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Potsdamer Minsk: Rettung für das Minsk?

Auch die Grünen wollen das Terrassenrestaurant am Brauhausberg erhalten. Heute stimmen die Stadtverordneten über Erhalt oder Abriss des Gebäudes ab.

Innenstadt - Für das frühere Terrassenrestaurant Minsk am Brauhausberg könnte es doch noch eine Rettung in letzter Minute geben: Nach den Linken und der Fraktion Die Andere fordern nun nämlich auch die Grünen einen Erhalt des Gebäudes. Die Partei will in der heutigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag einbringen, wonach der Bebauungsplan so geändert wird, dass das Minsk stehen bleiben kann und auch vom Leipziger Dreieck zu sehen ist. Bislang schreibt der Bebauungsplan eine Neubebauung unterhalb des DDR-Gebäudes zwingend vor.

Zudem fordern die Grünen eine Neuausschreibung der Grundstücke am Brauhausberg. Dabei soll der Zuschnitt der Lose so erfolgen, dass der Erhalt des Minsk wirtschaftlich ist und die Angebote auf diese Weise „real miteinander verglichen werden können“. Das Minsk sei architektonisch wertvoll und sein Erhalt städtebaulich sinnvoll, schreibt die Partei zur Begründung. Zudem werde die Rettung des Gebäudes von vielen Potsdamern gewünscht. „Wir Bündnisgrünen wollen das Terrassenrestaurant Minsk erhalten“, so die Fraktionsvorsitzende Janny Armbruster.

"Ein Unikat der Ostmoderne erhalten."

Zuerst hatten die Linke und Die Andere einen Erhalt des „Minsk“ gefordert. Sie wollen das entsprechende Grundstückslos separat verkaufen. Dabei soll gesichert werden, dass das Gebäude erhalten und mit seiner Fassade und in Teilen einer öffentlichen Nutzung erlebbar bleibt, heißt es in dem Antrag. Dazu seien Gespräche mit den Bietern zu führen. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg warb am Dienstag eindringlich um Zustimmung. „Es werde darüber abgestimmt, ob das Minsk erhalten bleiben kann oder abgerissen wird“, sagte er den PNN. Er hoffe, alle Stadtverordneten seien sich der Verantwortung bewusst. Es sei möglich, ein Unikat der Ostmoderne zu erhalten und trotzdem erhebliche Einnahmen für die Refinanzierung des Badneubaus zu erzielen. Ursprünglich hatte man mit sechs Millionen Euro gerechnet.

Über den Antrag soll heute in der Stadtverordnetenversammlung abgestimmt werden. Das Votum könnte durch die klare Positionierung der Grünen nun spannender werden als erwartet. Bisher hatten CDU, SPD und Bürgerbündnis jeweils auf Anfrage erklärt, sie würden für einen Verkauf an den Meistbietenden stimmen – das würde das Aus für das Minsk bedeuten. Die Befürworter des Minsk haben nun jedoch schon 25 von 56 Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung zusammen. Zur Mehrheit fehlen noch vier.

Die Stadtwerke sind weniger begeistert

Den Stadtwerken entginge in diesem Fall ein Millionenbetrag. Ein bislang unbekannter Investor hatte rund 27 Millionen Euro für alle drei Brauhausberg-Grundstücke geboten, will das Minsk aber abreißen. Zwei Bieter wollen das Gebäude hingegen erhalten, darunter der Potsdamer Investor Jan Kretzschmar mit seiner Firma KW Development. Kretzschmars Angebot beläuft sich auf 12,7 Millionen Euro – ebenfalls für alle drei Grundstücke. Über die Vergabe soll im April entschieden werden.

Kretzschmar kann dem Vorschlag der Grünen einiges abgewinnen. Er wünsche sich einen Kompromiss, der einen Erhalt des Minsk in Einklang bringt mit den Einnahmeerwartungen der Stadtwerke. Auf die im Bebauungsplan vorgesehenen zwei Häuser unterhalb des Minsk könnte verzichtet werden, wenn man deren Wohnflächen auf die anderen Gebäude verteile. Nach Berechnungen seiner Architekten würden diese Häuser dann knapp zwei Meter höher ausfallen. Das Minsk bliebe dafür gut sichtbar stehen.

Weniger gut kommen die Vorschläge bei den Stadtwerken an. Der Antrag der Grünen sei äußerst überraschend und ärgerlich, so Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius. „Vor wenigen Monaten haben die grünen Stadtverordneten einem B-Plan Rechtskraft verliehen, den sie nun ändern wollen. Warum eigentlich?“, so Müller-Zinisus. Er machte deutlich, dass die Stadtwerke „an niemand etwas zu verschenken“ hätten. Das Sport- und Freizeitbad blu habe über 40 Millionen Euro gekostet. „Idealerweise würden wir genauso viel einnehmen, um es zu refinanzieren.“ (mit pee)

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Kommentar: Marco Zschieck über Chancen für das Minsk

Ein Zurück wird es nicht geben. Wenn der Verkauf der Grundstücke am Brauhausberg so durchgezogen wird, wie bisher geplant, wird das frühere Terrassenrestaurant Minsk verschwinden. Heute können die Potsdamer Stadtverordneten entscheiden, ob sie sich das noch einmal überlegen wollen. Denn es scheint nun die Chance zu bestehen, den Erhalt des von vielen Potsdamern geschätzten Gebäudes mit den Einnahmeerwartungen für die Refinanzierung des blu in Einklang zu bringen.

Zumindest sollte vor einer Entscheidung klar sein, wie viel Geld für Potsdams teures Sport- und Freizeitbad überhaupt benötigt wird. Denn nur dafür sollte das Areal am Brauhausberg privatisiert werden. Ob auch eine andere Lösung möglich ist, sollte zumindest geprüft werden. Leichtfertig dem schnellen Geld hinterherzulaufen, wird der Sache nicht gerecht. Es geht bei der Entscheidung eben nicht nur um Einnahmen, Geschossflächen und Quadratmeter: Nachdem viele Gebäude der Ostmoderne bereits aus dem öffentlichen Raum verschwunden sind, hat das lange vernachlässigte Gebäude eben auch eine symbolische Bedeutung.

Die Abwägung in dieser Frage ist eine politische Entscheidung. Sie sollte auch von der Politik getroffen und nicht den Stadtwerken überlassen werden.

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