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Palast Barberini: Klipp: Ausnahme für Hotelprojekt gefährdet die Mitte

Die Pläne von Unternehmerin Gertrud Schmack für ein Hotel Barberini an der Alten Fahrt sind Geschichte – zumindest, wenn es nach Potsdams Stadtspitze geht.

Innenstadt - Am 22. August soll das Stadtparlament den neuen Kaufvertrag für das Barberini-Grundstück zwischen Sanierungsträger Potsdam und der Bietergemeinschaft Lelbach-Stiftung/Hochtief absegnen. „Wir bereiten derzeit den Vertrag vor und wollen ihn so bald wie möglich schließen – mit Gremienvorbehalt“, sagte am Donnerstag Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Das heißt: Gibt das Stadtparlament in knapp zwei Wochen grünes Licht, ist das wichtigste Grundstück in der Potsdamer Mitte ein zweites Mal verkauft. Dann soll dort statt eines Hotels für 22 Millionen Euro für dieselbe Investitionssumme ein Wohn- und Geschäftshaus mit Restaurant und Veranstaltungsräumen in den zwei historischen Sälen entstehen.

Eindringlich warnte Baubeigeordneter Klipp die Stadtverordneten davor, Unternehmerin Schmack als bisherigen Eigentümerin des Areals Humboldtstraße 5/6 per Stadtparlamentsbeschluss eine zweite Chance zu verschaffen. Dies hatte die CDU-Fraktion in einem am Mittwoch erstellten Dringlichkeitsantrag für die Sitzung am 22. August angestrebt, diesen Antrag jedoch am Donnerstag wieder zurückgezogen. Am Mittwochabend hatte die Stadtspitze im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses über die Sachlage aus ihrer Sicht informiert. Danach sehe die CDU-Fraktion „keinen Handlungsbedarf mehr“, hieß es.

Es sei sehr bedauerlich, dass die Bestbieterin nicht in der Lage sei, ihr Projekt zu realisieren, so Beigeordneter Klipp am Donnerstag. Doch eine Nachfrist für Schmack oder ein erneuter Verkauf des Grundstücks an ihr Unternehmen würden den Wiederaufbau der Potsdamer Mitte massiv gefährden. Potsdam würde damit „Verfahrensregeln des Bieterverfahrens missachten“, so Klipp. Dies würde das Vertrauen des Immobilienmarkts in die Landeshauptstadt stark beeinträchtigen. Außerdem würde bei einer Ausnahmeregelung für Schmack der Nachrücker für das Barberini-Grundstück abspringen, so Klipp: „Die Bietergemeinschaft Lelbach/Hochtief steht nicht ewig zur Verfügung.“ Unternehmer Abris Lelbach habe signalisiert, dass er kein Interesse mehr habe, wenn die Stadt Investorin Schmack eine nicht verfahrenskonforme erneute Chance gewähren würde, so Klipp. Auch als Bestbieter für die Brauerstraße 2 an der Alten Fahrt, wo er einen Entwurf von Franco Stella realisieren will, würde Lelbach dann zurücktreten. Zudem gebe es auch nach dem neuen Vorstoß von Schmack vom Dienstag keine Hinweise darauf, dass es ihr gelingen könnte, einen Betreiber für das von ihr geplante Luxushotel Barberini zu finden, sagte Klipp.

Schmack hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und den Fraktionen im Stadtparlament am Dienstag geschrieben, dass sie kurz vor dem Abschluss eines Vorvertrags mit der Steigenberger Hotels AG stehe und hatte um eine Fristverlängerung gebeten. Das angefügte Schreiben des Chefs der Entwicklungsabteilung von Steigenberger weist aus, dass der Konzern sich für einen „variablen Pachtvertrag“ interessiert. Dies sei aber, so Klipp, nicht vergleichbar mit einem Betreibervertrag – denn nur bei diesem gehe das wirtschaftliche Risiko des Hotelbetriebs auf die Betreibergesellschaft über. Klipp und der Prokurist der Sanierungsträger Potsdam GmbH betonten auch, dass die von Schmack jetzt kritisierten Fristen im Kaufvertrag auf ihren eigenen Wunsch aufgenommen worden seien. So habe Schmack auf einer „auflösenden Bedingung“ bestanden. Diese hatte zur Folge, dass am 31. Juli der Kaufvertrag zwischen Barberini GmbH und Sanierungsträger erloschen ist, weil Schmack bis zu dieser bereits verlängerten Frist keinen Betreiber oder andere Sicherheiten für ihr Hotelprojekt vorgelegt habe. Unternehmerin Schmack, die seit zwölf Jahren das noble Hotel „Bayrisches Haus“ führt, wollte sich auf PNN-Anfrage nicht äußern.

Baubeigeordneter Klipp hofft nun, dass Lelbach/Hochtief schnell neue Eigentümer des Barberini-Grundstücks werden. Nur so lasse sich ein Bauverzug vermeiden. Denn ohne Baustart am Palast Barberini könnten wegen der Lage an der Alten Fahrt auch die Eigentümer der sechs weiteren Grundstücke nicht bauen. Klipp sagte, die Stadt traue Lelbach/Hochtief einen schnellen Bau zu. Unternehmer Abris Lelbach könne den Kaufpreis belegen, wolle einen Kaufvertrag ohne „auflösende Bedingung“ unterzeichnen und habe „eine Mannschaft, die das wuppen kann“. Die Barberini-Rekonstruktion gilt als sehr anspruchsvoll. Allein die Prachtfassade, 1771/72 die Carl von Gontard geschaffen, ist aufwendig. Den Entwurf für Lelbach hat der Potsdamer Architekturprofessor Bernd Albers erstellt. Er wird derzeit überarbeitet. Lelbach wolle auf die zunächst geplante Aufstockung des Palast Barberini doch verzichten, so Klipp.

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