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Neuer Veranstaltungssaal für Potsdam?: Mitteschön will Garnisonkirche mit historischem Kirchenschiff

Eigentlich soll das Kirchenschiff der Garnisonkirche ein modernes Antlitz bekommen. Doch Mitteschön will eine historische Konstruktion - und argumentiert mit den vielen Sitzplätzen, die entstehen würden.

Potsdam - Die Initiative Mitteschön schlägt vor, auch das Kirchenschiff der Garnisonkirche wieder aufzubauen und dieses sowohl für Gottesdienste als auch für Veranstaltungen zu nutzen. Dort könnten 2800 Menschen Platz finden, so Sprecherin Barbara Kuster bei der Vorstellung der "Vision für die Garnisonkirche" am Mittwoch. "Ein Saal in dieser Größenordnung fehlt in der Potsdamer Innenstadt", sagte sie. Der Nikolaisaal habe 800 Plätze, die Nikolaikirche 1000 bis 1200. 

Aus Sicht der Initiative müsste das Kirchenschiff nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden - abgesehen von kleineren Abweichungen. "Nur mit dem vollständigen Bauwerk kann unsere ganze Geschichte erzählt werden", so Kuster. Außerdem würde dies "runder, harmonischer" aussehen und der Turm, der derzeit äußerlich originalgetreu wieder aufgebaut wird, nicht von modernen Gebäuden "erschlagen". 

Bislang ist allerdings ein Kirchenschiff in moderner Kubatur geplant. So geht auch der kürzlich veröffentlichte Kompromissvorschlag von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) davon aus, dass das Schiff "kein rein historischer Nachbau" werden soll. Bereits die evangelische Kirche hatte ihren Millionenkredit für den Turmbau mit der Forderung verknüpft, dass am Kirchenschiff der Bruch mit der Geschichte architektonisch klar erkennbar sein müsse.  Und sogar Alt-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hatte schon 2017 erklärt, das Kirchenschiff könne auch eine moderne äußere Gestalt haben - er ist auch Mitglied im Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche. 

Auch Innen soll alles so aussehen wie früher

Mitteschön will aber weder von einem modernen Äußeren, noch von einem zeitgenössischen Inneren etwas wissen. Auch der Innenraum soll nach dem Willen der Initiative wie einst aussehen, samt Altar, Emporen und Deckenstuck. 

Dort könnten große geistliche und auch kirchenmusikalische Veranstaltungen stattfinden. "Das Kirchenschiff hatte einen sensationellen Klang. Ich bin mir sicher, dass das wieder so wäre", so Kuster. Auch an nicht-kirchliche Musikveranstaltungen denkt Mitteschön, genauso wie etwa Podiumsdiskussionen. "Mit diesem Ambiente würde man sicher tolle Gesprächspartner bekommen. Das klingt doch schon ganz anders, als wenn man in die Nagelkreuzkapelle eingeladen wird", sagte Kuster. 

Auch Jugendarbeit könne sich Mitteschön vorstellen, dafür sei im früher ungenutzten Dachstuhl ausreichend Platz. Auch eine  Begegnungsstätte mit dem Schwerpunkt "östliche Nachbarländer" schwebt der Initiative vor, das wäre dann auch ein Alleinstellungsmerkmal für Potsdam. Über die konkrete Finanzierungspläne könne man noch nichts sagen. "Man kann sich ja erst Geld wünschen, wenn man weiß, wofür man es will", sagte Kuster. 

Die Garnisonkirche wurde 1945 weitgehend zerbombt, die Ruine 1968 in der DDR abgerissen. Seit einigen Monaten wächst der Turm wieder in die Höhe,  in dem ein Versöhnungszentrum entstehen soll. Mitte 2022 soll das knapp 90 Meter hohe Bauwerk fertig sein. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. 

Der Wiederaufbau ist umstritten

Das Wiederaufbauprojekt ist seit Jahren umstritten. Befürworter argumentieren mit der Bedeutung des Bauwerks für das Stadtbild, Kritiker monieren die Rolle der Kirche zur Nazizeit und werfen der Garnisonkirchen-Stiftung vor, die braune Vergangenheit nur unzureichend aufzuarbeiten. Auch Schuberts Vorschlag erntete neben einiger Zustimmung auch Kritik – so will etwa die Linke das Schiff gar nicht erst bauen und stattdessen das Rechenzentrum erhalten. 

Mitteschön-Sprecherin Kuster betonte am Mittwoch, dass die nun vorgestellten „Visionen“ lediglich Wünsche einer Gruppe von Bürgern seien. „Letztendlich entscheiden muss das natürlich die Stiftung Garnisonkirche.“ 

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