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Prinzessin Sophie von Preußen und Georg Friedrich Prinz von Preußen in der Oberlinkirche.

© Ulrich Wiltsch/Oberlinhaus

Oberlinhaus in Potsdam: Georg Friedrich Prinz von Preußen zum Antrittsbesuch

Georg Friedrich Prinz von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers, sprach in der Oberlinkirche in Potsdam über seine große Familie und das Finden des eigenen Weges. Das fiel ihm aber nicht immer leicht.

Potsdam - Im Kindergarten kamen eines Tages die Fragen: „Bist du ein Prinz? Trägt dein Vater eine Krone?“. Georg Friedrich Prinz von Preußen fand das blöd. „Ich wollte eigentlich ganz normal sein“, sagte der erwachsene Prinz von Preußen am Dienstag in der Oberlinkirche. Der Ururenkel des letzten Deutschen Kaisers, Wilhelm II., hielt die traditionelle Oberlinrede. Einmal im Jahr lädt der Verein des Diakonischen Unternehmens Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, die einen Bezug zum Oberlinhaus haben, rund um den Reformationstag in die kleine Babelsberger Kirche ein.

Merkel kam 2017 nach Potsdam

Im vergangenen Jahr sprach hier Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über Politik und eine Kindheit im Pfarrhaus. „In diesem November erinnern wir an 100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs, Ende der Monarchie und Beginn der Demokratie“, sagt Matthias Fichtmüller, theologischer Vorstand des Oberlinhauses. So habe es nahegelegen, bei Georg Friedrich Prinz von Preußen anzufragen. Auch, weil seine Ururgroßmutter, Kaiserin Auguste, 1904 maßgeblich zum Bau der Kirche beigetragen hatte: 15000 Mark spendete sie für den Bau, damals eine ganz ordentliche Summe, außerdem eine Bibel. Für den Ururenkel Prinz von Preußen wurde sie extra aus dem Archiv geholt.

Die Bibel. „Der evangelischen Kirchen Gemeinde in Nowawes z. Erinnerung“
Die Bibel. „Der evangelischen Kirchen Gemeinde in Nowawes z. Erinnerung“

© Steffi Pyanoe

Wie eine bedeutende Familie, Geschichte, Politik oder eben ein ganz normaler Alltag miteinander verflochten sein können, das lässt sich auch an seiner Familie ablesen.

„Biografie und Geschichte – den eigenen Weg finden“ lautete das Thema für den Redner. Dieser bedankte sich zunächst für die Musik. Bettina Lange von der Kammerakademie spielte – das passte zum flötespielenden Friedrich II.– Querflöte. „Damit haben Sie mir eine große Freude gemacht.“

Keine Rampensau

Der Prinz von Preußen ist jemand, der ruhig, beinahe bedächtig spricht. Tastend. Er ist keine Rampensau. Er nimmt seine Zuhörer langsam mit in dieses Leben, das im Dorf Fischerhude bei Bremen beginnt. Eine normale Kindheit, möglichst ohne Protokoll. Der Vater stirbt bei einem Bundeswehrunfall, als der Sohn ein Jahr alt ist. Die kleine Schwester war noch nicht geboren. Die Mutter erzieht die Kinder alleine. Dass irgendwas anders ist mit ihm, fällt ihm erst mit der Zeit auf. Paparazzi fotografieren die Mutter, wie sie mit beiden Kindern auf dem Fahrrad durch’s Dorf fährt. „Damals habe ich gespürt, dass sie große Angst hatte.“

"Familie ist Vergangenheit und Zukunft"

Die Familie, vor allem der Großvater, fängt den Verlust des Vaters ab, so gut es geht. „Familie ist wichtig und jeder hat eine. Familie ist Vergangenheit und Zukunft“, sagte Prinz von Preußen. Natürlich kann man sich seine Familie nicht aussuchen, aber man kann seinen eigenen Weg finden. Das sei ihm allerdings nicht immer leicht gefallen.

Plötzlich Chef der Hohenzollern

Als er 18 Jahre alt ist, stirbt sein Großvater Louis Ferdinand Prinz von Preußen und der Enkel wird plötzlich Chef des Hohenzollernhauses. „Müssen Sie sich manchmal rechtfertigen, nur weil Sie einer bekannten Familie entstammen?“, wollte Pfarrer Fichtmüller wissen. Ja, das gebe es, auch Anfeindungen, aber er habe gelernt, damit umzugehen. Der Prinz erzählte von der Herausforderung, seinen Kindern die Ahnen zu erklären. Die Größe der Familie. Er erzählt von der eigenen Schwester, die von Geburt an behindert ist und ihn auf dem Weg zur Trauung, 2011 in der Potsdamer Friedenskirche, an der Hand führte. „Sie gingen so selbstverständlich und liebevoll miteinander um, das hat mich sehr beeindruckt“, sagte Fichtmüller. Das habe ihn bestärkt, den Prinzen einzuladen. „Meine Schwester ist mein Rückhalt“ , sagte dieser.

Die Familie lebt nun in Babelsberg

Seit einem halben Jahr lebt er mit seiner Frau Sophie Prinzessin von Preußen und ihren gemeinsamen vier kleinen Kindern in Babelsberg und pendelt zur Arbeit nach Berlin. Insofern fühle sich der Abend in der Kirche an wie ein nachbarschaftlicher Antrittsbesuch. Im Publikum saßen viele Babelsberger, viele, die Oberlin verbunden sind, ebenso die SPD-Landtagsabgeordneten Klara Geywitz und Erik Stohn und Potsdams designierter neuer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Manche Gäste hatten Bücher mitgebracht, die sie sich beim anschließenden Empfang in der Oberlinschule vom Prinzen signieren ließen.

Merkelbürste oder Preußenschrubber?

Zum Abschied bekam auch der Prinz ein ganz praktisches Geschenk: einen Handfeger aus der Oberlinwerkstatt, wie ihn 2017 auch die Kanzlerin bekam. „Die Merkelbürste“, sagte Fichtmüller. „Ab heute Preußenschrubber“, antwortete der Beschenkte.

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