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Die Mitteltreppe von Schloss Sanssouci.

© Ottmar Winter PNN

Potsdams Welterbe: Freitreppen vor Schloss Sanssouci werden saniert

Zerkratzter Sandstein und Pfützen zwischen den Treppen: Wegen starker Abnutzung muss die Mittelachse der Weinbergterrassen ab dem 20. April saniert werden.

Potsdam - Es sind wohl die berühmtesten Treppen Potsdams: Wie ein steinerner Wasserfall ergießen sich die 132 Stufen von Schloss Sanssouci über die Weinbergterrassen nach unten zur großen Fontäne und gehören damit zu einem der markantesten Wahrzeichen der Stadt. Wer sie betritt, kann sich für einen Moment selbst ein bisschen wie ein König fühlen, vor allem, wenn der Park leer ist.

Das ist er in der Regel aber nicht: Jährlich laufen schätzungsweise zwei bis drei Millionen Besucher durch den Park, viele davon auch über die sechs fotogenen Freitreppen. Deshalb starten am 20. April Sanierungsarbeiten auf der Mittelachse der Weinbergterrassen, die bis zum 20. Mai andauern werden: „Die historischen Sandsteinstufen werden durch die in die Schuhprofile eingetretenen Kiessteinchen massiv abgenutzt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG).

Pfützen zwischen den Treppenabsätzen

Ein weiteres Problem: Durch den Publikumsverkehr verschieben sich die losen Steinchen der wassergebundenen Decke zwischen den Treppen, so dass im Laufe der Zeit flache Kuhlen entstanden sind, in denen sich nach Regenfällen immer wieder große Pfützen bilden. Durch dieses Hindernis für die Besucher sei die Verkehrssicherheit der Anlage gefährdet.

Deshalb wird die komplette Mittelachse für einen Monat gesperrt, Besucher können solange die zwei seitlichen Rampen benutzten, die zum Schloss hinaufführen. Erneuert werden aber nicht die Treppen, sondern die dazwischen liegenden Mittelstücke: „Wir werden auf einer Asphalt-Tragschicht ein Kiesgranulat auftragen, das in Epoxid-Harz gebunden ist“, sagt Projektleiter Sven Hannemann von der SPSG. „Dadurch können die Steinchen nicht mehr wegrollen.“ Farblich werde es sich dabei um das gleiche Material handeln, dass sich auch auf den benachbarten Kiesflächen befindet, sagt Hannemann: „Dem Betrachter wird der Unterschied kaum auffallen.“

Die Treppen werden in die korrekte Stellung geschoben

Dadurch soll verhindert werden, dass die Sandsteinstufen weiter von den Füßen der Millionen Besucher heruntergeschmirgelt werden. Die Treppen selber müssen laut Hannemann nur ein wenig gerichtet, also wieder in ihre korrekte Stellung geschoben werden. Die Gesamtbaukosten liegen bei 143.000 Euro.

Errichtet wurde die Terrassen-Front im Jahr 1744: Friedrich II. hatte seinen Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs angewiesen, den Berg nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mit sechs bogenförmigen Weinbergterrassen auszustatten, in dessen Mitte sich die sechs Freitreppen in geschwungenen Rokoko-Kurven nach unten hin auffächerten. 

Anfangs führten jedoch nur 120 Treppenstufen hinauf zum Schlossplateau, noch zu Lebzeiten Friedrichs II. wurden sie um zwölf erweitert. 1746 war die Anlage fertig, inklusive der Weinreben und der 168 verglasten Nischen an den Stützmauern der Terrassen, die im Wechsel mit den offenen Spalieren angelegt waren.

Erst 1973 wurde die Verglasung rückgängig gemacht

Dieses Aussehen hatte der Berg aber nicht immer: Schon 1773 wurden die Terrassen komplett verglast, ein Zustand, der erst 200 Jahre später, 1979, rückgängig gemacht wurde. Noch stärker verändert wurden die Terrassen 1845: König Friedrich Wilhelm IV. ließ sie begrünen, der Schotterkies wurde durch Rasen ersetzt und dicht bepflanzt. Noch bis ins 20. Jahrhundert ragten hier zwei bis drei Meter große Buschgewächse in die Höhe.

Abnutzungserscheinungen gab es auch damals schon, zwischen 1930 bis 1931 musste die Sandsteintreppe instandgesetzt werden. Ihr ursprüngliches Äußeres erhielten die Weinbergterrassen erst zwischen 1979 und 1984 wieder: Die gesamte Terrassenanlage wurde grundlegend saniert und das Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts wiederhergestellt. 2003 gab es erneut Sanierungsarbeiten auf der Mittelachse: Die vier Meter breiten Laufflächen zwischen den Treppen waren heruntergetreten und mussten mit einer wassergebundenen Decke neu profiliert werden, ähnlich wie heute.

Das Landesdenkmalamt musste die Maßnahmen genehmigen

Nun ist es wieder soweit, doch weil es sich bei den UNESCO-geschützten Freitreppen um Objekte von besonderem Denkmalwert handelt, gingen der Maßnahme längeres Genehmigungsverfahren durch das Landesdenkmalamt voraus, sagt Hannemann. Deren Vertreter waren auch mehrmals vor Ort, um die Situation zu begutachten. „Eigentlich ist es eine Ausnahme, dass solch eine Befestigung an einer so prominenten Stelle des Parks gemacht wird“, sagt Hannemann. „Aber aufgrund der drohenden Abnutzung der Stufen ist dies nötig.“

Für ihn sei es ein besonderes Gefühl, an so einem Herzstück von Sanssouci zu arbeiten, sagt Hannemann, aber manchmal müsse man eben an genau solchen Stellen operativ eingreifen, damit das Herz weiterschlagen könne. Es sei im Übrigen nicht das Einzige, was an den Terrassen derzeit repariert werde: „Einige der Nischenverglasungen müssen aufgrund von Wetterschäden ausgebessert werden“, so Hannemann. Eine Sanierung der sechs Treppen selbst stehe aber erst in rund 20 Jahren an.

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