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Der kleine Hunger ist für Gastronomen derzeit eine Hilfe. Foto: Martin Gerten/dpa

© picture alliance / dpa

Potsdamer Gastronomie in der Coronakrise: 70 Unternehmen bei "Potsdam liefert"

Über die Internetplattform "Potsdam liefert" kann man mittlerweile bei 70 Unternehmen bestellen. Nun gibt es neue Ideen, wie es weitergehen soll.

Von Birte Förster

Potsdam Knapp zwei Monate ist es her, dass Marian Menzel mit einer besonderen Lösung auf die Krise reagierte: Mit einem Lieferdienst wollte er lokale Händler und Gastronomen trotz Schließung der Geschäfte und Restaurants dabei helfen, ihr Überleben zu sichern. Er entwickelte daher die Internetplattform www.potsdamliefert.de. Eigentlich sei das Ganze nur für ein oder zwei Monate gedacht gewesen. Dann, so habe er ursprünglich gehofft, sei die Coronakrise überstanden und er könnte das Projekt beenden. Danach sieht es mittlerweile nicht mehr aus. 

70 Unternehmen vertreiben über den Lieferdienst inzwischen Dienste und Waren. Darunter sind vor allem zahlreiche Essensanbieter. Aber auch ein Blumenladen, eine Schokoladenmanufaktur sowie ein Geschäft für Tiernahrung sind dabei. Eine Zeit lang habe man bei einem Kfz-Betrieb sogar einen Reifenwechsel online buchen können, so Menzel. Und auch Cocktails werden direkt bis vor die Haustür geliefert. 

Am Montag lief die 4000. Bestellung über die Internetplattform. Einen Umsatz von insgesamt 100.000 Euro hätten die beteiligten Unternehmen seit dem 18. März gemacht. „Ich bin total überrascht und sehr zufrieden“, sagt der 32-Jährige, der das Projekt zusammen mit seinem Team ehrenamtlich betreibt. Das bewege sie dazu weiterzumachen, sagt er. Dazu hätte auch das viele positive Feedback von Kunden beigetragen.

Der Potsdamer Marian Menzel hat die Internetplattform www.potsdamliefert.de ins Leben gerufen.
Der Potsdamer Marian Menzel hat die Internetplattform www.potsdamliefert.de ins Leben gerufen.

© Andreas Klaer

Menzel, ein auf Onlinehandel spezialisierter IT-Dienstleister, entwickelt mit seinem Team die Onlineshops von verschiedenen Unternehmen wie für das Waschhaus in Potsdam oder den Club Pirschheide. Um den Potsdamer Lieferdienst würden sie sich noch zusätzlich kümmern. „Das Projekt läuft nach wie vor ehrenamtlich“, sagt er. Und beanspruche viel Zeit. Daher hätten sie seit dem 10. April auch keine neuen Unternehmen mehr aufnehmen können. Für die Unternehmen ist der Dienst kostenlos, lediglich die fünf Prozent Transaktionsgebühren pro Bestellung, die von den Zahldienstleistern wie Pay Pal oder Amazon Pay erhoben werden, reicht er weiter.

Erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne

Nun setzen sie sich konkret damit auseinander, wie es mit dem Lieferdienst in Zukunft weitergehen kann. Schließlich würden nun viele Gastronomen wieder öffnen. Die genaue Form sei aber noch unklar. „Aber wir sind uns sicher, dass es weitergeht“, betont Menzel. Schwierig sei es aber, das Ganze auf Dauer ehrenamtlich weiterzuführen. Erst kürzlich hat das Team von Potsdam liefert erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne, die über die Stadtwerke lief und auch von der Industrie- und Handelskammer unterstützt wurde, abgeschlossen. 10560 Euro seien dabei zusammengekommen. „Es war ein Zittern in den letzten Stunden“, erzählt Menzel. Das Geld sei vor allem dazu gedacht, um administrative Kosten zu decken und das Marketing der beteiligten Unternehmen zu verbessern.

Auch, wenn noch nichts feststeht, Ideen hat der IT-Unternehmer bereits einige. „Bisher haben wir flexibel auf den Markt reagiert“, sagt er. Nun würden sie aktiver gestalten, wie sie das Projekt künftig weiterführen wollen. Einige innovative Konzepte würden sie bereits in mehreren Unternehmen durchspielen. Eines ihrer Themen ist die Bestellung auf Uhrzeit. Dass man die Brötchen online bestellt und bezahlt und sie dann beim Bäcker nur noch abholt. „Dann bilden sich auch keine langen Schlangen“, sagt Menzel. 

Für ein ähnliches Konzept sind sie derzeit auch mit dem Spargelhof Klaistow im Gespräch. Zusammenarbeiten möchte er außerdem mit Obst- und Gemüsebauern aus der Region, derzeit ist er noch auf der Suche nach Betrieben, die daran Interesse haben. Auf den Wochenmärkten seien die Schlangen vor diesen Ständen oft lang, ist ihm aufgefallen. Diese ließen sich vermeiden, wenn man sein Obst online bestellen und dann an dem Stand nur noch abholen würde. Über den Markt schlendern könne man dann immer noch, meint er.

Und dann hat der E-Commerce-Spezialist noch eine ganz neue Idee für den Sommer in Coronazeiten: Nach Radtouren habe es ihm oft gefehlt noch irgendwo einen Kaffee zu trinken oder etwas zu essen, erzählt Menzel. So entstanden erste Überlegungen zu einem Picknick, das man online bestellt. Über die Internetplattform könnten Kunden dann die Buchung vornehmen und außerdem einen Pfand hinterlassen. Im jeweiligen Restaurant holen sie dann Essen sowie Decke und Geschirr ab, bringen letztere nach dem Picknick zurück. Mit solch neuen Konzepten wollen sie Betriebe „in die Zukunft bringen“.

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