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Potsdam HEUTE, Samstag, 20. Juni 2020: Synagogenstreit, Karstadt schließt, ganz viel Schienenersatzverkehr und ein Sommersternenhimmel

Lesen Sie jetzt den neuen PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE" mit allen wichtigen Terminen und Informationen für das anstehende Wochenende.

Von Peer Straube

Guten Morgen,

was steht denn bei Ihnen heute auf dem Programm? Sicherlich der Wochenendeinkauf, womöglich auch mal wieder ein kleiner Bummel durch die Brandenburger Straße nebst Abstecher zu Karstadt? Damit sollten Sie sich tunlichst beeilen, denn Potsdams traditionsreiches Innenstadtkaufhaus macht dicht. Viele Potsdamer dürften sich an die 2005 mit großem, auch politischem Aufgebot gefeierte Wiedereröffnung nach zehnjährigem Leerstand erinnern - und daran, zu welcher Ramschmeile Potsdams "Broadway" damals verkommen war. Seit Karstadt ging es mit der "Brandenburger" wieder spürbar aufwärts, wenn sich zuletzt auch Fluktuation und Leerstand wieder zu häufen begannen. Die Karstadt-Schließung wirkt da angesichts der noch immer fragilen wirtschaftlichen "Gesundheit" der Einkaufsstraße wie ein Todesstoß. Hoffen wir, dass es gelingt, das Gebäude als Warenhaus zu erhalten.  

Was könnte ich am Wochenende unternehmen?

Heute empfohlen von Steffi Pyanoe

Heimat und Heimweh
Der Jazztrompeter Till Brönner hat im Ruhrgebiet fotografiert, Klaus Staeck, Grafiker, Jurist und langjähriger Präsident der Akademie der Künste, dokumentierte seine Heimat DDR. Fotografien beider Künstler werden in der Ausstellung „Heimweh“ mit privatem, dokumentarischem Schmalfilmmaterial von Menschen der DDR aus der Sammlung von Alberto Herskovits kombiniert. Der Titel „Heimweh“ gewinnt in der Villa Schöningen, die zeitweise Kinderheim war und direkt an der innerdeutschen Grenze stand, eine weitere spannungsvolle Bedeutung.
Bis 23. August jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr, in der Villa Schöningen, Berliner Straße 86, direkt an der Glienicker Brücke.

Dinner am Tatort
Kaum 200 Meter die Straße runter – wenn man die zauberhafte Schwanenallee mal so despektierlich benennen darf – geht’s zum Restaurant Kongsnæs. Seit der Eröffnung im vergangenen Sommer ist „Surf & Turf“ das Lieblingsgericht der Gäste, heißt es aus dem Hause, „Das Beste vom Hummer und das Feinste vom Rind“, und das Drumherum, vom Norwegerdesign bis zum Blick auf den Jungfernsee, ist sowieso phantastisch. Bei der Gelegenheit können Sie noch mal den verrückten Tatort besichtigen, Sie erinnern sich sicher an die Posse um das umgestürzte Tor. Reservieren können Sie telefonisch hier. 
Schwanenallee 7d, geöffnet ab 11, die Küche kocht bis 22 Uhr.

Freude schöner Götterfunken
Der längste Tag des Jahres ist der Fête de la Musique gewidmet, auch wenn in diesem Jahr nur privat musiziert werden darf. Also am Sonntag Ohren aufsperren und lauschen, aus welchen Fenstern, Höfen oder Gärten es klingt. Einige öffentliche Konzerte gibt es aber doch, zum Beispiel im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76/78. Hier spielen ab 16 Uhr die Bands Black Sheep, Bad News for the Devil, Forbidden Lie, der ZPOP Chor, die Big Band B&M und das Schwungkollegium. Zur Anmeldung per E-Mail geht es hier. Im Waschhaus in der Schiffbauergasse spielen ab 18 Uhr Salomë, Eric Zobel, Through Colours und Adam Wendler. Im Kunsthaus Sans Titre in der Französischen Straße 18 tritt ab 15 Uhr das akustische Quartett Lion auf. Am Belvedere auf dem Pfingstberg kann man ab 15 Uhr den Ohrpiraten zuhören und im Galeriecafé Matschke, Alleestraße 13, singt ab 14 Uhr Helje Sauer mit Gitarre. Der Eintritt ist jeweils frei. Besonders kostenneutral ist, wenn man selber singt. Um 17 Uhr soll jeder, egal wo er grad ist, in die Europahymne „Ode an die Freude“ einstimmen. Wahlweise kann man auch den Livestream einschalten: Der Link zu Musik und Text findet sich hier.
Mehr Info auf www.fete-potsdam.de

Bester Bär

Kennen Sie Pu? Der Plüschteddy aus den Geschichten „Winnie-the-Pooh“ von Alan Alexander Milne kommt mit geringem Verstand, so seine bescheidene Selbsteinschätzung, dafür mit großer Gelassenheit, großem Herzen und tollen Freunden schadlos durch ein abenteuerliches Leben. „Die schönsten Geschichten von Pu der Bär in musikalischen Bildern“ erzählen Liam Mallet, Flöten, und Henrike Wassermeyer, Flöte und Lesung. Die Musik dazu stammt von Maria Grenfell.
Am Sonntag um 11 und 15 Uhr im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Karten zu 15 und 6 Euro gibt es an der Abendkasse.

Welche Termine sind am Wochenende wichtig?

Das Bild zeigt eine Szene aus dem Walt-Disney-Zeichentrickfilm "Pu der Bär".
Das Bild zeigt eine Szene aus dem Walt-Disney-Zeichentrickfilm "Pu der Bär".

© /Foto: Bert Reisfeld dpa

  • Muslime treffen sich: Heute ist Weltflüchtlingstag. Aus diesem Anlass treffen sich heute um 10 Uhr in der Staatskanzlei Muslime aus 13 Gemeinschaften in Brandenburg, um sich auszutauschen und über die Zusammenarbeit, auch mit der Landesregierung, zu dikutieren. 
  • Investigatives Dossier: Das linksalternative Netzwerk "Stadt für alle" will heute ein nach eigenem Bekunden investigatives Dossier veröffentlichen, das bislang unbekannte Verbindungen zwischen überteuertem möblierten Wohnraum in Potsdam und "intransparenten Geflechten von Finanz- und Immobilienfirmen" aufdeckt. Zur Begleitung der Veröffentlichung soll zwischen 10 und 11 Uhr vor dem Rathaus eine symbolisch aufgebaute Wohnung zu sehen sein.
  • Neue Sportanlage: Die Hockeyplätze des Vereins Potsdamer Sport-Union 04 in der Templiner Straße wurden vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) saniert. Heute um 11 Uhr werden sie offiziell eröffnet, unter anderem von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).
  • Versammlung der Klimaschützer: Potsdamer Aktivisten von Extinction Rebellion hatten bekanntlich in dieser Woche mit Fake-Plakaten von Parteien für Schlagzeilen gesorgt. Heute wollen sie um 13.30 Uhr auf dem Alten Markt mit Bürgern über die "Zukunft der Mobilität" diskutieren.
  • Offene Fenster mit Musik: Die Bürger von Kleinmachnow und Bad Belzig bekommen heute was auf die Ohren. Auf Initiative der Kreismusikschule Potsdam-Mittelmark spielen heute um 14 Uhr junge Pianistinnen, Bläser, Gitarristen, Schlagzeugerinnen, Alphornspieler, Streicher, Sänger und Bands aus den Fenstern der Musikschulen. In Kleinmachnow spielen auch das Jugendkammerorchester Coda und das örtliche Jugendblasorchester auf. Mehr Infos gibt es hier.
  • Kino im Filmmuseum: Im Filmmuseum in der Breiten Straße 1 hebt sich wieder der Vorhang im Kinosaal. Zum Auftakt wird heute um 19 Uhr der deutsche Stummfilmklassiker "Das Wachsfigurenkabinett" von 1924 gezeigt. Zur empfohlenen rechtzeitigen Kartenreservierung geht es hier.
  • Ersatz für die Spiele: Im Schlosstheater im Neuen Palais findet am Sonntag um 20 Uhr ein Festspielabend der Alten Musik statt. Das Format unter dem Motto "Nah/Distanz" ist als Alternativprogramm zu den verschobenen Musikfestspielen Potsdam-Sanssouci gedacht und live bei rbbKultur und im Video-Livestream zu erleben. Die Veranstaltung dauert drei Stunden und führt durch bedeutende Säle des Weltkulturerbes. 

Was soll ich heute lesen?

Brandenburgs neuer Chefpolizist 

Seit Anfang Mai ist Oliver Stepien zuständig für die rund 8000 märkischen Polizisten. Seine Ernennung zu Brandenburgs Polizeipräsident war von Querelen begleitet, dabei hat der 54-Jährige, der früher unter anderem im Staatsschutz und im Rauschgiftdezernat der Berliner Polizei arbeitete, gewaltige Aufgaben zu schultern. Ganz oben steht dabei die Bekämpfung der Gefahren durch den erstarkten Rechtsextremismus. Wie Stepien das schaffen will, welche Probleme die Coronakrise für die Arbeit der Polizei mit sich bringt und wie er die Frauenquote in der Behörde erhöhen will, hat er Marion Kaufmann im Interview erzählt.

Worüber spricht Potsdam heute?

Ein Blick ins sanierte Schlosstheater im Neuen Palais.
Ein Blick ins sanierte Schlosstheater im Neuen Palais.

© Julian Stähle/dpa

Synagoge und kein Ende 
Mal ehrlich, kommen Sie da noch mit? Erst streiten sich Potsdams und Brandenburgs jüdische Gemeinden jahrelang über die Gestalt der geplanten Synagoge in der Potsdamer Innenstadt, dann, es ist noch gar nicht lange her, verkündete Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) den Durchbruch und einen Baustart im Jahr 2021. Doch der beigelegt scheinende Dauerzwist zwischen der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam und der Synagogengemeinde flammte wieder auf und drohte das Projekt abermals zu kippen. Nun will das Kulturministerium das Projekt selbst vorantreiben, womöglich ohne einen der beiden Streithähne. Was das bedeutet und welche Risiken das birgt, hat Christoph M. Kluge hier aufgeschrieben. 

Was muss ich für heute wissen?

Das Corona-Update
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt wieder leicht an. In Potsdam sind bis zum Freitagmorgen zwei weitere Personen positiv auf das Virus getestet worden, wie das Rathaus am Freitag mitteilte. Zuvor hatte es lediglich eine Neuinfektion gegeben, die wie berichtet einen Mitarbeiter des Bergmann-Klinikums betraf. 88 Potsdamer befinden sich in häuslicher Quarantäne. Im Bergmann-Klinikum werden zwei Coronapatienten versorgt, allerdings keiner auf der Intensivstation. Die Zahl der in Potsdam mit dem Virus Infizierten stieg seit Beginn der Pandemie auf 642, davon gelten 498 als genesen. 

Oliver Stepien, Polizeipräsident Land Brandenburg.
Oliver Stepien, Polizeipräsident Land Brandenburg.

© Andreas Klaer

Auch brandenburgweit stieg die Zahl der Neuinfektionen. Das Gesundheitsministerium hatte am Vormittag insgesamt 3371 Fälle gemeldet, zehn mehr als am Vortag - allerdings kamen im Laufe des Freitags noch weitere Fälle hinzu, darunter in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und im Havelland. Eine oder mehrere Personen stehen offenbar in Zusammenhang mit einer Kita im Premnitzer Ortsteil Döberitz, die am Donnerstag vorübergehend schließen musste. Bei einem weiteren Infizierten handelt es sich um einen Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums in Dallgow-Döberitz – für ihn sowie einige Mitschüler und Lehrer wurde Quarantäne angeordnet. Zudem wurden zwei Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Nauen positiv getestet. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark blieb die Lage hingegen stabil. Die Zahl der Infizierten liegt seit drei Tagen bei 559. 

Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Potsdam in Schockstarre
Wie sehr der Corona-Lockdown alle gesellschaftlichen Bereiche auch in Potsdam getroffen hat, ist am Donnerstagabend beim Stadtforum im Bürgerhaus am Schlaatz deutlich geworden, jener mit Experten besetzten Diskussionsrunde, die sich seit Jahrzehnten vier mal jährlich mit wichtigen Problemen der Stadtentwicklung befasst. Diesmal gab es ein Novum - die Veranstaltung fand ohne Publikum statt, wurde aber per Stream übertragen. Kulturschaffende wie Dorothee Oberlinger, Intendantin der Musikfestspiele Sanssouci, berichteten von ihren Sorgen, von existenziellen Nöten, aber auch Solidarität

Die Bürgerbeteiligung, in Potsdam ohnehin ein heiß diskutiertes Thema, hat in den letzten Monaten ebenfalls gelitten. Es gibt allerdings auch positive Effekte durch den Lockdown. Welche das sind und welches Fazit nach der Diskussionsrunde gezogen wurde, hat Katharina Wiechers hier zusammengefasst. 

Kalbitz kehrt zurück

Die Parteispitze um Jörg Meuthen hatte gehofft, sie wäre ihn los, doch denkste! Erst Mitte Mai wurde er rausgeworfen, doch bereits jetzt darf Rechtsaußen Andreas Kalbitz in der AfD fröhliche Urständ feiern. Erlaubt hat ihm das vorerst das Berliner Landgericht, das Kalbitz' Eilantrag zur Wiederaufnahme in die Partei am Freitag stattgegeben hat - bis das Schiedsgericht der Partei eine endgültige Entscheidung getroffen hat. Wie hart es vor Gericht zuging und welche Folgen das Urteil für den Machtkampf innerhalb der Partei hat, lesen Sie hier.

Ein Ort für die Schätze
Kennen Sie den Ort, wo Potsdams Museen all die Schätze aufbewahren, die nicht öffentlich ausgestellt werden? Nein? Kein Wunder, es gibt ihn nämlich nicht. Jedenfalls noch nicht. Seit Jahren wird über ein zentrales Depot für das Potsdam Museum, das Naturkundemuseum und die Bestände der Unteren Denkmalschutzbehörde diskutiert - bislang ohne Erfolg. Aber nun kommt Bewegung in die Sache. Rund 30 Millionen Euro will die Stadt in die Hand nehmen und bis Mitte des Jahrzehnts einen Neubau errichten. Wo? Da kommen Sie nie drauf. Zentral liegt er jedenfalls nicht, so viel sei an dieser Stelle verraten. Hier können Sie lesen, welchen Standort das Rathaus favorisiert.

Wetter & Verkehr

Wetter
Anfangs stark bewölkt und zeitweise Regen, am Nachmittag nur noch vereinzelt Regen, aber weiterhin viele Wolken. Schwacher bis mäßiger Wind aus Nordwest. Die Höchsttemperatur liegt bei 20 Grad, der Tiefstwert bei 14 Grad. Etwas wärmer wird es am Sonntag mit 23 Grad, auch da kann es vormittags allerdings etwas regnen. 

Verkehr

Bahnfahrer müssen sich dieses Wochenende auf einige Veränderungen einstellen. Seit Freitagabend und noch bis Montag 2.45 Uhr wird der RE7 zwischen Beelitz-Heilstätten und Berlin-Wannsee über Potsdam Hauptbahnhof umgeleitet – die Halte in Seddin, Michendorf, Wilhelmshorst, Rehbrücke und Medienstadt entfallen. Zwischen Beelitz und Michendorf gibt es Ersatzverkehr mit Bussen. Grund sind Brücken- und Oberleitungsarbeiten in Seddin. Hier geht’s zum Baustellenfahrplan.

Schienenersatzverkehr gibt es am Samstag und Sonntag auch beim RB23 zwischen Potsdam und Michendorf. Die Busse halten zusätzlich in Caputh Schule, aber nicht in Potsdam Charlottenhof, Pirschheide und Caputh Geltow.

Auch auf der Regionalbahnlinie 22 vom Potsdamer Hauptbahnhof zum Flughafen Berlin-Schönefeld gibt es seit Freitagabend und bis Montag 2 Uhr Schienenersatzverkehr zwischen den Halten Ludwigsfelde-Struveshof und Königs Wusterhausen, in den Abendstunden auch bis Potsdam. Den Ersatzfahrplan mit den genauen Abfahrzeiten finden Sie hier

Beim RE1 kommt es in den Nachtstunden jeweils von 23.30 bis 2.45 Uhr zu späteren Abfahrzeiten in Richtung Brandenburg/Magdeburg. Hier geht’s zum geänderten Fahrplan

Person des Tages

Simon Plate
Der Weltraum - unendliche Weiten... Schon als Kind hatte sich Simon Plate für ferne Galaxien, für fremde Sterne begeistert. Natürlich nicht auf der USS Enterprise, sondern erst in seinem Geburtsort Bremen und später in Potsdam. Seit viereinhalb Jahren ist der heute 33-Jährige Leiter des Potsdamer Urania-Planetariums. Für PNN-Leser blickt er mehrmals im Jahr exklusiv in den Himmel über der Stadt und erklärt die aktuellen Konstellationen. Heute, zur bevorstehenden Sommersonnenwende, ist es wieder soweit. Lesen Sie hier, was es mit "Weißen Nächten" auf sich hat und warum Astronomen beim Gedanken an das "Sommerdreieck" das Herz aufgeht. 

So, Frühstück beendet? Dann kann's ja losgehen mit dem Programm für heute. Vorschläge habe ich Ihnen ja genug gemacht. Und gucken Sie doch ruhig mal, ob Karstadt noch auf hat. 

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! 

Ihr Peer Straube PNN-Redakteur

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