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Die Straßenbahnlinie 96 soll künftig wieder an Wochenenden auch nachts durch Potsdam fahren. 

© Andreas Klaer

Neuer Plan für Nahverkehr in Potsdam: Tram soll auch nachts fahren

Neue Strecken, neue Fahrzeuge und ein erweitertes Angebot: Potsdams neuer Nahverkehrsplan nennt ehrgeizige Ziele. Nach mehr als 20 Jahren sollen auch nachts wieder Straßenbahnen fahren.

Potsdam - Potsdam will in den nächsten Jahren seinen öffentlichen Nahverkehr verbessern. Dazu soll der Ausbau neuer Strecken geprüft, die Fahrzeugflotte modernisiert und das Angebot erweitert werden. So sollen die Straßenbahnen der Linie 96 künftig an Wochenenden nachts durchfahren, mehr Busse sollen im Süden Babelsbergs, in Bornstedt und zum Bahnhof Park Sanssouci fahren. Auch die Fähre von Hermannswerder nach Potsdam-West soll länger in Betrieb sein. All dies geht aus dem Entwurf für den neuen Nahverkehrsplan hervor, der am Donnerstag von Potsdams Stadtentwicklungsdezernenten Bernd Rubelt (parteilos) vorgestellt wurde.

Bis Potsdamer Nachtschwärmer mit der Tram von Konzerten und Partys heimfahren können, wird es noch ein bisschen dauern. In ein bis zwei Jahren könnte es soweit sein. „Ein Ziel könnte der Fahrplanwechsel 2021 sein“, sagte der Bereichsleiter Verkehrsentwicklung, Norman Niehoff. Die Linie 96 vom Kirchsteigfeld zum Campus Jungfernsee soll an den Wochenendnächten im 30-Minuten-Takt verkehren und am Hauptbahnhof jeweils Anschluss an die S-Bahn haben. Besonders Fahrgäste aus dem Südosten Potsdams würden so Zeit sparen können. Denn bisher braucht beispielsweise der Nachtbus N17 vom Johannes-Kepler-Platz zum Potsdamer Hauptbahnhof 30 Minuten, die Tram schafft die Strecke in 19 Minuten.

Alle fünf Jahre wird mit dem Nahverkehrsplan ein neuer Rahmen für den öffentlichen Nahverkehr erarbeitet. Die Arbeit am aktuellen Planwerk hat schon im vergangenen Jahr begonnen. Es läuft bis 2023. Der Plan wird den Stadtverordneten in ihrer Sitzung Anfang März vorgelegt. Auf seiner Grundlage kann der Verkehrsbetrieb (ViP) beispielsweise Ausschreibungen starten, den Fahrplan konzipieren und den Finanzbedarf kalkulieren. Details zu Linienführungen und Takten sind hingegen nicht Bestandteil des Planwerks. Vorangegangen sind auch mehrere Bürgerversammlungen unter anderem zum Potsdamer Nordwesten oder zur Beschleunigung des Busverkehrs. Außerdem sind auch Beschlüsse der Stadtverordneten eingeflossen.

Autoverkehr soll nicht zunehmen

Das erklärte Ziel der Stadt ist, dass der Autoverkehr trotz des Einwohnerzuwachses nicht weiter zunehmen soll. Folglich müssen mehr Potsdamer vom Auto auf Tram, Bus oder Fahrrad umsteigen oder zu Fuß gehen. Der weitere Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs soll dazu beitragen. Auch die anspruchsvollen Klimaziele zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes sollen so erreicht werden, hieß es am Donnerstag.

Neben dem Nachtverkehr der Tram gibt es noch weitere Maßnahmen, die kurzfristig angegangen werden sollen: Insbesondere der Babelsberger Süden und die Gartenstadt Bornstedt sollen an das Busnetz angeschlossen werden. Zudem ist eine direkte Busanbindung für den Treffpunkt Freizeit vorgesehen. 

Auch vorhandene Angebote sollen erweitert werden. Unter anderem soll der Takt auf der Buslinie 693 verdichtet werden. Auf den Prüfstand sollen auch die Busverbindungen von Bornstedt und Bornim in Richtung Bahnhof Park Sanssouci gestellt werden. Von einer besseren Anbindung dieses Bahnhofes verspricht sich Rubelt auch eine Entlastung für die Strecken in die Innenstadt. Außerdem soll eine Busspur in der Potsdamer Straße geprüft werden, damit die Busse dort nicht im Stau stecken bleiben.

19 neue Niederflurtrams sollen gekauft werden

Bis 2023 will Potsdam auch die Modernisierung der Fahrzeugflotte des Verkehrsbetriebs vorantreiben. Wie berichtet hatte der ViP im Januar eine Markterkundung für die Anschaffung von insgesamt 19 neuen Niederflurstraßenbahnen ab 2024 ausgeschrieben – Stückpreis rund vier Millionen Euro. „Es gab viele Interessenten“, so Rubelt. Der Kauf solle noch im ersten Halbjahr 2020 ausgeschrieben werden. Das Geld dafür sei auch in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt vorgesehen, so Rubelt. Die neuen Trams sollen bis 2025 auch die nichtbarrierefreien Tatra-Straßenbahnen ersetzen. Um Potsdams Klimaziele zu erreichen, soll langfristig die Busflotte auf umweltverträgliche Antriebe umgestellt werden. Dazu soll eine Machbarkeitsstudie verschiedene Antriebstechniken analysieren.


Langfristig sollen neue Tramstrecken nach Golm und von Babelsberg zum Stern geprüft werden. Wie berichtet soll der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Golm ausgebaut werden. In Labors, Büros und Instituten sollen in den nächsten Jahren rund 1000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. „Das ist ein Stadtentwicklungsschwerpunkt“, sagte Rubelt. 

Die Verbindung zwischen Babelsberg und Stern wünscht sich der Verkehrsbetrieb auch, um bei Störungen an der Langen Brücke flexibler zu sein. Beide Strecken wurden vor einigen Jahren schon einmal untersucht. „Seitdem hat sich allerdings viel verändert“, so Niehoff. Das könnte auch Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit haben. 

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