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Potsdamer Juwelier: Beständig wie ein Uhrwerk

„Juwelier Braune“ in der Brandenburger Straße feiert sein 100-jähriges Bestehen.

Innenstadt - Kann sein, dass heute die Uhren anders ticken als früher. Und gut möglich, dass die Zeit heute schnelllebiger ist. Aber noch immer zählt eine Stunde 60 Minuten. Einem Tag folgt ein neuer und einer Generation die nächste. Und im Fall der Potsdamer Familie Braune fügt sich diesem naturgemäßen Gang der Dinge eine weitere Serie hinzu: Ein Uhrmacher folgt dem nächsten. Seit 100 Jahren wird diese Traditionslinie nun bereits von Generation zu Generation weitergezeichnet.

Genauso alt ist die Adresse des Familienbetriebes. Firmengründer Paul Braune war es, der 1913 in der Brandenburger Straße 44 ein Wohn- und Geschäftshaus kaufte. Der Standort war da schon als „Schmuck“-Adresse etabliert: Hof-Uhrmachermeister Brinkmann eröffnete hier bereits 1845 ein Jueweliergeschäft.

Mit dem Kauf des Hauses legte Paul Braune den Grundstein für die Familien- und Uhrmachertradition, die inzwischen in der vierten Generation geführt wird. Die Adresse „Juwelier Braune“ ist für Potsdamer nicht nur zum Inbegriff für handwerkliche Meisterarbeit geworden, sondern auch zum Synonym für Beständigkeit: Das Geschäft hat zwei Weltkriege überstanden, das System der DDR mit all seinen Repressionen und Zwängen überlebt und den Neuanfang in der freien Marktwirtschaft gemeistert.

Nach Unternehmensgründer Paul Braune war es dessen Sohn Herbert, der die Geschicke der Uhrmacherwerkstatt fortführte. Seine Leidenschaft für die Uhrmacherzunft blieb auch im Krieg und in Gefangenschaft ungebrochen, sodass er nach seiner Rückkehr 1955 gemeinsam mit seiner Frau Ellen Braune den elterlichen Betrieb übernahm. Nach seinem frühen Tod 1964 musste sein Sohn Ulrich Braune schon mit jungen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters treten.

So selbstverständlich der frühe Berufseinstieg für Ulrich Braune auch war, der Staat machte es ihm nicht leicht: Von der Stadt Potsdam erhielt er 1974 erst nach mehrfachem Drängen eine Gewerbegenehmigung, womit die Unternehmensnachfolge und somit dritte Uhrmacher-Generation mit dem Namen Braune gesichert war. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Christa wehrte sich Ulrich Braune standhaft gegen die Anfeindungen und den politischen Druck der Staats- und Parteioberen. Die Enteignung im Jahr 1977 durch die Stadt Potsdam konnten sie dennoch nicht verhindern: Der Eintrag „VEB Gebäudewirtschaft“ im Grundbuch dokumentierte das Ende des ungleichen Kräftemessens. Bis zum Mauerfall 1989 verlief alles seinen „Sozialistischen Gang“. Solange es die DDR gab, blieben Braunes Mieter im eigenen Haus. Dass nach der Wende die Familie in einem zähen Restitutionsverfahren erneut um ihr Haus kämpfen musste, ist bittere Ironie der Geschichte.

Dennoch begannen nach 1989 in der Brandenburger Straße 44 die Uhren anders zu ticken. Die freie Marktwirtschaft verlangte auch einen neuen Geschäftssinn: Ulrich Braune stellte seinen Betrieb, der bis dato handwerklich orientiert war, sofort in ein kaufmännisches Unternehmen um – mit neuen Strukturen und Waren. Fortan ließen die Potsdamer bei Braune nicht mehr nur ihre Uhren reparieren, sie mussten auch nicht länger Altgold und -silber mitbringen, um neuen Schmuck kaufen zu können. „Nach der Wende konnten wir richtig durchstarten“, erinnert sich Christa Braune. Nunmehr begannen im Schaufenster und in den Vitrinen des Geschäfts ein breites Angebot und großes Sortiment an Uhren sowie Silber-, Gold- und hochwertigem Perlenschmuck zu funkeln. Und die Potsdamer sind eine dankbare Kundschaft: „Sie sind sehr modebewusst“, attestiert Christa Braune den Einwohnern dieser Stadt ein feines Händchen für Schmuck. Bei Uhren sind neben Trendsettern des Schweizer Swatch-Labels die deutschen Traditionsmarken aus Glashütte„unsere Stärke und auch unser Stolz“, sagt Ulrich Braune.

Der Senior führt noch immer die Geschäfte des Familienbetriebes, doch mit Sohn Andreas Braune ist längst die vierte Generation mit am Ruder. Mit 26 Jahren bekam er seinen Meisterbrief, seit nunmehr 13 Jahren führt Andreas Braune die Familientradition in Potsdams ältesten Uhrmacherbetrieb fort.

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