zum Hauptinhalt
Das private Unternehmen Semmelhaack präsentierte Baupläne für ein Seniorenheim in der Ketziner Straße in Fahrland.

© Krispin Architekten

Öffentliche Sitzung des Potsdamer Gestaltungsrats: Mehr Läden für Golm, ein Dreiseitenhof für Fahrland

Der Gestaltungsrat diskutierte die Erweiterung des Wissenschaftsparks in Golm und Pläne für die Seniorenwohnanlage an der Ketziner Straße in Fahrland.

Potsdam - Abstrakte Themen wie das Wachstum der Stadt oder die Alterung der Bevölkerung werden greifbar, wenn es um konkrete Vorhaben geht. Zwei Beispiele waren am Freitag Thema im Potsdamer Gestaltungsrat: die langfristige Entwicklung von Golm und eine Seniorenwohnanlage in Fahrland. Beim ersten Thema ist die Stadtverwaltung selbst der Vorhabenträger, beim zweiten das Wohnungsunternehmen Semmelhaack. 

Das sechsköpfige Gremium gibt es seit 2010. Es ist mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung besetzt. Geleitet wird der Gestaltungsrat von Sophie Wolfrum, die lange Jahre Professorin für Städtebau und Regionalplanung an der Technischen Universität München war. Bauherren – egal ob privat oder öffentlich – können sich für ihre Vorhaben Ratschläge einholen. Pflicht ist das aber nicht. 

Soll das Areal in Golm Entwicklungsgebiet werden?

In Golm soll untersucht werden, ob ein 66 Hektar großes Areal zwischen dem Großen Herzberg und der Golmer Chaussee ein Entwicklungsgebiet werden könnte, um Erweiterungsmöglichkeiten für den Wissenschaftspark Golm zu schaffen, aber auch für Wohnungen und soziale Infrastruktur. Derzeit wird an einem Rahmenplan gearbeitet. Am Freitag (10.6.) wurde zum zweiten Mal ein Zwischenstand präsentiert. 

Demnach haben die Planer frühere Anregungen des Gremiums aufgegriffen, den Bereich um den Bahnhof als zentralen Ort für den gesamten Stadtteil zu entwickeln. Dort sollen Einzelhandel, Gastronomie und öffentliche Einrichtungen angesiedelt werden. Auch eine Trasse für eine mögliche Straßenbahnanbindung von Norden oder Süden soll freigehalten werden. Geblieben ist es dabei, dass Golm vor allem nach Norden wachsen soll. 

Gewerbe in der Mitte, Wohngebiete am Rand

Gewerbe soll mehr in der Mitte Platz finden, Wohngebiete eher am ruhigen Rand, wobei Abstand zum Wald gehalten werden soll. Die Planer schlagen mehrere zusätzliche Querungen der Bahntrasse vor. Auch Platz für eine weiterführende Schule und zwei wettkampftaugliche Sportplätze ist vorgesehen.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Beim Gremium kam das grundsätzlich an. „Die Einbettung in die Landschaft ist gerade in Potsdam wichtig“, so Wolfrum. Man wünschte sich aber, dass die Grünschneisen durch das Gebiet – die Planer nennen sie Fugen – stärker betont würden. Auch Stadtplanungschef Erik Wolfram zeigte sich zufrieden. „Wir brauchen ein überzeugendes Konzept, wenn wir später das Umweltministerium überzeugen wollen – denn das Projekt würde ins Landschaftsschutzgebiet eingreifen.“

Seniorenwohnanlage in Fahrland mit Satteldach

Als privater Bauherr holte sich das Unternehmen Semmelhaack mit seinen Plänen für eine Seniorenwohnanlage in der Ketziner Straße in Fahrland den Rat des Gremiums. Auf frühere Anregung habe man statt eines Staffelgeschosses nun ein Satteldach für das Hauptgebäude vorgesehen. Das füge sich besser in die Umgebung ein, hieß es. Statt 80 barrierefreien Wohnungen finden nun nur noch 60 dort Platz. 

Außerdem orientiert sich das Hauptgebäude in seiner Form an einem sogenannten Dreiseitenhof. Drumherum ist eine öffentlich zugängliche Grünanlage vorgesehen. Auch Arztpraxen und ein Pflegedienst sollen in das Gebäude integriert werden. Daneben sind drei kleinere Gebäude mit jeweils bis zu sechs seniorengerechten Wohnungen angeordnet sowie eine Apotheke an der Ketziner Straße.

Unwohlsein bei Investoren: Gremium war seit 2016 nicht mehr öffentlich

Bei den Experten kamen die Änderungen gut an. Es wurde geraten, das Satteldach auch um die Ecken des Hauptgebäudes herum zu ziehen und die Fassade zur Straßenseite markanter zu machen. Die Planungen sind ein Kompromiss, nachdem die Stadtverordneten im Jahr 2020 ein erstes Vorhaben einer Doppel- und Einfamilienhaussiedlung abgelehnt hatten. Parallel läuft ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans durch die Stadt.

2016 hatten die Stadtverordneten beschlossen, dass das Gremium nicht mehr öffentlich tagen soll. Immer mehr Investoren fühlten sich unwohl dabei, dass ihre Ideen vor breitem Publikum debattiert wurden, hieß es. Es sei schwieriger, Investoren zu finden, die sich dem Urteil stellen. Seit diesem Jahr gibt es wieder öffentliche Diskussionen. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) wünscht sich, dass dadurch eine breitere Debatte städtebaulicher Entwicklungen ermöglicht wird. Die nächsten Sitzungen sollen im September und November stattfinden. 

Zur Startseite