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Nikolaisaal: Ein Cello zu Besuch in der Grundschule

Cellistin Anouchka Hack ist eine neue Musikerin im Nikolaisaal in Potsdam. Zum Auftakt einer neuen Konzertreihe besuchte sie die Grundschule am Bornstedter Feld.

Von Birte Förster

Potsdam - Fröhlichkeit, Wut, Grusel oder Trauer: In einem Klassenraum in der Grundschule am Bornstedter Feld rufen Schüler verschiedene Emotionen in den Raum. Diese übersetzt Musikerin Anouchka Hack mit ihrem Cello dann eindrucksvoll in Musik. Und zwar anhand eines Stücks, der Suite für Violoncello von Gaspar Cassador, das sie mehrmals wiederholt. Sie verleiht dem Stück jeweils eine neue emotionale oder atmosphärische Färbung. Die voluminösen Klänge erfüllen den ganzen Raum. Andächtig sitzen die Schüler im Kreis um sie herum und lauschen ihrem Spiel. „Das Cello hat so viele Ausdrucksmöglichkeiten“, sagt die 23-jährige Musikerin den Sechstklässlern.

Die Cellistin ist im Rahmen der neuen Konzertreihe „Debüt im Nikolaisaal“ am Montagvormittag zu Besuch an der Schule. Das Format sieht vor, dass sich vier neue Musiker im Potsdamer Nikolaisaal in Gesprächskonzerten im Foyer vorstellen. Parallel dazu präsentieren sie sich und ihr Instrument an verschiedenen Potsdamer Schulen den Kindern und Jugendlichen und geben einen Einblick in ihr Leben als Musiker. Die vier jungen Künstler, darunter auch ein Pianist, ein Schlagzeuger und ein Sopran-Sänger seien in den nächsten drei Jahren an den Nikolaisaal gebunden, berichtet Auli Eberle, zuständig für das Education-Programm des Nikolaisaals. Ziel sei es, dass die jungen Musiker neben Kammerkonzerten und Auftritten mit Orchester im großen Saal auch in der Musikvermittlung tätig werden. Die Künstler sollten dazu befähigt werden, selbst Bildungsarbeit zu machen, erklärt Eberle. Neben der Grundschule am Bornstedter Feld seien auch Besuche an der Rosa-Luxemburg-Schule sowie an der Regenbogenschule in Fahrland geplant.

Anouchka Hack meistert ihre Aufgabe dabei mit Bravour. Dass sie bereits öfter vor einer Klasse stand, um ihre Musik vorzustellen, ist nicht zu übersehen. Sie beantwortet die vielen Fragen der sichtlich interessierten Kinder, die aufmerksam zuhören, wenn Hack von ihrem Werdegang berichtet. Oder, wenn sie immer mal wieder kurze Passagen vorspielt, wie von Johann Sebastian Bach oder dem italienischen Komponisten Alfredo Piatti. Und die Stücke Epochen wie der Romantik oder der Zeit des Barock zuordnet.

Sie erzählt, dass sie in einer Musikerfamilie aufgewachsen ist und bereits im Alter von sechs Jahren angefangen hat, das Instrument zu lernen. Außerdem stellt sie den Aufbau des Cellos vor und berichtet von besonderen Herausforderungen auf Konzertreisen: zum Beispiel, dass sie im Flugzeug immer einen zweiten Platz für ihr Cello buchen muss. Was ihr an ihrem Instrument so gut gefalle, will ein Schüler wissen. Sie finde „den Klang so wunderschön“, erklärt Hack. Zudem sei es möglich, viele verschiedene Klangfarben aus dem Instrument herauszuholen.

Wie oft sie üben muss, ist auch eine Frage, die die Schüler interessiert. Sechs Stunden täglich verbringe sie an ihrem Instrument, erzählt die Musikerin. Es sei „wie ein Sporttraining“. Zu Anfang habe es weh getan, wenn sie den ganzen Tag auf den Stahlsaiten des Instruments spielte. Und nicht jeden Tag habe sie Lust zu üben, manchmal sei es auch sehr anstrengend, antwortet sie auf eine entsprechende Frage eines Schülers. Aber die Bemühungen hätten sich gelohnt, sie habe ihren Traum verwirklicht, sagt Hack, die auch an der Barenboim-Said Akademie in Berlin studiert.

Für viele Schüler ist es die erste Begegnung mit einer professionellen Musikerin. Es sei spannend gewesen, das Cello kennenzulernen – für sie ein bislang unbekanntes Instrument, wie eine elfjährige Schülerin berichtet. Sie selbst spiele Flöte und Klavier. Seit einer Weile wolle sie auch ein Streichinstrument lernen und zwar die Bratsche. Der Besuch der Musikerin hat ihre Motivation zusätzlich gesteigert. „Jetzt habe ich noch mehr Lust darauf“, sagt die Schülerin.

Auch die Cellistin lernt bei dem Besuch

Dass die Schüler offen und interessiert auf ihren Besuch reagieren, habe sie bisher häufig erlebt, erzählt Hack im anschließenden Gespräch. „Ich bin immer angetan, wie aufmerksam die Schüler sind“, sagt sie. Und sie sei erstaunt darüber, wie viele Schüler selbst ein Instrument spielen. In der sechsten Klasse der Grundschule am Bornstedter Feld melden sich mehr als die Hälfte der Kinder, als Hack danach fragt. Es sei schön, dass die Kinder diesen Zugang bekommen, sagt sie. Durch ihren Besuch erführen viele außerdem, was man mit so einem Instrument machen könne und, „dass es sich lohnt, dran zu bleiben“. Anders als dieses Mal spiele sie oft auch Stücke vor, und die Schüler müssten raten, welche Stimmung die Musik beschreibe. Oft seien die Antworten dabei sehr unterschiedlich. „Die Schüler denken noch nicht so in Konventionen“, sagt Hack. So erlebe sie bei solchen Zusammentreffen mit Schülern oft, wie unterschiedlich Musik wahrgenommen werde.

Anouchka Hack tritt am 24. September um 19 Uhr zusammen mit ihrer Schwester, der Pianistin Katharina Hack, in einem Gesprächskonzert im Foyer des Nikolaisaals auf.

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