr viel Arbeit und sehr viel Geld" aus, sagte Potsdams Awo-Chefin Angela Schweers. Sie wisse aber nicht, welche Verbindlichkeit die Handlungsempfehlungen hätten. Mit der Awo habe auch niemand im Vorfeld Kontakt aufgenommen. Auch von Trägern der Pflegeeinrichtungen gibt es Kritik. Viel von dem, was in den Leitfäden stehe, gebiete schon der "gesunde Menschenverstand", sagte Ulrike Grauer, die für fünf Seniorenpflegeeinrichtungen der katholischen Alexianer-Gruppe in Potsdam und der Mittelmark zuständig ist. Das meiste davon werde daher von den Mitarbeitern ohnehin bereits umgesetzt. Zudem sei man der Kontrolle von Landesbehörden unterworfen, die ebenfalls vorab vor Hitzewellen warnten. 

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