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Friedhelm Schatz, Geschäftsführer des Filmpark Babelsberg und Ideengeber für die "Media City".

© Andreas Klaer

PNN-Interview | Filmparkgründer Friedhelm Schatz: „Ich werde für die Libeskind-Architektur kämpfen“

Friedhelm Schatz, Eigentümer und Gründer des Filmparks, über die Pläne für die "Media City" in Babelsberg mit 60-Meter-Hochhaus, die Proteste dagegen und die Zukunft des Themenparks.

Herr Schatz, ist der Protest gegen die Pläne für die „Media City“ von Daniel Libeskind in Babelsberg größer als befürchtet?
Im Prinzip ist es wie erwartet. Es wäre naiv zu glauben, dass ein Projekt dieser Größenordnung, egal wo, ohne öffentliche Diskussion abgeht. Ich freue mich auf die Diskussionen. 

Die meist geäußerte Kritik ist wohl diese: Das passt nicht nach Babelsberg! Das ist viel zu groß! Das macht unser schönes Babelsberg kaputt! Was entgegnen Sie da? 
Das Thema ist ja nicht neu. Schon in den 1990er-Jahren wurde hier über eine noch höhere Bebauung gesprochen, bis zu 100 Meter hoch. Wenn es in Potsdam überhaupt einen Ort gibt, wo neue, spektakuläre, hohe Architektur hinpasst, dann hier in Babelsberg. 

Warum sollte das so sein? 
Das passt hier hin, vielleicht nur hier hin, weil wir uns in der Medienstadt solche Sachen trauen können und dürfen. Das ist ja auch ein Stück weit eine Enklave. Unsere Nachbarschaft ist zudem relativ überschaubar: an die Großbeerenstraße grenzt ein Gewerbegebiet an. Klar, an der August-Bebel-Straße befinden sich Wohnhäuser. Aber die Sichtbezüge zum Projekt sind auch nicht so dramatisch …

diese Nachbarn befürchten, dass sich ihre Lebensbedingungen verschlechtern, von Verschattung bis Verkehr. 
Wir werden mit ihnen sprechen, natürlich. Aber klar ist: Dass dieses Grundstück bebaut wird, war immer geplant. Daran hat sich nichts geändert. Neu ist allein, dass ein hohes Gebäude entstehen soll. 

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Paradoxerweise war es auch Ihre Architektur-Visualisierung, die die Kritik befeuert. Dort ist eine Hochhäuser-Skyline zu sehen, die es in Potsdam definitiv nicht gibt. Weiß der Architekt nicht, wo er baut?
Da müssen wir unsere lieben Freunde in New York vom Büro von Daniel Libeskind ein bisschen in Schutz nehmen: Es war der allererste Entwurf. Für den haben sie tatsächlich einen Rahmen aufgemalt, der mit Potsdam nichts zu tun hat. Das darf man nicht zu ernst nehmen. Wichtig ist doch: Wenn man sich Architektur größerer Städte anschaut, in die ich Potsdam einreihe, geht es im Hintergrund immer irgendwo hoch hinaus. Zum Beispiel Paris: In der Mitte sind die Bauten alle ähnlich hoch, aber im Hintergrund sieht man das moderne Hochhausviertel La Défense oder La Géode, es sind auch Wahrzeichen der französischen Metropole, als Kontrast zur Altstadt. Wir hier in Babelsberg liegen vom Potsdamer Stadtzentrum ausreichend entfernt. Und bei allem Respekt, wir reden über 60 Meter. Das wird kein Wolkenkratzer.

Visualisierung für die "Media City" des Architekten Daniel Libeskind.
Visualisierung für die "Media City" des Architekten Daniel Libeskind.

© Studio Libeskind/KW Development

Wie gehen Sie mit den Wogen um? 
Das Wichtige ist jetzt, dass man sich hinsetzt und miteinander redet - dafür ist das Werkstattverfahren gedacht. Dort kann man die ganzen Argumente abwägen.

Es wurde auch der Vorwurf laut, dass sich mit dem Libeskind-Bau drei ältere Herren ohne Rücksicht auf Verluste und auf Kosten des Umfelds ein Denkmal setzen wollten ... 
Ältere Herren? Ich fühle mich da sowieso nicht angesprochen! Das ist ehrenrührig! Was für ein Alter im Pass steht, ist eine Sache, wie man lebt und sich fühlt etwas ganz anderes. (lacht) Aber im Ernst: Niemand will sich ein Denkmal setzen.

Sondern?
Wir wollen für Gewerbe ein zeitgemäßes Gebäude schaffen. Wir reagieren damit auf die Entwicklung dieser Stadt. Diverse Studien und Prognosen sehen für Potsdam einen großen Bedarf an solchen Flächen voraus. Gewerbeflächen werden gebraucht, künftig noch mehr als jetzt. Und Grundstücke sind rar. Ich weiß, da wird einem gleich der schnöde Mammon unterstellt. Wer mich nur ein bisschen kennt, der weiß, dass mich das nie getrieben hat.

Sie könnten sich längst zur Ruhe setzen. Was reizt Sie daran?
Ich bin unheimlich glücklich, Daniel Libeskind kennengelernt, ihn für das Projekt gewonnen zu haben. Er ist eine ungewöhnliche Persönlichkeit, und menschlich großartig. Er hat bewiesen, dass er exzellente Architektur kreiert. Libeskind ist nun einmal ein großer Name in der Welt. Eine solche Internationalität ist wichtig bei so einem Riesenprojekt. Das öffnet zusätzliche Türen. Wir merken das jetzt schon, an Reaktionen aus der ganzen Welt.

Architekt Daniel Libeskind (l.) mit Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz, der den Libeskind-Entwurf auf seinem T-Shirt trägt.
Architekt Daniel Libeskind (l.) mit Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz, der den Libeskind-Entwurf auf seinem T-Shirt trägt.

© Andreas Klaer

Was kommt da?
Es ist ein bisschen früh darüber zu reden. Es gibt Erkundigungen, Aufmerksamkeit aus Europa, China, aus den USA. Das ist alles am Anfang, aber ein Indiz dafür, dass es in die richtige Richtung geht.

Zur Präsentation haben Sie gesagt, der Impuls für den Entwurf sei Daniel Libeskind in Ihrem Büro entstanden. Aber wie kam der Stararchitekt überhaupt in Ihr Büro?
Wir haben uns in Berlin kennengelernt, auf einem Immobilientreffen. Wir haben uns locker unterhalten, und da stellte sich heraus, dass er Babelsberg gut kannte. Er ist ein absoluter Cineast, ein Kenner von Babelsberg, Film und Fernsehen. Also habe ich ihn eingeladen.

Und dann?
Das zweite Treffen, als ich mich traute ihn zu fragen, fand in meinem Büro statt, damals noch in meiner legendären Baracke aus DDR-Zeiten. Schon die fand er toll. In der Ecke standen 70-Millimeter-Rollen alter Filme, die ich selbst einmal produziert habe, 1989, „Destination Berlin“. Diese Filmrollen hat er angesehen, er guckte da immer drauf. Irgendwas lief da bei ihm ab. Als er später mit den bunten Zeichnungen für den Entwurf ankam – der macht das noch mit Tusche und Wasserfarben wie in der Malstunde – hatte er runde Formen aufgemalt. Ich wusste genau, woher er die Idee hatte. Genau so war es, das ist keine Story!

Vorstellung der Libeskind-Pläne mit Architekt Daniel Libeskind, Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), Baubeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos), Filmpark-Chef Friedhelm Schatz und Investor und Bauherr Jan Kretzschmar, Chef der KW Development (v.l.n.r). 
Vorstellung der Libeskind-Pläne mit Architekt Daniel Libeskind, Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), Baubeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos), Filmpark-Chef Friedhelm Schatz und Investor und Bauherr Jan Kretzschmar, Chef der KW Development (v.l.n.r). 

© Andreas Klaer

Warum macht er das?
Er hat Lust darauf, Daniel Libeskind ist nach wie vor voller Enthusiasmus dabei. Der Mann hat das eigentlich nicht mehr nötig. Er hat auf der ganzen Welt gebaut. Es geht ihm auch nicht darum, irgendeinen fetten Auftrag einzufahren. Er hat Babelsberg verstanden, diesen ungewöhnlichen Ort mit dem Mythos. Es hat mit seiner Leidenschaft für Film, Fernsehen und Babelsberg zu tun. Natürlich will er für Potsdam eine außergewöhnliche Architektur schaffen, die internationale Strahlkraft hat.

Im Werkstattverfahren zur „Media City“ sollen gleich 13 Schwerpunktthemen diskutiert werden. Wie groß ist die Gefahr, dass das ganze Projekt daran scheitert? 
Darüber verschwende ich keinen Gedanken. Ich gehe nie in etwas hinein und habe im Hinterkopf, dass es nicht funktionieren könnte. Ich bin ein tiefenoptimistischer Mensch. Man wird Kompromisse machen, die wird man erarbeiten müssen. 

Schreckt Sie das nicht?
Ein Werkstattverfahren habe ich noch nie gemacht. Aber ich habe viele Nachbarschaftsdialoge hinter mir, damals im Krongut in Bornstedt oder an der Sandscholle wegen der Stuntshow im Filmpark. Ich nehme Sorgen von Anwohnern abgrundtief ernst und bin, glaube ich, ein guter Zuhörer. Am Ende des Tages wird etwas Tragfähiges herauskommen.

Gerade in Potsdam gibt es auch die Neigung, Dinge zu zerreden. Wo sind Ihre roten Linien?
Ganz klar: Das Grundkonzept von Daniel Libeskind steht nicht zur Disposition. Das ist für mich nicht diskussionsfähig.

Also 60 Meter, drunter geht’s nicht?
Ich will der Werkstatt nicht vorgreifen. Aber wenn am Ende das Leitgebäude statt 60 nur 55 Meter hoch sein sollte, dann wird es nicht daran scheitern. So what! Für mich ist die besondere Architektur gesetzt. Mir geht es um das Grundkonzept, nicht um Details. Aber ich benenne auch deutlich die Grenzen: Es ist ein privates Gelände, das bebaut werden darf. Wir sind Privatinvestoren.

Blick auf das Baufeld für die "Media City" aus dem Büro von Filmpark-Chef Friedhelm Schatz.
Blick auf das Baufeld für die "Media City" aus dem Büro von Filmpark-Chef Friedhelm Schatz.

© Andreas Klaer

Zur jüngeren Potsdamer Geschichte gehört, dass aus dem Niemeyer-Schwimmbad nichts wurde: Statt der Entwurf des brasilianischen Stararchitekten wurde am Bahnhof der blu-Kasten gebaut.
Ja, leider. Ich bedaure immer noch sehr, dass wir damals Oscar Niemeyer vergrault haben. Potsdam hat damals die Chance vertan, Internationalität zu holen, zeitgenössische Architektur mit Weltniveau. Das darf nicht noch einmal passieren! Und das wird es auch nicht.

Warum sind Sie da so sicher?
Die Stadt ist heute weiter. Und die politische Öffentlichkeit in Potsdam, die ja manchmal ambivalent ist, ist überwiegend von den Plänen begeistert. Das ist schon mal ein wichtiger Baustein, ohne den es ja auch nicht geht.

Umso mehr sorgt in der Stadtpolitik die Babelsberger Uneinigkeit für Irritationen. Es gibt deutliche Ablehnung von Studio Babelsberg, von der UFA, vom Mediatech Hub. Ist da eine Media City überhaupt schlüssig realisierbar?
Das ist ein Punkt, der mich je nach Stimmungslage mal wütend macht, mal zum Schmunzeln bringt: Dass und wie das Gelände entwickelt werden soll, ist ja überhaupt nicht neu. Das ist mittlerweile fast 30 Jahre alt. Wir könnten dort sofort bauen, nur etwas weniger und etwas flacher. Das Grundkonzept war von Anfang an, einen einmaligen Komplex zu schaffen, mit den berühmten Big Five, wie ich sie immer nenne …

… und die sind?
Wir haben die Filmuniversität, die Wissenschaft. Wir haben den Rundfunk Berlin-Brandenburg, also das Thema Fernsehen. Wir haben das Studio Babelsberg, äußerst erfolgreich die Jungs mit internationalen Produktionen. Dann haben wir meinen großen Zirkus rund um den Filmpark, also Entertainment, Spaß und Veranstaltungen. Und dann ist urbanes Leben hier, weil hier viele Menschen sind. Das alles wächst kongenial zusammen. Es entsteht eine Film- und Medienstadt, die auf engstem Raum Wohnen und Arbeiten vereint, immer mit der Identität Film und Fernsehen behaftet. Das ist ziemlich einmalig, in Deutschland sowieso, aber auch international. Weil dieses Konzept lange bekannt ist, macht mich manche Reaktion der Nachbarn wütend.

Friedhelm Schatz zeigt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei der Grundsteinlegung für das Depot im August 2019 die Pläne für das Areal der Medienstadt Babelsberg.
Friedhelm Schatz zeigt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei der Grundsteinlegung für das Depot im August 2019 die Pläne für das Areal der Medienstadt Babelsberg.

© Sebastian Gabsch

Die Spannungen unter Akteuren innerhalb der Medienstadt sind lange bekannt.
Ich habe seit Jahr und Tag gesagt: Lasst uns miteinander reden! Fehlanzeige. Und bei manchen, die am lautesten schreien, kommen surreale Argumente, etwa dass der Geist des Standortes zerstört würde.

Warum ist das surreal?
Der Babelsberger Medienstandort hat sich dramatisch verändert und verändert sich dramatisch. Hier laufen Entwicklungen, die man sich vor Jahren gar nicht hätte vorstellen können. Heute gibt es kein Kopierwerk mehr, aber digitale Postproduktion. Der frühere UFA-Chef Wolf Bauer hat mir einmal gesagt: Du Friedhelm, ich kriege meine Leute von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, kurz GZSZ, nicht von Berlin hier rüber, weil es in Babelsberg ja nichts gibt. Und heute? Mittlerweile haben wir einen Edeka, eine DM-Drogerie, ein Café, zwei Kindergärten, bald gibt es eine Grundschule. Es gibt erste Wohnungen für Mitarbeiter und bald mehr, so dass man gleich in der Nähe wohnen kann. Es hat sich unglaublich viel getan. Das Konzept der Big Five wird umgesetzt.

Wie gehen Sie mit dem Binnenkonflikt um?
Auch damit gehen wir seriös um, wir werden uns zusammensetzen. Wir werden hingehen, das Projekt erläutern. Ich denke, dass wir viele Bedenken entkräften können. Aber eine hundertprozentige Einigung wird es bei einem Projekt dieser Dimension nie geben.

PNN-Interview mit Friedhelm Schatz.
PNN-Interview mit Friedhelm Schatz.

© Andreas Klaer

Aus der UFA ist zu hören, dass sie selbst Platzbedarf habe.
Es hat nie eine solche Anfrage an uns gegeben. Wir hatten angeboten, dass die GZSZ-Straße hier gebaut werden kann. Sie hätten das Grundstück kaufen können. Es kam nie ein Angebot. Auch Studio Babelsberg hat in den letzten Jahren nie irgendein Interesse bekundet, uns gesagt, dass eine Fläche von uns benötigt wird. Im Gegenteil, das Studio hat selbst ein Grundstück an Dritte verkauft, da steht jetzt ein Bürogebäude. Platznot? Die Diskussion ist schräg.

Es könnte sein, so der rationale Kern der Bedenken, dass sich nicht genug Firmen oder Startups aus der Medien-, Film-, Gaming- oder Digitalwelt finden, um den Libeskind-Bau zu füllen. Droht dann nicht allein schon wegen der Dimension über den Einzug von der Anwaltskanzlei bis zur Heizungsablesefirma ein verwässertes Medienstadt-Profil?
Um das zu vermeiden, gibt es im städtebaulichen Vertrag ziemlich stringente Formulierungen. Was dort verabredet wurde, auch mit Druck der Landesregierung, hat Gültigkeit. Wir wollen keinen kunterbunten Babelsberger Bauchladen. Natürlich ist es im Fluss, was mediennah ist. Die PNN könnten einziehen, herzlich willkommen! Traditionelle Medien wie Film und Fernsehen benötigen weniger Platz, anderes mehr. Es ist eine wachsende Branche. Babelsberg wird immer ein Medienstandort bleiben. Das ist das Profil. Keine Bebauung der Welt kann diese Marke beschädigen. Never!

Haben Sie sich woanders umgeschaut?
Klar, das große Adlershof ist inzwischen fast voll. Da ist auch viel Technik eingezogen, ich meine Firmen, die nicht unmittelbar mit Fernsehen zu tun haben, aber im weitesten Sinne zur Familie gehören.

Sie haben das Grundstück für die Media City an den Potsdamer Jan Kretzschmar verkauft. Er ist Projektentwickler und Investor, Daniel Libeskind der Architekt. Was haben Sie persönlich eigentlich mit dem Projekt noch zu tun?
Es ist verrückt, ich bin mittlerweile der Gralshüter auf dem Babelsberger Gelände. Beim Militär wäre ich der Standortälteste. Ich bedaure deshalb ein bisschen, dass ich plötzlich nur noch über die Immobilien wahrgenommen werde. Mein Herzblut ist aber weiter der Zirkus, mein Filmpark. Das ist meine DNA.


Und wie ist Ihre Rolle bei der Media City nun?
Ganz simpel. Ich habe mich entschieden, die Dinge, die im eigenen Firmenverbund bleiben, voranzutreiben, also Filmpark und Metropolishalle, Hotel, Wohngebäude im Süden. Alles andere habe ich abgegeben. Aber trotzdem steuere ich und versuche, die Vision der Medienstadt der kurzen Wege umzusetzen.

Das funktioniert mit Jan Kretzschmar?
Das funktioniert mit Jan Kretzschmar perfekt. Das ist ein Glücksfall. Der Junge ist Babelsberger, der ist verwurzelt, noch viel länger als ich, der ich seit 30 Jahren hier bin. Wir beide sind hier angekommen. Wir beide haben unsere Seele in Babelsberg gefunden.

Geschäftsführer Friedhelm Schatz mit dem Maskottchen "Flimmy" und der Tigerente.
Geschäftsführer Friedhelm Schatz mit dem Maskottchen "Flimmy" und der Tigerente.

© Andreas Klaer

Sie wollten schon in den 90er-Jahren Mythos und Power der Medienstadt mit einem Turm in der Skyline markieren. Ist es nicht ein Widerspruch, das Grundstück zu verkaufen?
Andersherum: Ich kann loslassen, weil jemand gekommen ist, der diesen Turmbau zu Babelsberg umsetzt, der das alles versteht. Ein Projekt dieser Dimension selbst zu bauen und zu vermarkten, das ist nicht meine Welt. Ich kann dafür das Drehbuch schreiben, und suche dann einen Produzenten und Regisseur, und am Ende steht dann auf dem Titel: „Nach einer Idee von …“

Manche sorgen sich, dass Sie am Ende den Filmpark aufgeben könnten. Hat der Filmpark Ihre Ewigkeitsgarantie?
Ja, eindeutig. Wer denkt, dass ich mich davon verabschieden könnte, der wird mich kennenlernen, im positiven Sinne: Den Filmpark wird es immer geben. Ich habe ihn 30 Jahre aufgebaut.

Die Corona-Pandemie hat vieles gelähmt. Wie geht es dort danach weiter?
Ich sage immer: Augen auf und durch! Irgendwann wird dieser Spuk vorbei sein. Wir investieren in den Filmpark, wir wollen ihn stärken, müssen einiges erneuern, den Veranstaltungsbereich der Metropolishalle weiterentwickeln. Wir machen unverdrossen am 9. April 2022 den Filmpark wieder auf. Wir bereiten eine ganz normale Saison vor, mit Horrornächten, mit diversen Events und Veranstaltungen in der Metropolishalle. Für mich gilt: Filmpark, Filmpark, Filmpark!

Eintrag von Friedhelm Schatz im Goldenen Buch der Stadt Potsdam.
Eintrag von Friedhelm Schatz im Goldenen Buch der Stadt Potsdam.

© Martin Müller

Sie geben kein Stück mehr ab vom Areal?
Definitiv nicht! Wir haben 100.000 Quadratmeter, auf denen wir uns tummeln können. Da kann man vieles wunderbar neu machen. Jetzt geht es darum, mit dem Filmpark wieder durchzustarten.

Das Studio Babelsberg, bei dem neue Finanzinvestoren eingestiegen sind, sollen sich nach einer Fläche erkundigt haben …
… klar, da wurde schon sondiert. Wer bei den Studios einsteigt, will nicht verwalten, sondern weiterwachsen. Ich habe deutlich signalisiert, dass der Filmpark tabu ist.

Wie sehen Sie den Eigentümerwechsel?
Die Jungs da drüben haben entschieden loszulassen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie weitermachen, weil sie einen tollen Job machen. Aber das ist ihre ganz persönliche Entscheidung. Das ist zu respektieren. Es ist auch okay, dass sie jetzt um die Ecke kommen mit neuen Investoren und über Expansion nachdenken. Das hätte man vor zehn Jahren machen können, aber da war das nicht gewollt.

Könnte das Studio mit den Investoren TPG Real Estate Partners aus Texas auch bei der Media City einsteigen?
Das kann durchaus sein, sie haben schon mit Jan Kretzschmar gesprochen. Sie haben ein breites Portfolio, sind medienaffin. Ich betrachte sehr aufmerksam, was da passiert.

Befürchten Sie, dass mit dem Einstieg von TGP bei den Studios der Geist des Filmstandortes zerstört werden könnte?
Diese Sorge habe ich nicht. Wenn man bei Studio Babelsberg einsteigt, in diesen Standort, der baulich, vom Denkmalschutz, vom Profil, von der Nutzung und der öffentlichen Wahrnehmung klar definiert ist, dann setzt man genau darauf. Was sollte man anderes daraus machen, Eigentumswohnungen in der Marlene-Dietrich-Halle? Das ist doch gaga. Die stecken keine Millionen rein, um das Ding abzuwickeln. Sie wollen investieren. Das war auch mein Eindruck im Gespräch mit ihnen. Das war deutlich und belastbar.

Wie geht es – jenseits der Libeskind-Media City – in Ihrem eigenen Areal weiter, vorn an der Großbeerenstraße?
Ganz aktuell bin ich richtig happy: Es wird dort eine wunderbare Grundschule geben, Arbeitstitel „Michael-Ende-Grundschule“ am Filmpark Babelsberg, also samt Fuchur, Jim Knopf, Wunschpunsch. Der Vertrag für die öffentlich-private Partnerschaft ist unterschrieben, nach vier Jahren harter Arbeit, die Kommunalaufsicht hat zugestimmt. Ich freue mich, dass wir am 10. Januar den Grundstein für die Schule samt Sporthalle legen können.

Wann startet der Schulbetrieb?
Baubeginn wird im Januar sein. Dann liegt es bei Jan Kretzschmar und seinen Leuten, die so eine Schule in 18 Monaten bauen können. Wenn nichts Gravierendes passiert, wird die erste Einschulung im August/September 2023 sein.

Wird man dort Momo, Fuchur und Jim Knopf wiederfinden?
Ja, das alles wird sich in der Ausstattung wiederfinden, in der Farbgebung. Das wird großartig! Bei der Grundsteinlegung werde ich das Konzept vorstellen. Ich habe Michael Endes Erben gesprochen, sie freuen sich. Einmal im Jahr werde ich im Filmpark ein Michael-Ende-Fest machen, und es wird eine Tafel für den Namensgeber geben.

Die Schule ist abgehakt. Und dann?
Dann folgt das unvermeidbare große Parkhaus. Es wird am Rande der Medienstadt wichtig sein für alle weiteren Entwicklungen, für Wohnungen, Hotel, Gewerbe und das Sammlungsgebäude für das Filmmuseum, das am 1. April 2022 übergeben wird.

Filmpark-Chef Friedhelm Schatz im Look von Lukas, dem Lokomotivführer vor der Lokomotive "Emma" aus dem Film "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer".
Filmpark-Chef Friedhelm Schatz im Look von Lukas, dem Lokomotivführer vor der Lokomotive "Emma" aus dem Film "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer".

© Andreas Klaer

Potsdam ist ja die Stadt der heiligen Baumwipfelhöhe. Seit der deutschen Einheit hat es niemand geschafft, hier ein Hochhaus zu bauen. Warum sollte Ihnen das gelingen?
Weil mich immer ungewöhnliche, schwierige Projekte gereizt haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die ein Umdenken bewirken. Das war am Krongut so, wo man mir anfangs vorwarf, ein Preußen-Disney zu bauen. Das war bei Radio Teddy so, als ich Deutschlands erstes Kinderradio Deutschlands etablieren wollte und mich alle für verrückt erklärten. Das war auch beim Extavium so, das nicht ganz so gut lief. Und das war auch beim Filmpark so, der am Anfang ja nur temporär war und jetzt 30 Jahre steht. Bei der Media City habe ich mich in die Gesamtkonzeption verliebt, in die ungewöhnliche Libeskind-Architektur. Ich werde dafür kämpfen. Ich habe schon viel bewegt, ich bin wirklich optimistisch.

Zur Person: 

Friedhelm Schatz (70) ist einer der bekanntesten Unternehmer in Potsdam und Brandenburg. Gemeinsam mit Matthias Voß ist er Geschäftsführer des Filmpark Babelsberg – und seit 18 Jahren auch dessen Eigentümer. Zudem gehört ihm ein großer Teil der Medienstadt Babelsberg, die er mit verschiedenen Immobilienprojekten entwickelt hat, sowie der Freizeitpark El Dorado Templin. Aufgewachsen ist Schatz in der Lüneburger Heide. Nach seiner Fotografenlehre arbeitete er als Praktikant in den Bavaria Filmstudios, wurde dort später Herstellungsleiter. 1993 kam Schatz nach Babelsberg, bis 1999 war er Geschäftsführer der Babelsberg Studiotour GmbH, dem heutigen Filmpark. Danach entwickelte er das Krongut Bornstedt. Im März 2003 kaufte Schatz das Filmpark-Gelände, 2008 baute er für zehn Millionen Euro die Metropolishalle. Ein Wohn- und Gewerbekomplex an der Großbeerenstraße samt Hotel und Schule sollen jetzt bald folgen. 

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