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Abriss und Sanierung. Nach Jahren des Stillstands soll der Persiusspeicher saniert werden. Für den Anbau (vorn rechts) aus dem Jahr 1913 kommt das wohl zu spät.

© Ronny Budweth 

Persiusspeicher an der Zeppelinstraße: Ende eines Missverständnisses

Potsdam will den maroden Persiusspeicher in der Zeppelinstraße zurückgeben Rund 30 Millionen sollen investiert werden – günstige Arbeitsräume für Künstler soll es trotzdem geben.

Potsdam - Mithilfe eines internationalen Großinvestors soll der denkmalgeschützte Persiusspeicher in der Zeppelinstraße bald ein neues Gesicht bekommen. Nach mehr als 25 Jahren soll das Ensemble von der Stadt wieder an seinen früheren Besitzer übergeben werden. Die Gespräche darüber sind weit fortgeschritten. Offen ist allerdings noch der Preis für die zum Teil maroden Gebäude. Das bestätigten die Stadtverwaltung und der Berliner Immobilienunternehmer Dirk Gädeke den PNN auf Nachfrage. Zuvor hatte die Märkische Allgemeine über die Rückübertragung berichtet.

Stadt wollte den Speicher zur Kunsthalle umbauen

Mit den neuen Plänen endet ein jahrzehntealtes Missverständnis: Die Stadt hatte das um 1840 für das Heeresproviantamt errichtete Speichergebäude anlässlich der 1000-Jahrfeier 1993 zur Kunsthalle umbauen wollen. Doch nachdem Potsdam damals rund 3,25 Millionen Euro für Grundstückserwerb und Sanierung ausgegeben hatte, erkannte man, dass das Gebäude ungeeignet war. 1998 wurde der „Kunstspeicher“ wieder geschlossen. Potsdam blieb auf dem Gebäude sitzen: Problematisch war, dass Fördermittel, die das junge Brandenburg Anfang der 1990er-Jahre vom Partnerland Nordrhein-Westfalen bekommen hatte, an eine kulturelle Nutzung gebunden waren.

Diese Zweckbestimmung war auch Bedingung des ursprünglichen Kaufvertrags. Das geht aus einer nichtöffentlichen Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervor. Derzeit lässt die Stadt von einem Sachverständigen ein Gutachten zum Verkehrswert des Komplexes am Schafgraben erstellen. Gädeke hofft, dass die Rückgabe in den nächsten drei Monaten erfolgt. Allerdings haben die Stadtverordneten noch ein Wörtchen mitzureden. Die Rückübertragung bedürfe „wie jedes in dieser Größenordnung liegende Grundstücksgeschäft der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung“, so ein Stadtsprecher.

Der Anbau ist stark beschädigt

Nach dem langen Stillstand ist ein Teil des Komplexes nicht mehr zu retten. „Der Anbau von 1913 befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einem stark geschädigten Zustand“, so ein Stadtsprecher. Er soll abgerissen werden. Dem haben nach Angaben der Stadtverwaltung auch schon das Landesdenkmalamt und die Potsdamer Denkmalschützer zugestimmt.

Kommt der Deal zu Stande, sollen insgesamt rund 30 Millionen Euro auf dem Areal investiert werden. Zwei Jahre später soll alles fertig sein. Als Partner hat sich Gädeke mit der Immobilien-Gruppe Immeo zusammengetan, die bundesweit rund 50.000 Wohnungen bewirtschaftet. Immeo gehört wiederum dem französischen Immobilienkonzern Foncière des Régions, dem in Potsdam auch das Hotel Mercure gehört. Gädeke geht allein für die denkmalgerechte Sanierung des nach Entwürfen von Ludwig Persius im normannischen Burgenstil als eine der ersten Industrieanlagen Potsdams errichteten Persiusspeichers von Kosten in Höhe von 14 Millionen Euro aus. Dazu gehöre auch die komplette Sanierung der historischen Holzkonstruktion, die erhalten werden soll. Anschließend soll die Hälfte der Fläche als Ateliers an Künstler vermietet werden – für Mieten von 6,50 bis 7,50 Euro. Die andere Hälfte soll zu Büros oder Wohnungen umgebaut werden. Details müssten noch mit der Denkmalpflege geklärt werden, so Gädeke.

Eigentumswohnungen sollen gebaut werden

Finanziell reizvoll für die Investoren dürfte an dem Deal auch sein, dass nach dem Abriss des Anbaus auf der Seite Richtung Havel ein Neubau errichtet werden kann. Darin sollen laut Gädeke Eigentumswohnungen oder altersgerechte Wohnungen untergebracht werden. Eine Hotelnutzung schloss er aus. Der Neubau werde anschließend von Immeo bewirtschaftet. „Den Altbau will ich behalten“, so Gädeke.

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