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Schöne Aussichten. 3800 Menschen sollen in einigen Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Krampnitz wohnen, wenn es nach den Plänen der Stadtverwaltung geht. 90 hochwertige Einfamilienhäuser sind am Südhang des Aasberges geplant.

©  Polo GmbH

Potsdams altes Kasernengelände: Krampnitz? „Yes we can!“

Im Potsdamer Stadtforum werden die Pläne zur Bebauung der ehemaligen Kaserne überwiegend begrüßt.

Von Katharina Wiechers

Neu Fahrland - Zumindest in einer Sache waren sich alle Teilnehmer bei der Sitzung des Stadtforums am Donnerstagabend einig: Potsdam braucht den neuen Stadtteil auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Krampnitz. Schließlich wächst die Stadt seit Jahren, bis 2030 soll Potsdam 180 000 Einwohner haben. Und schon jetzt ist der Wohnraum knapp.

Vor rund 60 Zuhörern präsentierten die Verfasser der Vorbereitenden Untersuchung für das Entwicklungsgebiet im Norden der Stadt das Projekt, bei dem bis 2023 rund 1600 Wohnungen entstehen sollen. Eine einmalige Chance für die Stadt, wie Erich Jesse, Chef der zur städtischen Bauholding Pro Potsdam gehörenden Polo GmbH betonte. An keiner anderen Stelle sei es möglich, so viel Wohnraum zu schaffen. Und das für einen laut Jesse vergleichsweise niedrigen Preis: Seinen Berechnungen zufolge würde die Stadt am Ende mit einem Defizit von 10,7 Millionen Euro dastehen - für ein komplettes neues Stadtviertel.

Allerdings müssten durchaus einige Probleme gelöst werden, fügte Co-Autor Günter Fuderholz hinzu. So müssten als erstes große Mengen an unbrauchbarer Bausubstanz abgerissen und der Grundwasserschaden beseitigt werden. Zudem müsse der neue Stadtteil an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden, fügte Cordelia Polinna von der Technischen Universität Berlin hinzu, die das Projekt im Auftrag des Stadtforums unter die Lupe genommen hatte. Schließlich sei es sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt – für viele zu weit zum Fahrradfahren. Auch eine dichtere Bebauung müsse in Betracht gezogen werden. Dadurch könnten Heizkosten gespart und eine für den Einzelhandel attraktive Masse an potenziellen Käufern geschaffen werden. Prinzipiell sei die Entwicklung aber sinnvoll, betonte die Wissenschaftlerin.

Sorgen um Konkurrenz zum fast vollendeten Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld seien unbegründet, sagte Jesse. „Was wir in den ersten Jahren in Krampnitz anbieten werden, nämlich denkmalgeschützte Bauten, ist im Bornstedter Feld längst ausverkauft“, sagte er. Die Neubauten für Viertel wie die „Schöne Aussicht“ seien hingen für die Schlussphase geplant. An diesem Punkt hakte Bauer Ernst Ruden ein, der ebenfalls zu der Versammlung gekommen war. Erneut äußerte er Bedenken, weil das künftige Wohngebiet über die Kasernenfläche hinausgeht und ein Teil seiner Ackerflächen bebaut werden soll (PNN berichteten). Über diese Haltung könne er nur staunen, konterte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne). „Normalerweise kaufen sich Landwirte erst mal einen Kasten Sekt, wenn sie in ein Entwicklungsgebiet reinkommen“, sagte er. Schließlich bedeute eine Umwidmung von Acker- zu Bauland eine enorme Wertsteigerung. Abgesehen davon könne sich Ruden darauf verlassen, dass er „nach Recht und Gesetz“ beteiligt werde, wenn es an die tatsächliche Planung gehe. Schließlich handele es sich bislang erst um eine Voruntersuchung. Tatsächlich stehen die Pläne unter Vorbehalt. Zum einen müssen die Stadtverordneten noch zustimmen, zum anderen läuft noch ein Rechtsstreit mit der TG Potsdam, die einen Teil des Geländes gekauft hatte und Wohnungen bauen wollte. „Wir bemühen uns seit zwei Jahren verzweifelt, die Maßnahme durchzuführen, ohne eine Belastung der Bevölkerung mit zehn Millionen. Aber Sie blockieren die Durchführung“, meldete sich promt auch ein Vertreter der TG, der Anwalt Karl-Josef Stöhr, zu Wort. Doch auch davon ließ sich Klipp wenig beeindrucken. „Schauen wir mal, ob sich die Gerichte Ihrer Sichtweise anschließen“, sagte er. Offenbar will er sich die Vision von keinem kaputt machen lassen. Schließlich habe auch die vorbereitende Untersuchung gezeigt: „Yes we can“, sagte Klipp.

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