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Potsdam: Hängepartie um die Biosphäre

Eigentlich sollte beim Werkstattverfahren zur Zukunft der Biosphäre eine Entscheidung fallen. Doch daraus wurde nichts.

Potsdam - Das Ringen um die Zukunft der defizitären Biosphäre wird für alle Beteiligten zur Geduldsprobe. Am Freitagnachmittag fand die eigentlich finale Runde im Werkstattverfahren zur Halle statt – doch nun wird es mangels Einigung einen Nachfolgetermin im Januar geben müssen. Das bestätigten Teilnehmer den PNN.

Dabei hatte sich die Stadtverwaltung zuletzt optimistisch gezeigt, noch bis Ende des Jahres ein „sachgerechtes Nutzungskonzept mit Zukunftsperspektive“ für die Tropenhalle vorlegen zu können. Dafür hatte man sich die renommierte Kommunikationsagentur Dan Pearlman ins Boot geholt, die auf Freizeitanlagen spezialisiert ist.

Ideen für weitere Naturerlebnisse in der Biosphäre

Deren Ideen wurden unterschiedlich bewertet. Ein Teilnehmer sagte, die Agentur habe gute Ideen für weitere Naturerlebnisse in der Halle entwickelt – etwa eine Kältekammer oder einen Wüstenraum plus Bildungsangebote zu den Folgen des Klimawandels. Auch die Gastronomie solle besser beworben werden, als weitere Einnahmequelle. Ein anderer Teilnehmer kritisierte hingegen, die Agentur sei bei ihren Überlegungen „zu kurz gesprungen“. Die Agentur habe die Biosphäre eben nur an einigen Stellen verändern wollen, etwa den Eingangsbereich oder die Orangerie. Doch beim Kernproblem, dass die Stadt nämlich bisher rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr für den Betrieb zuschießen muss, sei man noch nicht viel weiter, hieß es. „Da ist noch viel Luft nach oben.“ Daher stecke die Debatte zunächst in einer Sackgasse, so ein Teilnehmer. Weitere Überlegungen betreffen die Frage, ob neben der Halle ein Hotel errichtet werden kann und inwieweit das bei der Finanzierung hilft. Offizielle Statements gab es nicht, weil man Stillschweigen vereinbart hat.

Auch ein Abriss der Tropenhalle stand im Raum

Seit Jahren schon debattieren die Stadtverordneten über die Zukunft der Biosphäre, selbst ein Abriss stand bereits im Raum, das wird aber von einer Mehrheit im Stadtparlament abgelehnt. Verschiedene Nutzungskonzepte – darunter als Schule – scheiterten bisher vor allem an hohen Betriebs- und Umbaukosten. Zugleich hatte der Bund der Steuerzahler die für 29 Millionen Euro errichtete Biosphäre schon mehrfach als Beispiel für Verschwendung öffentlicher Mittel gebrandmarkt. Im vergangenen Jahr hatten dann die Stadtverordneten, allen voran die Spitzen der SPD- und CDU-Fraktion, das Workshopverfahren zur Zukunft der Halle durchgesetzt – damals gegen den erklärten Willen von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der eine klare Entscheidung zur Zukunft der Halle gefordert hatte. Im Zuge des Workshops hatte sich die Stadtpolitik dann darauf verständigt, die vorher lange diskutierte Nutzung der Biosphäre für die Unterbringung von Jugendklubs oder Bürgertreffs im schnell wachsenden Bornstedter Feld zu verwerfen. Diese sollen nun außerhalb neu entstehen. Stattdessen hatte man gerade auf die Ideen der Pearlman-Experten gesetzt.

Potsdam sprang nach der Insolvenz des Betreibers ein

Allerdings sind die Rahmenbedingungen schwierig, was schon der Blick in die Historie zeigt. Die Biosphäre wurde zur Bundesgartenschau 2001 errichtet. Nach der Insolvenz der Betreiberfirma musste 2007 die Stadt einspringen – über ihre kommunale Bauholding Pro Potsdam. Die Prognosen vor der Eröffnung gingen von bis zu 350 000 Besuchern pro Jahr aus. Diese Zahlen wurden nie erreicht. Im vergangenen Jahr kamen knapp 146 000 Gäste in die Halle, 7000 weniger als im Jahr 2016. Dazu ist das architektonisch durchaus bemerkenswerte Gebäude inzwischen sanierungsbedürftig: Im vergangenen Jahr waren allein die nötigen Kosten für die Sanierung der Fassade auf 6,5 Millionen Euro geschätzt worden – Tendenz Jahr für Jahr steigend. Auch wegen dieser hohen Anfangskosten waren potenzielle Investoren zurückgeschreckt.

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