zum Hauptinhalt

Polizei rät zu Wachsamkeit: Fremde sprechen Kinder an – der nächste Fall

In diesem Jahr wurden mehrere Fälle in Potsdam gemeldet, in denen Unbekannte Kinder angelockt haben sollen. Ein Fall entpuppte sich als Falschmeldung, ein anderer Fall sorgt für Irritationen.

Potsdam - Es ist eine der großen Ängste von Eltern: Ein Fremder spricht den Sohn oder die Tochter auf dem Schulweg an und lockt das Kind zu sich nach Hause oder in ein Auto. Vorfälle, bei denen Kinder von Unbekannten angesprochen wurden und teilweise zum Mitkommen bewegt werden sollten, sind in den vergangenen Wochen und Monaten in Potsdam mehrfach gemeldet worden.

Mobiltelefon als Lockmittel

Ein neuer Vorfall wird jetzt nach Leserhinweisen bekannt. Demnach wurde die Polizei nach eigenen Angaben am vergangenen Freitag gegen 15.50 Uhr von einer Erzieherin im Hort der Grundschule in Bornim darüber informiert. Wie die Polizei auf PNN-Anfrage bestätigte, soll ein Junge auf dem Weg zur Schule von zwei unbekannten Männern angesprochen worden sein. Laut der Behörde hätten dann Polizisten die betroffene Familie aufgesucht und nachgefragt. Das Kind gab demnach an, dass es am Freitagmorgen gegen halb acht mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule war, als ein Fahrzeug, in dem zwei Männer saßen, neben ihm hielt. Der Beifahrer soll laut Polizei ein Mobiltelefon aus dem Fenster gehalten und den Jungen gebeten haben, dort etwas einzutippen – was der Junge verneinte, er fuhr weiter.

Sofortige Meldung wichtig

Für Irritation bei dem Fall sorgt, dass die Polizei erst mehrere Stunden später davon erfuhr – und zwar vom Hort, nicht von der Schule, wie die Polizei bestätigte. Warum das so war und die Lehrer nicht Alarm schlugen, blieb zunächst unklar. Ein Sprecher des Bildungsministeriums konnte dazu am Donnerstag noch nichts Näheres sagen. Generell gelte in solchen Fällen eine Meldekette – dazu gehöre, dass auch die Polizei informiert werden muss. „Die Schulen wissen eigentlich, was sie zu tun haben“, so der Sprecher. Die Polizei erklärte: „Eine sofortige Meldung ist auch deshalb wichtig, weil die Polizei nur so schnell erfolgversprechende Fahndungsmaßnahmen einleiten kann.“

Auch der Sprecher des Kreiselternrats Markus Kobler sagte, solch ein Vorfall solle sofort gemeldet werden und müsse mit den Grundschülern besprochen werden. Das passierte in Bornim laut der Schule am Montag: Die Kinder seien zu Themen wie „Geh nicht mit Fremden mit“ und zum Verhalten auf dem Schulweg belehrt worden, wie den Eltern mitgeteilt wurde.

Mehrere Fälle in Potsdsam gemeldet

Ähnliche Vorfälle wurden zuletzt mehrfach gemeldet. In Potsdam-West hatte ein Unbekannter Ende November zwei Mädchen in der Straßenbahn sexuell belästigt. Mitte November hatte in der Knobelsdorffstraße ein Mann einen achtjährigen Jungen angesprochen – möglicherweise mit sexuellem Hintergrund, wie die Polizei damals mitteilte. Seit September suchen die Ermittler auch einen Mann, der sich vor Schülerinnen einer Gesamtschule in der Innenstadt selbst befriedigt haben soll. Und im August hatte ein Mann versucht, einen Achtjährigen vor der Rosa-Luxemburg-Schule zu sich nach Hause zu locken – mit der Aussicht, dort einen Hund streicheln zu können.

Dass es aber derzeit gehäuft Meldungen bezüglich des Ansprechens von Kindern gebe, könne nicht bestätigt werden, betonte eine Polizeisprecherin – denn das werde in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst. Man werde aber bei jedem gemeldeten Sachverhalt aktiv.

Erst am Mittwoch hatte die Polizei zwei weitere Fälle gemeldet, in denen unbekannte Männer einmal einen Jungen und einmal eine Mädchengruppe angesprochen haben sollen – und sie jeweils mit Süßigkeiten lockten, ihnen zu folgen. Einer dieser Fälle entpuppt sich jetzt aber als Falschmeldung. Wie berichtet hatte eine Zeugin die Polizei alarmiert, weil am frühen Dienstagabend ein Mann drei Mädchen erst Süßigkeiten angeboten habe und sie ihn dann begleiten sollten. Die Polizei hatte deswegen nach weiteren Zeugen gesucht. Doch am Mittwoch meldete sich dann der Mann – er sei der Vater eines der Mädchen, das er nach einer Freizeitaktivität abgeholt habe. Er habe auch nur Brötchen verteilt. Die Polizei erklärt, man werde mit der Ursprungszeugin noch einmal sprechen, „um die Aussage in einem anderen Kontext bewerten zu können“.

Wachsamkeit und Sensibilität wichtig

Auch vor diesem Hintergrund betonte eine Polizeisprecherin, bei dem Thema seien Wachsamkeit und Sensibilität wichtig, Panikmache jedoch fehl am Platze. So müsse auch in Bezug auf „das undifferenzierte Weiterverbreiten von vermeintlich wahren Sachverhalten über soziale Medien immer bedacht werden, dass dadurch bei vielen Eltern und auch Kindern Verunsicherung erzeugt wird“. Eltern sollten ihre Kinder zu dem Thema sensibel und kindgerecht informieren. Wichtig sei, ihnen dabei keine Angst zu machen.

Auch die polizeiliche Präventionsabteilung biete für Schulen und Kita altersgerechte Veranstaltungen zu diesem Thema an, so die Sprecherin. Das wurde schon verstärkt, als in Potsdam im Sommer vor drei Jahren nach dem ermordeten Jungen Elias gesucht wurde. Bei diesen Präventionsveranstaltungen geht es laut der Behörde generell um das Bewältigen gefährlicher Situationen. Dazu gibt es auch private Anbieter, die an Potsdamer Schulen Kurse gegen Gewalt, Missbrauch und Mobbing anbieten – was pro Kind bis zu 40 Euro kosten kann. (mit Henri Kramer)

Zur Startseite