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Der PNN-Newsletter - heute von Jana Haase.

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Potsdam HEUTE, Freitag, 26. November 2021: Gesucht: Potsdamer Lichtblicke im Corona-Winter

Die wichtigsten Termine, die interessantesten Themen und News. Alles, worüber Potsdam spricht, im PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE".

Guten Morgen,

eigentlich hätte heute vor dem Landtag die Stollenprüfung der Brandenburgischen Bäcker- und Konditoreninnung stattfinden sollen. Der Termin wurde abgesagt. Corona. Der Brandenburger Fußballverband hat am Mittwochabend für den Altersklassen-Fußball in Brandenburg eine sofortige Winterpause ausgerufen, der Spielbetrieb ruht vorerst bis zum nächsten Jahr. Corona. Der Potsdamer Weihnachtsmarkt musste am Dienstag, nur einen Tag nach der Eröffnung, wieder dicht machen. Corona. So trostlos wie jetzt, mit den zugesperrten Buden, hunderten leeren Flaschen auf den Glascontainern, sah der Bassinplatz lange nicht aus. In Sichtweite davon steht das städtische Bergmann-Klinikum, wo die Zahl der Covid-Patient*innen nun wieder steigt und steigt und steigt und steigt

Ich kann mich noch gut an den Sommertag erinnern, an dem ich meine zweite Corona-Schutzimpfung endlich im Arm hatte und das leidige Thema nach anderthalb Jahren für vorerst erledigt hielt. Hätte ich mir damals vorstellen können, dass sich viel zu viele Menschen nicht impfen lassen werden und wir es wegen der enormen Impflücke im Winter mit einer Krankheitswelle von noch nicht dagewesener Wucht zu tun bekommen? Nein. Aber nun rollt sie, die vierte Welle. In Brandenburg - genau wie in den anderen östlichen Bundesländern und Bayern - besonders stark. Und wir müssen durch einen zweiten Corona-Winter mit Beschränkungen.

Leere Flaschen und der verwaiste Weihnachtsmarkt auf dem Bassinplatz.
Leere Flaschen und der verwaiste Weihnachtsmarkt auf dem Bassinplatz.

© Jana Haase

Wie die genau aussehen, ändert sich derzeit von Tag zu Tag. Die Politik hat es versäumt, einen klaren Plan vorzubereiten, und stolpert nun, getrieben von der Welle, in Richtung Lockdown - als ob wir wieder im Jahr eins der Pandemie wären. Die erst vor zwei Wochen vorgelegte Brandenburgische Corona-Eindämmungsverordnung hat das Land an diesem Montag mit einer schärferen Verordnung ersetzt, mit der auch das kurzfristige Weihnachtsmarkt-Aus besiegelt wurde. Seit Mittwoch gilt 2G in weiten Teilen des Einzelhandels, in Restaurants sowie im Kultur- und Freizeitbereich. In Hotspot-Regionen kommen nächtliche Ausgangssperren für Ungeimpfte hinzu - als Grenzwert gilt die Sieben-Tage-Inzidenz von 750 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern, die mindestens drei Tage am Stück überschritten sein muss. Das war Stand gestern in vier Landkreisen im Brandenburger Süden der Fall, Tendenz steigend.

Wieder tragen Familien die Last des Pandemie-Missmanagements

Ab Montag nächster Woche wird die Präsenzpflicht an Schulen teilweise ausgesetzt. Die Details gab des Bildungsministerium gestern bekannt: Eltern von Schulkindern der Klassenstufen 1 bis 5 sowie 7 und 8, einschließlich der Jahrgangsstufen 5 und 6 der Leistungs- und Begabungsklassen sowie der Förderschulen können ihre Kinder zuhause lassen, wenn sie der Schule eine entsprechende Erklärung abgeben. Das gilt dann als entschuldigtes Fehlen

Die Schulen müssen die Kinder Anfang der Woche mit Lernaufgaben versorgen, ein Anspruch auf Distanzunterricht besteht nicht. Verantwortung und Probleme werden also - genau wie im vergangenen Jahr - an die Familien wegdelegiert, die erneut die Last des Pandemie-Missmanagements tragen. Oder wie sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, das als Betroffene? Schreiben Sie uns gern. Fest steht nun auch, dass die vorgezogenen Weihnachtsferien am Montag, dem 20. Dezember, beginnen und am Freitag, dem 31. Dezember, enden. An einer Lösung für die "notwendige Betreuung" in dieser Zeit werde im Bildungsministerium gearbeitet, hieß es gestern.

Es steht zu befürchten, dass die Adventszeit weitere schlechte Überraschungen bringt. Um deutliche Kontakteinschränkungen werden wir nicht umhinkommen, damit die rasante Ausbreitung des Virus gebremst wird. Die Infektionszahlen haben schon jetzt ein Niveau erreicht, vor dem einige Gesundheitsämter in Brandenburg kapitulieren. 

Zum Beispiel in Potsdam-Mittelmark. Eltern von Kita- und Schulkindern erhielten am gestrigen Donnerstag ein Schreiben, in dem die Kreisverwaltung erklärt, dass es an diesen Einrichtungen keine Kontaktnachverfolgung mehr geben wird - so wie das Land das für den Fall überstrapazierter Kapazitäten empfohlen hatte. "Das Containment an Schulen und Kitas wird aufgegeben, da Infektionsketten nicht mehr nachvollziehbar und zu durchbrechen sind", heißt es in den Schreiben. Kinder sollen sich nach Infektionsfällen im Umfeld nun stattdessen zehn Tage selbst beobachten und täglich testen

Eine Quarantäne gibt nur noch für die engsten Haushaltsangehörigen von Infizierten. Die Inzidenz unter den Fünf- bis 14-Jährigen im Landkreis liegt momentan bei knapp 1400. Das Potsdamer Gesundheitsamt versucht unterdessen mit enormem personellen Aufwand, die Lage im Griff zu behalten: Mehr als 105 Personen sind laut Rathaus momentan bei der gezielten Unterbrechung von Infektionsketten eingebunden, darunter auch 30 Bundeswehrsoldat*innen. Die Infektionszahlen erreichen dennoch fast täglich neue Rekorde.

Lage in den Krankenhäusern spitzt sich zu

Die Welle spült zunehmend - und wenig überraschend - auch wieder Covid-Patient*innen in die Krankenhäuser: 567 Menschen waren am Donnerstag landesweit wegen Covid in stationärer Behandlung, das sind 155 mehr als noch vor einer Woche. Rund 16 Prozent der Intensivbetten in den märkischen Krankenhäusern sind aktuell durch Covid-Patient*innen belegt. Landesweit gab es laut den Daten des Divi-Intensivregisters am Donnerstag nur noch 27 freie covidgeeignete Intensivbetten. Das Land hat die Kliniken wegen der dramatischen Zahlen am Mittwoch verpflichtet, mehr Betten für Covid-Patient*innen freizuhalten - sowohl auf den Normal- als auch den Intensivstationen. Da die Infektionszahlen momentan noch rasant steigen, ist für die Pflegekräfte und das medizinische Personal derzeit keine Entspannung in Sicht - im Gegenteil.

Angesichts der düsteren Aussichten kann einem schon der Mut sinken. Aber es gibt auch Lichtblicke in Potsdam, Zeichen von Zusammenhalt trotz räumlicher Distanz, improvisierte, originelle oder liebevolle Aktionen, die festlich oder besinnlich stimmen und die Alltagssorgen für einen Moment vergessen lassen. In Neu Fahrland zum Beispiel lädt der Ortsbeirat anstelle des eigentlich für heute geplanten "Advents-Auftakts mit Glühwein", bei dem auch die Tanne in der Birnenplantage gemeinsam hätte geschmückt werden sollen, zum individuellen Schmücken mit dem gebotenen Abstand ein: "Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sie können traditionelle Schmuckstücke aufhängen, aber der Baum nimmt auch Kummer, Freude oder Wünsche auf", heißt es. In der Friedrich-Ebert-Straße 79 in der Innenstadt wiederum verwandelt sich das Stadthaus gerade in Potsdams vielleicht größten Adventskalender: Ab 1. Dezember soll jeden Tag eines der mit Nummern versehenen Fenster erleuchtet werden - auch als Ersatz für das traditionelle Weihnachtsingen der Verwaltungsmitarbeiter*innen, das nun wieder ausfallen muss, wie es aus dem Rathaus hieß.

Leseraktion: Was sind Ihre Lichtblicke?

Und jetzt kommen Sie ins Spiel, liebe Leserinnen und Leser: Wir möchten in den PNN den Potsdamerinnen und Potsdamern in der zweiten Pandemie-Adventszeit jeden Tag einen solchen kleinen Lichtblick geben - und wollen darum wissen: Was macht Ihnen gerade Mut, Hoffnung oder Freude? Das kann ein weihnachtlich geschmückter und erleuchteter Balkon sein, ein Gedicht, eine kreative Adventsinitiative, eine besonders schöne Spazierstrecke, eine gute Nachricht, ein spannendes Buch, oder, oder, oder... Schreiben Sie uns eine Mail, gerne mit Fotos (und Ihren Namen bitte nicht vergessen). Die schönsten Ideen, Beobachtungen oder Anregungen für Lichtblicke veröffentlichen wir jeden Tag in den PNN. Auf dass wir es gemeinsam auch noch durch diesen Winter schaffen.

Auch im heutigen Newsletter

  • Was der Ampel-Koalitionsvertrag für Potsdam bedeutet
  • Mehr häusliche Gewalt in der Krise: Brandenburgs Frauenhäuser warnten zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
  • Die Goldfische von Sanssouci
  • Tipps für Unternehmungen
  • ...und jede Menge mehr

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