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In die Kläranlage Potsdam-Nord soll ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden.

© Sebastian Gabsch

Öffentliche Infrastruktur: Potsdams Stadtwerke wollen bis 2030 eine Milliarde Euro investieren

Das Geld soll in die Strom- und Wasserversorgung sowie in den öffentlichen Nahverkehr fließen. Geplant ist neben Geo- und Solarthermie auch ein neues Online-Portal.

Potsdam - Neue Filter in der Kläranlage, Solaranlagen und Geothermie: Mehr als eine Milliarde Euro wollen die Stadtwerke bis zum Jahr 2030 in Potsdam investieren. Jeweils rund 350 Millionen Euro sollen in die Bereiche der Strom- und Wasserversorgung fließen, 300 Millionen Euro in den öffentlichen Nahverkehr, unter anderem in die Anbindung von Krampnitz. Das verkündeten die beiden Geschäftsführer des kommunalen Unternehmensverbundes Sophia Eltrop und Jörn-Michael Westphal am Dienstag vor der Presse. Finanziert werden soll das Investitionsprogramm durch Eigenmittel, Fördermittel und Kredite. 

Einen zweistelligen Millionenbetrag wollen die Stadtwerke etwa in die Kläranlage Potsdam-Nord stecken. „Das ist durch das städtische Wachstum nötig, aber auch durch verschärfte Auflagen im Bereich Umweltschutz“, erläuterte Eltrop. So werde etwa gerade ein neuer Phosphatfilter eingebaut. Insgesamt sei die Wasserversorgung aber gut, versicherte sie: „Auch diesen Sommer werden wir gut überstehen, egal wie heiß es noch wird.“ 

Probebohrungen könnte es 2021 geben

Auch im Bereich erneuerbare Energie gibt es Pläne. So ist gerade ein Geothermieprojekt in der Genehmigungsphase beim Bergamt, wie Eltrop erläuterte. Etwa im Jahr 2021 rechne sie damit, Probebohrungen durchführen zu können. „Die Chancen stehen hier nicht schlecht, aber es bleibt spannend“, sagte sie. Das geografisch am nächsten gelegene, ähnliche Projekt befinde sich in Schwerin, dort hätten Bohrungen in 1600 Metern Tiefe Erfolge gebracht. 

Bereits begonnen hat der Bau einer sogenannten solarthermische Freiflächenanlage, ein Gelände mit Reihen von Solarpanelen. 5000 Quadratmeter umfasst die neue Anlage, etwas weniger als ein Fußballfeld. Sie entsteht neben dem Heizkraftwerk Potsdam-Süd.

Nach Angaben der Stadtwerke ist es die erste so große Solarthermieanlage in der Stadt. Bei der erneuerbaren Energie, so betonte Eltrop, müsse aber die Wirtschaftlichkeit stets im Blick bleiben. „Die Entwicklung der CO2-Preise auf dem Markt, die derzeit deutlich steigen, werden einen großen Einfluss darauf haben, ob sich konventionell oder erneuerbar künftig rechnet“, sagte sie. Weiter ausgebaut werden soll die Fernwärme. „Das Fernwärmenetz bleibt das beste Klimaschutzprojekt in ganz Potsdam“, schwärmte Eltrop. Es habe eine besonders effiziente Ausnutzung der fossilen Brennstoffe. 

Die Umsätze sind um vier Prozent gesunken

Bei der Pressekonferenz wurde auch die Bilanz des Jahres 2018 vorgestellt. Die Umsätze der Stadtwerke sind um rund vier Prozent auf 308 Millionen Euro gestiegen. Der Gewinn lag bei 11 Millionen Euro, vier Millionen weniger als im Jahr zuvor. Dieser Rückgang war prognostiziert worden, unter anderem wegen höherer Zuschüsse für Verkehr und Bäder. 

Zum zeitlichen Ablauf der Besetzung zentraler Posten in den Stadtwerke-Unternehmen nannte Westphal nun erstmals Details. Wie berichtet waren die Verträge mit den Geschäftsführern des Verkehrsbetriebs Potsdam (Vip), Oliver Glaser und Martin Grießner, im Mai vorzeitig beendet worden. Der Aufsichtsrat hatte dies mit Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Aufträgen begründet. Derzeit wird der Vip kommissarisch von Monty Balisch geführt.

Für die Neubesetzung soll zunächst für das zweite Halbjahr ein technischer Geschäftsführer kommissarisch eingesetzt werden. Parallel dazu läuft derzeit eine Ausschreibung für einen Personaldienstleister – sprich: Ein Headhunter soll helfen, die beiden Richtigen zu finden. Ab Ende Juli oder Anfang August sollen nach Angaben von Westphal dann die Anzeigen veröffentlicht werden, das Auswahlverfahren dann zum Jahresende oder spätestens im ersten Quartal des Jahres 2020 abgeschlossen sein. 


Zu seiner eigenen Position im Unternehmen blieb Westphal dagegen vage. Er führt die Stadtwerke offiziell nur kommissarisch, zeitgleich ist er auch bei der kommunalen Bauholding Pro Potsdam Geschäftsführer. Ursprünglich sollte der nach der Stadtwerke-Affäre 2016 eingesetzte Westphal nur ein Jahr auf dem Posten bleiben. Der Plan wurde dann geändert, unter anderem mit Verweis auf die vielen Projekte. Bei der Pressekonferenz sagte Westphal, er werde sich dazu mit der Stadtspitze abstimmen und „zu gegebener Zeit“ einen „geordneten Übergang“ einleiten. 

Einheitliche Logos für alle Unternehmen der Stadtwerke

Einen Fokus legten die Geschäftsführer auf die Kommunikation. In einem zweijährigen Leitbildprozess habe man das Selbstbild und die Werte des Konzerns genau beleuchtet, so Eltrop. Herausgekommen ist ein Heftchen im Hosentaschenformat, verteilt an alle Mitarbeiter. „Gemeinsam für eine Stadt für alle“ lautet die Vision. Ziel sei, die Zusammenarbeit der verschiedenen Unternehmen zu verbessern. „Es bedarf durchaus Anstrengung, um das jeden Tag zu leben“, gab Eltrop zu. Die einzelnen Logos, etwa von Vip oder der Stadtentsorgung Step, sollen nach und nach ersetzt werden durch das blau-gelb-grün-rote kreisförmige Symbol, das die Stadtwerke schon nutzten. 

Eine weitere Neuerung erwartet die Kunden Ende August: Dann soll das neue Online-Service-Portal der Energie- und Wasser Potsdam (EWP) starten. „Wir kommen bisher noch nicht so gut an die Neubürger heran, haben nicht voll und ganz Teil am Wachstum der Stadt“, so Eltrup.

Das neue Portal, auf dem Kunden ganz ohne Briefverkehr ihren Strom- und Gasanschluss bestellen, Zählerstände melden und Rechnungen abrufen können, soll helfen, diese Kunden zu erreichen. Geplant ist auch ein günstigerer Tarif für diejenigen, die ausschließlich online kommunizieren. „Dieses Angebot wollen wir dann sukzessive erweitern auf alle Bereiche der Stadtwerke“, kündigte Eltrop an. 

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