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Doch keine Schließung. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert gibt spontanes Interview vor dem Kaufhaus. 

© Andreas Klaer

Exklusiv

Potsdams Oberbürgermeister über die Karstadt-Rettung: "Wir haben die stärkste Einkaufsstraße im Land Brandenburg"

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) über die Bedeutung des Karstadt-Kaufhauses für Potsdam, die Bemühungen zur Rettung und Aufgaben für die Zukunft des Einzelhandels in der Innenstadt.

Herr Schubert, am Freitagvormittag kam aus Essen die Nachricht, dass Potsdam das Karstadt-Kaufhaus erhalten bleibt. Welche Bedeutung hat diese Entscheidung für die Entwicklung der Potsdamer Innenstadt?

Die Entscheidung von Karstadt, in Potsdam zu bleiben, ist aus mehrerlei Hinsicht eine gute: Für die Mitarbeiter bei Karstadt. Das ist ein zentraler und wichtiger Punkt vor allem in den jetzigen Zeiten. Für die ganze Brandenburger Straße ist es wichtig, weil das große Kaufhaus allen Unkenrufen zum Trotz der große Anker in der Straße ist und damit nun auch bleiben kann.

Sie haben sich selbst auch für den Erhalt engagiert. Es gab Gespräche mit dem Handelskonzern und mit dem Eigentümer der Immobilie. Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit mit diesen Akteuren ein?

Ich bin erstmal dem Filialleiter Michael Noß sehr dankbar, dass er mir in unserem ersten Gespräch nach der vermeintlichen Hiobsbotschaft vor 14 Tagen gesagt hat, dass es noch eine Chance gibt, wenn wir kämpfen. Dann haben wir gemeinsam entschieden, mit allen, die mitgeholfen haben, unseren Beitrag zu leisten. Das waren am Ende viele, die in die Gespräche involviert waren: Die Industrie- und Handelskammer, der Handelsverband. Wir haben gute Gespräche auch mit dem Brandenburgischen Wirtschaftsministerium geführt. Aber vor allem mit dem Insolvenzverwalter von Karstadt und dem Eigentümer des Stadtpalais' gab es einen wichtigen Austausch.

Was hatte Potsdam denn zu bieten, um Karstadt zu halten?

Die Brandenburger Straße ist die stärkste Einkaufsstraße im Land Brandenburg. Wir haben eine gute Bevölkerungsentwicklung und viele Touristen. Da haben wir in Potsdam gute Kennzahlen. Und nicht zuletzt muss man auch den Vertretern des Eigentümers des Stadtpalais', der Firma Meyer Bergman, danken. Von Anfang an haben sie sich in den Gesprächen darum bemüht, dass das Stadtpalais Karstadt als Ankermieter behält und dass wir gemeinsam überlegen, wie wir in der Brandenburger Straße weitermachen.

Ganz problemlos lief es in der Brandenburger Straße schon vor der Corona-Pandemie nicht. Binnen Jahresfrist haben mehrere Geschäfte geschlossen. Stimmt was nicht mit der Innenstadt?

Wir werden uns mit den Vertretern von Karstadt, dem Eigentümer, den Einzelhändlern in der Brandenburger Straße und den Handelsverbänden zusammensetzen und schauen, wie wir die Straße gemeinsam weiterentwickeln. Ich denke, dass wir das, was nun passiert ist, dazu als Auftakt nehmen sollten. 

Das Einzelhandelskonzept der Stadt wird ohnehin derzeit überarbeitet. Muss man das noch mal grundsätzlich auf den Prüfstand stellen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie?

Ich denke nicht, dass man dauerhaft unter den Corona-Bedingungen leben wird und das Einkaufen sich grundsätzlich verändern wird. Kurzfristig muss man sehen, wie es mit der Pandemie weitergeht. Im Grundsatz wird es in dem Einzelhandelskonzept eher darum gehen, wie wir das Profil der Brandenburger Straße als Einkaufsstraße weiter schärfen. Das geht aber über die eigentliche Fußgängerzone hinaus. Wir haben auch in den Nebenstraßen viele Geschäfte, die dem entsprechen, wie wir uns unsere Innenstadt vorstellen. 

Die Stadt hat ja bereits angekündigt 2,5 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um die Einkaufsmeile attraktiver zu machen. Was ist mit dem Geld geplant?

Der Bodenbelag ist über die Jahre zu einem Ärgernis geworden. Das sieht man, wenn man durch die Brandenburger Straße geht. Den Belag müssen wir dringend erneuern. Ab Oktober geht der Dialog mit den Anrainern zu den Abschnitten los. So eine Einkaufsstraße kann man nicht in einem Rutsch sanieren, wenn man sie nicht völlig lahmlegen will. Baubeginn wird 2021 sein. In Abschnitten werden wir bis zum Jahr 2024 den Belag in der Straße sanieren und für neues Sitzmobiliar sorgen. Und darüber hinaus gibt es ja auch noch die Maßnahmen in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Wilhelmgalerie und Nauener Tor, auch sie werden die Innenstadt durch Verkehrsberuhigung attraktiver machen.

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