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Im Jahr 1910 wurde das Turnhallengebäude mit den markanten Säulen errichtet. Nun wird es saniert. 

© Sebastian Gabsch

Potsdam saniert Schule und Turnhallen: Faulschlamm und knappe Flächen

In der Innenstadt werden eine historische Zwei-Feld-Turnhalle und ein Schulgebäude saniert. Das ist nicht einfach.

Potsdam - In früheren Jahren erinnerte die jährliche Sommertour des Oberbürgermeisters zu den Schulbaustellen ein bisschen an einen Klassenausflug. Mit Kleinbussen ging es kreuz und quer durch die Stadt, denn gebaut wurde im schnell wachsenden Potsdam gefühlt überall. Am Montag konnte Mike Schubert die aktuellen Baustellen des Kommunalen Immobilienservice (Kis) bequem zu Fuß erreichen. Denn sowohl die Turnhalle in der Kurfürstenstraße als auch das Schulgebäude in der Gutenbergstraße befinden sich in der Innenstadt.

Denkmalgeschütztes Gebäude mit zwei Hallen

Die historische Turnhalle in der Kurfürstenstraße zählt sicherlich zu den ungewöhnlicheren Objekten mit denen es der Kis in den vergangenen Jahren zu tun hatte. Das denkmalgeschützte Gebäude mit den Säulen am Eingang zur Kurfürstenstraße wurde im Jahr 1910 errichtet und beherbergt zwei Turnhallen, die über ein Zwischengebäude verbunden sind. In den Hallen ist nicht viel mehr als Außenwände und Dach übrig geblieben. Die Fußböden wurden entfernt, weil die ursprüngliche Stahlbetonkonstruktion nicht mehr tragfähig war. Auch die Zwischendecke wurde entfernt, so dass künftig die Hallen innen höher sind. 

Die frühere Zwischendecke in den Hallen wird entfernt, so dass die Raumhöhe wächst.
Die frühere Zwischendecke in den Hallen wird entfernt, so dass die Raumhöhe wächst.

© Visualisierung: Baurconsult Architekten

Derzeit geben mächtige Stahlträger den Wänden horizontalen Halt. Ein Heizhaus in einem Anbau mit einem weithin sichtbaren Schornstein aus DDR-Zeiten und Umkleideräume wurden abgerissen. Teilweise schadstoffbelastete Materialien seien entfernt worden. Wie bei historischen Bauten nicht unüblich gab es auch Überraschungen: So stehe die westliche Halle auf Torfboden, der partiell von Faulschlamm durchzogen sei, wie Projektleiterin Anja Lampert erläuterte. Zunächst habe sich der Beton für das Fundament unkontrolliert im Boden ausgebreitet. Mit sogenannten Hülsrohren wurden deshalb die Betonstelzen im Untergrund stabilisiert. Zwischen den beiden Hallen soll nun ein Neubau für Geräteräume entstehen. Neue Umkleiden werden im Obergeschoss in der früheren Hausmeisterwohnung untergebracht. Im Erdgeschoss finden neben dem Eingangsbereich auch Sanitärräume und barrierefreie Umkleiden Platz. Der neue Haupteingang ist an der Rückseite vorgesehen und über eine Freitreppe und eine Rampe erreichbar. Wenn alles wie geplant fertig wird, können die Schüler der benachbarten Eisenhart-Grundschule die Hallen nach den Herbstferien 2022 nutzen. Die Sanierung soll nach Angaben des Kis insgesamt 6,2 Millionen Euro kosten.

Vom Hof der Turnhalle in der Kurfürstenstraße führt künftig eine Freitreppe und eine Rampe. 
Vom Hof der Turnhalle in der Kurfürstenstraße führt künftig eine Freitreppe und eine Rampe. 

© Visualisierung: Baurconsult Architekten

Nur gut 200 Meter sind es von der alten Halle bis zum Schulgebäude in der Gutenbergstraße, das ebenfalls gerade saniert wird. Auch dieses Gebäude soll von der Eisenhartschule genutzt werden – sozusagen als Zweigstelle. Wie berichtet hatte sich die Fertigstellung verzögert. Nun soll die Schule die Räume ab dem Schuljahr 2022/2023 nutzen können. Das ursprünglich als Handelsschule genutzte Gebäude war vor Jahren bereits Interimsstandort der Eisenhartschule gewesen, ist inzwischen allerdings in schlechtem Zustand. „Bröckelnder Putz und offenes Mauerwerk. Das war ein Schandfleck“, so Architekt Christoph Galandi. Nun wird nicht nur die Fassade aufgehübscht, sondern auch acht Klassenräume und zwei Fachräume für Naturwissenschaft sowie Musik und Kunst geschaffen. 

Fünf Millionen Euro soll die Schulsanierung kosten

175 Schüler sollen hier lernen und im Ganztagsbetrieb bis zu 123 Hortkinder betreut werden. Bis auf die tragenden Wände werde fast alles ausgetauscht. Fünf Millionen Euro seien dafür eingeplant, hieß es. Frühere Parkplätze im Innenhof sollen als Schulhof genutzt werden und durch Teile des benachbarten Spielplatzes ergänzt werden.

Frisch. Die Fassade des Schulgebäudes in der Gutenbergstraße ist fast fertig.
Frisch. Die Fassade des Schulgebäudes in der Gutenbergstraße ist fast fertig.

© Sebastian Gabsch

Beide Projekte zeigen laut Schubert sowohl Probleme als auch Chancen der Nutzung historischer Bausubstanz für die öffentliche Infrastruktur. Angesichts des Mangels an Flächen müsse man besonders in der Innenstadt kreative Lösungen für Schulstandorte finden. Mit der Zweigstelle der Eisenhartschule, der sanierten Halle und der vor fünf Jahren fertiggestellten neuen Sporthalle nebenan sei beinahe so etwas wie ein Schul- und Sportcampus entstanden. Angesichts dessen sei es gut, dass die Stadt die alte Halle nicht verkauft habe, wie vor einigen Jahren erwogen, so Schubert.

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