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Potsdams erster Umsonstladen: Der "Umverteiler" hat wieder offen

Es ist geschafft: Erstmals nach einem Wasserrohrbruch im Sommer 2017 hat der Umsonstladen "Umverteiler" wieder geöffnet.

Potsdam - Sie haben Schutt geschippt und Steine geschleppt, haben die Löcher im Boden gefüllt, die Wände verputzt und die beiden Kellerräume unter der Buchhandlung Sputnik im linksalternativen Hausprojekt Charlotte 28 in der Charlottenstraße gestrichen. Am Wochenende konnte Michaela Kruse nach zweieinhalb Jahren endlich wieder im „Umverteiler“ stehen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, denn der Kleidertauschladen hatte am Samstag wieder geöffnet – erstmals nach einem Wasserrohrbruch im Sommer 2017.

„Es ist ein Ort zum Schenken, Tauschen und Mitnehmen von Kleidung und Alltagsgegenständen“, sagt Kruse. Jeder darf bringen oder mitnehmen oder beides, Geld fließt keines. Die Kellerräume sind über den Buchladen zu erreichen. Hinter der Kasse führt eine Treppe hinab. Dort stehen Kleiderständer und Regale, die schon am Eröffnungstag gut gefüllt sind mit Hemden, Tops, Kleidern oder Hosen. Aber auch Elektrogeräte oder Küchen- und Gartenutensilien können Besucher einsortieren oder mitnehmen.

Der „Umverteiler“ war Potsdams erster Umsonstladen. Bereits 2008 wurde er in den Kellerräumen des Hausprojekts eingerichtet. Kruse hat den Laden vor einigen Jahren entdeckt und fleißig getauscht. Als sie Anfang 2016 merkte, dass dort selten aufgeräumt war, Kleidersäcke oft in Ecken abgeladen wurden und einzelne Stücke nicht mehr einsortiert wurden, begann sie, sich zu engagieren. Bald fanden sich mehr Helfer. Als dann aber der Rohrbruch das Kellergeschoss knietief unter Wasser setzte, war sich Kruse nicht sicher, ob sie und die gut zehn ehrenamtlich Engagierten der Situation gewachsen sein würden. „Wir sind ja alle berufstätig“, sagt Kruse. Das Team war einigermaßen verzweifelt, doch die Engagierten gaben nicht auf.

Viele warteten bereits auf die Wiedereröffnung des "Umverteilers"

Nun haben sie es endlich geschafft. Das Publikum zur Eröffnung am Samstag wusste um die Mühen. Es waren vornehmlich Frauen gekommen, die mit gekonntem Blick über den Stoff eines Hemds fuhren, die Textilqualität zwischen Daumen und Zeigefinger prüften oder in einer mit blickdichtem Leinen geschützten Ecke Hosen anprobierten. Viele haben auf die Wiedereröffnung des „Umverteiler“ gewartet. „Ich freue mich, dass endlich wieder offen ist. Ich tausche lieber, aber da der ,Umverteiler’ so lange geschlossen hatte, musste ich dann doch auch mal ein paar Kleidungsstücke kaufen“, so eine 29-jährige Besucherin.

Ein Junge im Kindergartenalter dagegen suchte im „Umverteiler“ eine Mundharmonika. Die gab es an diesem Nachmittag nicht, stattdessen fand er ein Tamburin – was ihm augenscheinlich auch gut gefiel. Der „Umverteiler“ bietet jede Menge Kinderkleidung und Spielzeug, es füllt einen Bereich der Kellerräume. „Familien sind vielleicht unsere größte Zielgruppe“, sagt Michaela Kruse. „Kinder wachsen ja einfach total schnell aus ihrer Kleidung heraus.“ Aber auch die Küchengeräteabteilung habe bereits regen Wechsel erfahren.

Aus Sicht von Kruse und dem ehrenamtlichen Team war der Eröffnungstag des „Umverteiler“ ein voller Erfolg. Bereits am frühen Nachmittag sei der Laden gut gefüllt gewesen mit neuen Tauschwaren.

Der „Umverteiler“ in der Charlottenstraße 28 ist Montag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Kleidertausch ist auch im La Datscha, Am Babelsberger Park 15, und in der Zeppelinstraße 25 möglich. Wer im „Umverteiler“ mitarbeiten will, meldet sich per E-Mail an umverteiler-potsdam@lists.posteo.de.

Naima Wolfsperger

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